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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bretzel; Bretzner; Breu; Breusch; Breusing; Breve; Brevet; Brevet d'invention; Breveté

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Bretzel - Breveté

geschnitzte der Renaissance findet sich in der Ambraser Sammlung zu Wien (s. Ambras; vgl. Jahrbuch der kunsthistor. Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses, Bd. 2, Wien 1884).

Bretzel oder Brezel, Brätzel, Bratzel, mundartlich in Oberdeutschland Pretze oder Bretze (wahrscheinlich roman. Ursprungs, vom mittellat. bracellum, brachiolum, "Ärmchen", vgl. ital. bracciatello, ein bretzelartiges Gebäck), ein Backwerk aus verschiedenen Teigarten, das hergestellt wird, indem man den Teig in eine lange, dünne Stange ausrollt, dann deren beide Enden kreuzweise übereinander legt, einmal umeinander schlingt und, etwas voneinander entfernt, zu beiden Seiten der Mitte des dadurch gebildeten Ringes befestigt. Das Gebäck scheint aus den Klöstern zu stammen, wo es als eine feinere Fastenspeise im Gegensatz zum Roggenbrot beliebt und an Fasttagen das gewöhnliche Almosen war. Noch heute wird eine besondere Gattung der B., die, bloß aus Mehl, Wasser und Salz bestehend, in Lauge gesotten (Laugenbretzel) und dann gebacken, früher bloß während der Fastenzeit hergestellt wurde, Fastenbretzel genannt.

Bretzner, Christoph Friedr., Lustspieldichter, geb. 10. Dez. 1748 zu Leipzig, wo er bis zum Tode, 31. Aug. 1807, Handlungsbuchhalter war. Nach Zeichnungen von Chodowiecki und Hogarth schrieb er den moralisch-satir. Roman "Leben eines Liederlichen" (3 Bde., Lpz. 1787-88). Unter B.s vielen Lustspielen hielt slch auf der Bühne am längsten "Das Räuschchen" (Neudruck in Kürschners "Deutscher Nationallitteratur", Bd. 138). Sein Singspiel "Belmont und Konstanze, oder die Entführung aus dem Serail" (1781) wurde von Mozart als Textbuch benutzt.

Breu (Brew, Prew), Georg, Maler und Zeichner für den Holzschnitt, gest. 1536 in Augsburg, wo er seit 1512 thätig war und sich nach Burgkmair bildete. Bekannte Gemälde von ihm sind: Sieg Scipios über Hannibal bei Zama (München, Alte Pinakothek), Madonna mit der heil. Katharina und Barbara (1512; Berlin, Museum), Anbetung der Könige (1518; Koblenz, Hospitalkirche), Madonna (Wien, Ambraser Sammlung).

Breusch (frz. Bruche), Fluß in Unterelsaß, entspringt bei Saales am Fuße des Weinberges (Climont) in den Vogesen, durchläuft den Kreis Molsheim, teilt sich bei Mutzig in zwei Teile, die sich bei Dachstein wieder vereinigen, und mündet nach einem 70 km langen, nicht schiffbaren Laufe 2 km oberhalb Straßburg in die Ill. Das Breuschthal, auch Schirmeckerthal genannt, ist sehr industriell, ebenso das Thal der Mossig, eines auf dem Schneeberge entspringenden, bei Sulzbad mündenden Nebenflusses der B. Der Breuschkanal beginnt, aus der B. und Mossig abgeleitet, unterhalb Sulzbad, ist 19,7 km lang mit einem durch 11 Schleusen vermittelten Fall von 29 m und mündet oberhalb Straßburg in die Ill; derselbe wurde 1682 durch Vauban, hauptsächlich für die Beförderung der zur Befestigung von Straßburg nötigen Steine, ausgeführt und dient jetzt vorzüglich zum Holztransport aus dem Wasgenwald.

