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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bourbon; Bourbonischer Hausvertrag; Bourbonnais; Bourbonne; Bourbonrosen; Bourboule

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Bourbon (Charles) - Bourboule

généalogique et chronologique de la maison royale de B.(2 Bde., ebd. 1825); Mure, Histoire des ducs de B. (3 Bde., ebd. 1860‒68); Dussieux, Généalogie de la maison de B. de 1256 à 1869 (ebd. 1869).

Bourbon (spr. burbóng), Charles, genannt der Connétable von B., aus einer jüngern Linie des Hauses B. (s. d.), Sohn des Grafen Gilbert von Montpensier, geb. 17. Febr. 1490, vereinigte durch die Vermählung mit Susanne, Erbin des letzten Trägers der ältern Linie von B., Herzogs Peter von Bourbon-Beaujeu, als der mächtigste Vasall der franz. Krone ein Gebiet, dessen Einkünfte man auf 120000 Ecus berechnete. Unter Ludwig ⅩⅡ., der jene Ehe selbst vermittelte, nahm der hochstrebende, tapfere, freigebige und leutselige Herzog auch am Hofe und im Staate eine große Stellung ein, und auch unter Franz Ⅰ., der ihn für den Sieg über die Schweizer bei Marignano 1515 zum Connétable ernannte, wußte er sich mehrere Jahre als der erste Mann des Reichs zu behaupten und wurde Gouverneur von Mailand. Allmählich aber änderte sich das gute Verhältnis; B. ward aus Mailand zurückberufen, von den Staatsgeschäften ausgeschlossen, und als Susanne 1522 starb, trat des Königs Mutter, Luise von Savoyen, als Nichte Herzog Peters, demnach Mitglied der ältern Linie, und neben ihr die Krone selbst mit Ansprüchen hervor. B. beschloß, mit Hilfe Karls Ⅴ. und Heinrichs Ⅷ. von England die Rechte und Güter wiederzuerlangen, die in dem schon begonnenen Prozeß ihm verloren zu gehen drohten. Im Juli 1523 schloß er mit einem Abgesandten Karls Ⅴ. einen Vertrag ab, der auf eine Invasion Frankreichs vom Rhein, den Pyrenäen und dem Kanal her und auf eine Schilderhebung B.s hinauslief; der Connétable sollte eine Schwester Karls Ⅴ. heiraten und hoch emporsteigen. Aber alles wurde verraten, und B. mußte Sept. 1523 über Besançon in die Grafschaft Pfirt fliehen. Die Einfälle der Verbündeten B.s in Frankreich scheiterten, und da die Franzosen ihrerseits in Italien einbrachen und die Entscheidung des Krieges sich dorthin zog, so mußte auch B. über die Alpen gehen. Als «kaiserl. Statthalter» war er unter den Befehlshabern Karls Ⅴ., die 1524 die Franzosen aus Italien verdrängten. Er führte das siegreiche Heer in die Provence und unternahm die Belagerung Marseilles, aber vergeblich. Das Unglück, das jetzt die kaiserl. Waffen traf, machte B. nicht verzagt. Er war unter den Siegern von Pavia, Febr. 1525 (s. Franz Ⅰ.). An den gefangenen Franz stellte Karl Ⅴ. u. a. das Ansinnen, B. in Mittelfrankreich ein Königreich zuzugestehen. Als der Krieg in Italien von neuem ausbrach, war B. neben Georg von Frundsberg Führer der span.-deutschen Söldnerhaufen, die am 6. Mai 1527 Rom erstürmten und plünderten. Einer der ersten, fiel er durch eine Kugel beim Erklettern der Mauern. Neben andern hat Benvenuto Cellini die Ehre beansprucht, den glücklichen Schuß gethan zu haben. – Vgl. Histoire de Bourbon écrite par son secrétaire Marillac, bei Laval, «Dessins des professions nobles» (Par. 1605); Mignet, Rivalité de François Ⅰ et de Charles-Quint (2 Bde., 3. Aufl., ebd. 1886); P. Paris, Études sur François Ⅰ, Bd. 2 (ebd. 1885).

