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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bravour; Brawe; Bray

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Bravour - Bray (Anna Eliza)

der Provinz Badajoz, studierte zu Sevilla und Salamanca Theologie, dann Rechtswissenschaft und ließ sich 1825 in Sevilla als Advokat nieder. Nach Ferdinands VII. Tode erhielt er die Stelle des Fiskals zu Caceres. Als 1835 die Progressisten ans Staatsruder gelangten, gab er das Amt auf, trat wieder in den Advokatenstand zurück und gründete mit Pacheco zu Madrid die Zeitschrift "Boletin de jurisprudencia". Im folgenden Jahre wurde er zum Sekretär im Justizdepartement im Ministerium Isturiz befördert. Schon nach einigen Monaten führte ihn die Revolution von La-Granja (12. Aug. 1836) zur Advokatur zurück. Er stiftete jetzt mit Gleichgesinnten die Zeitschrift "El Porvenir", worin er der'Progressistenpartei Opposition machte, und ward 1837 in der Provinz Sevilla in die Cortes gewählt. Nach der bald erfolgenden Cortesauflösung mußte B. seine polit. Wirksamkeit auf die Opposition in dem von ihm mitbegründeten "Piloto" beschränken. Erst 1839 gelangte er aufs neue in die Cortes und war nun ein Hauptredner der Moderados (s. d.). Nach der Flucht der Maria Christina im Okt. 1840 mußte er in die Baskischen Provinzen und von da nach Frankreich flüchten. Hier blieb er bis zum Sturze Esparteros im Juli 1843. Anfang 1847 übernahm er das Portefeuille der Justiz in dem Übergangskabinett des Herzogs von Sotomayor, gab es aber, als Pacheco an die Spitze der Regierung trat, zurück. Doch noch in demselben Jahre kam Narvaez wieder ans Ruder, und B. übernahm in dessen Ministerium nacheinander die Departements des Handels, des öffentlichen Unterrichts und der Finanzen. Als gegen Ende 1850 aufs neue der Zwiespalt unter den Moderados ausbrach, trat er 1851 an Narvaez' Stelle an die Spitze eines neuen Kabinetts. Er wollte die Konstitution von 1845 im absolutistischen Sinne revidieren, mußte aber 1852 dem General Lersundi weichen und nach der Revolution von 1854 Spanien verlassen. 1856 zurückgekehrt, übernahm er mehrmals wichtige diplomat. Missionen, lebte nach dem Sturze Isabellas gänzlich von Geschäften zurückgezogen in Madrid und starb daselbst 11. Jan. 1873.

Bravour (frz., spr.-wuhr), Tapferkeit; in der Musik insbesondere die glänzende Überwindung aller technischen Schwierigkeiten; daher Bravourstück, Bravourarie, auf den bravourvollen Vortrag berechnete Kompositionen von besonderer Schwierigkeit (s. Arie).

Brawe, Joachim Wilh. von, Dramatiker, geb. 4. Febr. 1738 zu Weißenfels, wurde in Schulpforta erzogen, studierte zu Leipzig und stand auch mit Lessing in Verkehr. 1756 bewarb er sich mit "Der Freigeist" um den von Nicolai bei Stiftung der "Bibliothek der schönen Wissenschaften" ausgesetzten Preis für das beste Trauerspiel und erhielt nur das Accessit (s. Cronegk). Noch ehe er das Urteil erfahren hatte, schrieb er das Trauerspiel "Brutus", eins der ersten deutschen, in reimlosen fünffüßigen Iamben geschriebenen Originaldramen (neu hg. von Minor, Stuttg. 1883). B. starb bereits 7. April 1758 zu Dresden. Lessings Bruder und Ramler gaben seine beiden Stücke (Berl. 1767) heraus. - Vgl. Sauer, J. W. von B., der Schüler Lessings (Straßb. 1878).

