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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Brayera; Bray (Otto Camillus Hugo, Graf von Bray-Steinburg); Braza; Brazil; Brazlaw; Brazos; Brazos de Santiago; Brazza; Brazza (Peter, Graf Savorgnan de)

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Bray (Otto Camillus Hugo, Graf von Bray-Steinburg) – Brazza

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Bray (Anna Eliza)'

Vgl. J. A. Kempe, The autobiography of A. E. B. (Lond. 1884).

Bray, Otto Camillus Hugo, Graf von Bray-Steinburg, bayr. Staatsmann, Sohn des bayr. Diplomaten François Gabriel, Grafen von B. (1765–1832), geb. 17. Mai 1807 zu Berlin, ward Legationsrat in Petersburg, dann in Paris, Ministerresident in Athen und endlich Gesandter in Rußland. 1846 übernahm er in München das Ministerium des Äußern, trat aber im Febr. 1847 wieder zurück. Sein zweites Ministerium, April 1848 bis März 1849, endete fast ebenso rasch. Er wurde darauf wieder Gesandter in Petersburg, ging Mai 1860 als Gesandter nach Wien und trat 7. März 1870 an die Stelle des Fürsten Hohenlohe als Minister des Auswärtigen. Während des Deutsch-Französischen Krieges unterhandelte er mit dem preuß. Minister Delbrück in München über die Bedingungen des Abschlusses eines Verfassungsbündnisses und schloß in Versailles 23. Nov. den Vertrag ab, demzufolge Bayern in das neuzugründende Deutsche Reich eintrat. Am 22. Juli 1871 trat er zurück, da er die Kirchenpolitik des Ministers Lutz nicht zu billigen vermochte, und übernahm wieder den bayr. Gesandtschaftsposten in Wien. Sein einziger Sohn, Graf Hippolyt Ludwig B., geb. 18. Aug. 1842 in Athen, war 1879–91 Gesandter und bevollmächtigter Minister des Deutschen Reichs in Serbien, seit Jan. 1892 in Portugal.

Brayĕra Kth., Baumgattung aus der Familie der Rosaceen (s. d.), Abteilung der Spiräaceen, von welcher man bis jetzt nur die in Abessinien einheimische B. anthelmintica Kth. (Hagenia abessinica Willd., s. Tafel: Rosifloren II, Fig. 6) kennt; diese ist ein bis 20 m hoher Baum mit zweihäusigen purpurroten Blüten und gefiederten Blättern; die Blüten haben einen widerlichen ekelerregenden Geschmack und werden als Mittel (Flores Kusso) gegen den Bandwurm mit sehr gutem Erfolg angewendet. Die in den Handel kommende Kusso (s. Kussoblumen) besteht außer aus den Blüten, auch aus Blättern und Blütenstielen.

Braza, span. Längenmaß, s. Faden.

Brazil (spr. brässil), Hauptort des County Clay im nordamerik. Staate Indiana, zwischen Terre-Haute und Indianapolis, hat (1890) 5905 E. und bedeutende Kohlenförderung.

Brazlaw oder Braslawl. 1) Kreis im östl. Teil des russ. Gouvernements Podolien, an der Grenze des Gouvernements Kiew, hat 3079,9 qkm, 205769 E., meist Kleinrussen und Großrussen, Ackerbau, Viehzucht, Zuckerrübenbau und Zuckerfabrikation. –

2) Kreisstadt im Kreis B., 254 km östlich von Kamenez-Podolsk, links des Südlichen Bug am Einfluß der Puzywka, hat (1889) 10087 E., davon über die Hälfte Israeliten, Post und Telegraph, 3 russ., 1 kath. Kirche, 5 israel. Bethäuser und Spuren ehemaliger Befestigung. – B. hatte viel von den krimschen Tataren zu leiden, bildete zur Zeit der poln. Herrschaft eine besondere Woiwodschaft, war vom 17. Jahrh. an bald in den Händen der Kosaken, bald der Polen, kam 1793 an Rußland und wurde 1797 Kreisstadt.