Bourbon (spr. burbóng), Luis Maria von, Infant von Spanien, Kardinal und Erzbischof von Toledo, geb. 22. Mai 1777, Sohn des Infanten Luis (eines Bruders Karls Ⅲ.), erhielt 1800 den Kardinalshut und das Bistum Sevilla, später das Erzstift Toledo. Während der franz. Occupation Präsident der Regentschaft von Cadix, sanktionierte er die Dekrete der Konstituierenden Versammlung der Cortes. Von dem zurückkehrenden Könige erhielt er deshalb seinen Abschied und wurde als entschieden konstitutionell in seine Diöcese verbannt, der Verwaltung wie der Einkünfte seines Stifts beraubt. Nach der Revolution vom März 1820 machte der König B. zum Präsidenten der Provisorischen Regierungsjunta. Bei der Errichtung der konstitutionellen Regierung erhielt er eine Stelle im Staatsrat, starb aber schon 19. März 1823.

Bourbonischer Hausvertrag (Familienpakt) wird vorzugsweise der Bund genannt, den die aus bourbonischem Stamme entsprossenen Regentenhäuser von Frankreich, Spanien, Neapel-Sicilien-Parma auf Betreiben des Ministers Choiseul 15. Aug. 1761 zu Paris abschlossen. Der Vertrag garantierte gegenseitig alle Besitzungen der bourbonischen Häuser und schuf eine gemeinsame Basis für ihre Politik. Doch war der Erfolg nur die gemeinsame Niederlage der bourbonischen Höfe, die Febr. 1763 zu dem Pariser Frieden führte; trotzdem blieb der Familienpakt für die Politik der Mächte bis zur Französischen Revolution maßgebend.

Bourbonnais (spr. burbonnäh), eine wellige Terrassenlandschaft in der Mitte Frankreichs, nördlich vom Hochlande der Auvergne, reich an Getreide, Obst, Wein, Eisen, Marmor und Mineralquellen, bildete 1327‒1523 das Herzogtum Bourbon, dann als Kronland eine besondere Provinz, die das Depart. Allier und Teile der Depart. Cher, Creuse und Puy-de-Dôme, im ganzen 8039 qkm umfaßte. Hauptstadt war Moulins. – Vgl. Coiffier-Demoret, Histoire du B. et des Bourbons (2 Bde., Par. 1814‒16); J. A. Rayeur und A. Vayssière, Le B., le sol et ses habitants (2 Tle., Moulins 1888).

Bourbonne (spr. burbónn), häufiger Ortsname in Frankreich, darunter Bourbonne-les-Bains (spr. lä bäng), Hauptstadt des Kantons Bourbonne-les-Bains (217,86 qkm, 16 Gemeinden, 12883 E.) im Arrondissement Langres des franz. Depart. Haute-Marne, am Südostabhange des Plateau von Langres, an der Apance (208 m hoch) und an der Linie Vitrey-B. der Franz. Ostbahn, hat (1891) 3742, als Gemeinde 4148 E., Fabrikation von Wollwaren und Messern, 12 Kochsalzquellen von 50 bis 60° C., von denen 3 gegen rheumatische, skrofulöse und syphilitische Leiden benutzt werden, 2 große Badeanstalten, ein großes Militärhospital für 600 Kranke und Ruinen einer röm. Wasserleitung. Aufgefundene Altertümer weisen den röm. Ort Vernova Castrum nach, und einige Reste das feste Schloß, das Theodorich Ⅱ. um 612 hatte bauen lassen. – Vgl. Causard, B. et ses eaux minerales (3. Aufl. 1884).

Bourbonrosen (spr. burbóng-), s. Rose.

Bourboule (spr. burbuhl), Badeort im Kanton Rochefort, Arrondissement Clermont des franz. Depart. Puy-de-Dôme (Auvergne), an der Dordogne und am Fuße eines großen Granitfelsens in 850 m Höhe, 7,5 km westnordwestlich vom Mont-Dore, hat 1161, als Gemeinde 1708 E., Post, Telegraph, zahlreiche Hotels und vorzügliche Badeeinrichtungen. Die 7 Thermen von 19 bis 61° C., deren beide wichtigsten (Choussy und Pierrière) täglich 576000 l Wasser liefern, sind salinisch und sehr arsenikhaltig und werden daher gegen Hautkrankheiten. Skrofel-^[folgende Seite]