Bray (spr. bräh), Landschaft des alten Frankreich, die zum Teil zur Normandie gehört und sich bis in das Beauvaisis hinein erstreckt, umfaßt das Kreideplateau, auf welchem die Flüsse Bresle, Epte, Andelle und Béthune entspringen. Ihre reichen Weiden ernähren große Herden, welche die Butter von Gournay und die Käse von Neuchâtel liefern. Die wichtigsten Orte von B. sind Forges, Neuchâtel, Aumale, Gournay, Argueil, Formerie und Songeons. Der etwa 75 km lange und 250 m hohe Rücken von B. trägt auch herrliche Wälder.

Bray (spr. breh), irische Küstenstadt, 21 km südöstlich von Dublin, durch den B. in zwei Teile geteilt, der größere zur Grafschaft Wicklow, der kleinere (Little B.) zur Grafschaft Dublin gehörig, hat (1891) 4449, mit Little B. 6888 E. und ist wegen seiner schönen Umgebung und seines gesunden Klimas ein besuchtes Seebad und Winteraufenthalt (das "irische Brighton" genannt) mit zahlreichen Villen.

Bray (spr. breh), Anna Eliza, geborene Kempe, engl. Schriftstellerin, geb. 25. Dez. 1790 zu London (Newington), heiratete den Sohn des bekannten Malers Stothard und begleitete ihn 1818 durch die Normandie, Bretagne und benachbarte Teile Frankreichs (vgl. ihre Letters written during a tour through Normandy, Brittany etc., Lond. 1820, mit Zeichnungen ihres Gatten). Nach dessen frühem Tode vollendete sie seine "Monumental effigies of Great Britain" (Neuausg. 1876) und gab "Memoirs" über ihn heraus (1823). Bald darauf vermählte sie sich mit E. A. Bray, Vikar zu Tavistock (gest. 1857). Sie starb fast blind 21. Jan. 1883 zu London. Das Studium Shakespeares sowie Chaucers und Scotts hatte ihr die Richtung auf das Mittelalter gegeben, was in ihren Reisewerken, namentlich in "Tour through the mountains and lakes of Switzerland" (1841) und ihren vielen Romanen hervortritt, die treu geschichtliche, meist der Vorzeit Westenglands entnommene Stoffe behandeln. Zu diesen gehören "De Foix" (3 Bde., Lond. 1826), "The white hoods" (3 Bde., ebd. 1828), "The Protestant" (1829), "Fitz of Fitz-Ford, a legend of Devon" (1830), "The Talba, or Moor of Portugal" (3 Bde., 1834), "Warleigh, or the fatal oak" (3 Bde., 1836; deutsch von Petri, 3 Bde., Braunschw. 1837), "The borders of Tamar and the Tavy" (1836; 2. Ausg. 1879), "Trelawny of Trelawne" (3 Bde., 1837), "Henry de Pomeroy, or the eve of St. John" (1842; deutsch von Petri, 3 Bde., Grimma 1846). Eins ihrer besten Werke ist "Courtenay of Walreddon" (3 Bde., Lond. 1844). Die "Novels and romances" (10 Bde., ebd. 1845-46; neue Ausg. 1884) fassen die histor. Romane zusammen, die mehrmals gedruckt und nach der 2. Ausgabe von Bärmann (21 Bdchn., Kiel 1835-38) und von Bruckbräu (12 Bde., Augsb. 1838-39) verdeutscht wurden. Ein späteres Werk, "Trials of domestic life" (3 Bde., Lond. 1848), enthält Schilderungen aus dem Leben Südwestenglands. Der anziehenden, schön illustrierten Biographie ihres Schwiegervaters Stothard ("Life of Thomas Stothard", Lond. 1851; 2.Aufl., ebd. 1861) folgten die treffliche Kinderschrift "A peep at the Pixies" (ebd. 1853) und "Handel, his life, personal and professional, with thoughts on sacred music" (ebd. 1857), fleißig, aber als Ganzes mangelhaft. Ihres zweiten Gatten "Poetical remains" (2 Bde., Lond. 1859) veröffentlichte sie mit Lebensbeschreibung. Sie schrieb noch: "The good St. Louis and his times" (Lond. 1870), "The revolt of the protestants of the Cevennes" (ebd. 1870), "Hartland Forest, a legend of North Devon" (1871), "Joan of Arc and the times of Charles VII of France" (1874), "Roseteague" (1874) und "Silver linings, or light and shade" (1879). -