Brazos, Fluß im nordamerik. Staate Texas, entsteht auf den Llanos Estacados aus den südlich von dem Berge Kioway in 759 m Höhe zusammenfließenden Double-Mountain-Fork und dem Salt-Fork. Sein Waser enthält Gips, Kochsalz, Magnesium u.s.w. und ist dem Vieh schädlich. Die von ihm ↔ durchströmten salzigen Ebenen sind mit Baumwollpflanzungen bedeckt. In der Regenzeit des Frühlings gehen die Dampfer bis Washington, in den übrigen Jahreszeiten aber nur bis Columbia hinauf; 7 km oberhalb San Felipe verursachen Kiesbänke starke Stromschnellen. Bei Velasco, 90 km im SW. von Galveston, fällt er nach einem Laufe von 1350 km in den Busen von Mexiko, wo eine Barre nur Fahrzeugen von weniger als 1,5 m Tiefgang die Einfahrt gestattet. Sein größter Nebenfluß heißt Leon, die größte an ihm gelegene Stadt Waco.

Brazos de Santiāgo, unbedeutender Hafen am Südende der Küste des nordamerik. Staates Texas, unweit Brownsville (s. d.).

Brazza (bei Plinius Brattia), die größte, bevölkertste und fruchtbarste Insel im dalmatin. Archipel, bildete früher einen Gerichtsbezirk (jetzt heißt derselbe San Pietro) der Bezirkshauptmannschaft Spalato und hat 394 qkm, eine Länge (von O. nach W.) von 40, eine Breite im östl. Teile von 5, im westlichen von 13 km. Sie ist von Bergen (Kalksteinformation) durchzogen, deren höchster, Monte-San Vito, 778 m aufsteigt und deren Abhänge mit Öl- und Mandelbäumen sowie mit Weinreben bepflanzt sind, während die Meerstrandkiefer auf den Gipfeln wächst. Wiewohl die Insel an süßem Wasser Mangel leidet (nur an zwei Stellen finden sich Quellen), so sind die Thäler doch sehr fruchtbar und neben dem Getreide- und Ölbau, Feigenkultur und Seidenzucht ist namentlich der Weinbau eine ergiebige Erwerbsquelle der Einwohner (1890: 22650), die in 8 Gemeinden mit 25 Ortschaften wohnen. Der Vugava-Wein von B. gilt als einer der besten in Dalmatien. Neresi (im Innern) mit 1502, als Gemeinde 2257 E., war unter der venet. Herrschaft der Hauptort der Insel, jetzt ist es San Pietro (slaw. Supetar), an der Nordküste mit 1795, als Gemeinde 3057 E. Wichtig ist der Hafen Milná (2489, als Gemeinde 4500 E.) mit Schiffswerften und Lloydstation an der Westküste und das durch Überschwemmungen 1891 hart betroffene Bol (1795 E.) an der Südküste.

Brazza, Peter, Graf Savorgnan de, franz. Afrikareisender, aus einem alten ital. Geschlecht stammend, geb. 1852 zu Rom, besuchte 1868–70 die Marineschule zu Brest, diente seit 1870 auf der franz. Flotte, zuletzt in den franz. Niederlassungen am Senegal und am Gabun. Im Aug. 1875 schiffte sich B., begleitet von dem Arzte Noél Ballay, zu Bordeaux ein, um den obern Ogowe namentlich von handelspolit. Gesichtspunkten aus zu erforschen. Nachdem beide den Ogowe bis Lope hinaufgefahren, drang B. durch das Land der Fan in südöstl. Richtung zum obern Laufe des Flusses vor, um bei Dume wieder mit Ballay zusammenzutreffen, der dem Ogowe stromaufwärts gefolgt war. Jenseit der Wasserscheide zwischen Ogowe und Kongo sah sich aber B., nachdem er noch die beiden bedeutenden rechten Zuflüsse des letztern, Alima und Likuala, entdeckt hatte und bis Okanga (0° 30' nördl. Br. und 15° östl. L. von Greenwich) 11. Aug. 1878 vorgedrungen war, genötigt, wegen bevorstehender Regenzeit umzukehren; er holte Ballay, der sich bereits am Pubarafalle des Ogowe auf die Rückreise begeben hatte, im September noch ein und wandte sich, mit ihm den Ogowe hinabfahrend, der Küste zu. Am 30. Nov. 1878 gelangte er an den Gabun. Nach längerer Krankheit nahm B. 11. Dez. 1879 seine Forschungen auf demselben Gebiete wie-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 477.