Breusing, Friedrich August Arthur, nautischer und geogr. Schriftsteller, geb. 18. März 1818 zu Osnabrück, studierte in Bonn, Berlin und Göttingen Mathematik und Astronomie, machte mehrere Seereisen und erhielt 1850 einen Ruf an die Seefahrtsschule in Bremen, deren Direktor er 1868 wurde. Er starb 28. Sept. 1892 in Bremen. B., ein hervorragender Kenner der Geschichte der Geographie und der Nautik, schrieb: "Gerhard Kremer, genannt Mercator, der deutsche Geograph" (Duisb. 1869; 2. Aufl. 1878), "Leitfaden durch das Wiegenalter der Kartographie" (Frankf. 1883), "Steuermannskunst" (5. Aufl., Brem. 1890), "Nautische Hilfstafeln" (5. Aufl., ebd. 1885), "Die Nautik der Alten" (edd. 1886), "Die Lösung des Trierenrätsels; die Irrfahrten des Odysseus" (ebd. 1889), "Die nautischen Instrumente bis zur Erfindung des Spiegelsextanten" (ebd. 1890).

Breve (vom lat. brevis, "kurz"; davon das deutsche "Brief"), jeder schriftliche Erlaß, speciell ein solcher des päpstl. Stuhls, welcher bei minder wichtigen Angelegenheiten auf Papier oder fein geglättetem Pergament in lat. oder ital. Sprache ergeht. Abgefaßt werden die B. entweder in dem Sekretariat der B. (secretaria brevium) oder in der Datarie, gesiegelt mit dem päpstl. Fischerringe und unterschrieben vom Kardinal-Sekretär der B. Sie ergehen teils offen, teils geschlossen. Dagegen sind die Bullen (s. d.) die feierlichere Form der päpstl. Erlasse. Die Hauptunterschiede zwischen B. und Bullen sind durch den Erlaß Leos XIII. vom 29. Okt. 1878 beseitigt worden. Konsistorialbullen heißen diejenigen, welche in einem Konsistorium der Kardinäle feierlich verkündigt werden; Encykliken (s. d.) oder Allokutionen (s. d.) diejenigen, welche an die gesamte Christenheit gerichtet sind. Die Rechtskraft ist bei allen diesen Formen päpstl. Erlasse die gleiche; sie beginnt principiell mit der Verkündigung in Rom ("Urbi et Orbi"), doch erfährt dieses Princip eine notwendige thatsächliche Modifikation, wenn auch eine jurist. Notwendigkeit der Publikation in den Diöcesen seitens der Kurie bestimmt abgelehnt wird. Die Verkündigung in Rom erfolgt durch Anschlag an der apostolischen Kanzlei sowie an den Thüren des Lateran und von St. Peter. Über die Kontrolle der Staaten s. Placet. (S. auch Dekretalen.) - In der Musik ist B. (frz. Brève) soviel wie Brevis (s. d.).

Brevet (engl., spr. brewwĭt; frz., spr. brĕweh) heißt seit 1692 in dem englischen und seit Beginn des Unabhängigkeitskrieges auch im nordamerikanischen Heere ein Bestallungsbrief, durch den als Belohnung und Auszeichnung ein bestimmter Offiziersrang ohne Übertragung einer diesem Range entsprechenden Dienststellung verliehen wird. Der Rang ist jedoch ohne Einfluß auf die Beförderung zu höhern Stellungen, da das Aufrücken zu diesen in beiden Heeren grundsätzlich nach dem Dienstalter stattfindet.

In der französischen Armee ist B. der Befähigungsnachweis, auf Grund dessen im Generalstab grundsätzlich nur solche Offiziere Verwendung finden, die denselben für den Generalstabsdienst (brevet d'état-major) erlangt haben. Dieser Befähigungsnachweis wird erworben durch erfolgreichen Besuch der École supérieure de la guerre (Kriegsakademie) oder auf Grund bestandener Prüfungen, zu denen Offiziere vom Kapitän aufwärts zugelassen werden. Dem Großen Generalstab dürfen auch nicht-brevetierte Offiziere angehören, aber nur in einer bestimmten Zahl.

Brevet d'invention (frz., spr. -weh dängwangßĭóng) oder bloß Brevet, Erfindungspatent, s. Patent.

Breveté (frz.), patentiert (s. Patent). "B. S. G. D. G. (B. sans garantie du gouvernement), die