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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Broturteil; Brotverwandlung; Brotwasser; Brouckère

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Broturteil - Brouckère (Charles de)

durch die Wärme, die während des Anheizens in dem Mauerwerk der Sohle und des Gewölbes aufgespeichert ist; ist diese verbraucht, so muß das Anheizen von neuem erfolgen. Dazu ist als Brennmaterial nur Holz zu gebrauchen, da alle übrigen Heizstoffe durch den Geruch ihrer Verbrennungsprodukte das Brot verderben würden. Eine bereits verbesserte Form dieser Art giebt Fig. 2. In derselben ist A der Backraum mit seinem Mundloch B, von dem hintern Ende der etwas ansteigenden Herdsohle geht hier ein Kanal ab, der die Verbrennungsprodukte des Holzes in den Kamin führt; ein Schieber läßt den Kanal nach dem Anwärmen des Ofens absperren, um die Wärme darin zurückzuhalten. Bei der zweiten Art der Öfen erfolgt die Heizung außerhalb des Backraums in seitlich oder unter der Sohle angebrachten Feuerungen, die dann jedem beliebigen Brennmaterial angepaßt werden können. Hierdurch hat man es in seiner Gewalt, dem Ofen jede beliebige Temperatur zu geben und die Wärme unbegrenzt lange auf gleicher Höhe zu erhalten. Eine solche Einrichtung, für Steinkohlenfeuer konstruiert, ist in Fig. 7 u. 8 im Längenschnitt und Querschnitt dargestellt. Hier sind an der Stirnseite des Ofens zwei Feuerungen B vorhanden, von denen die Wärme in Kanälen teils unter der Sohle, teils über das Gewölbe des Backraums A hergeleitet wird; will man nach einer beendigten Backung die Hitze im Ofen rasch steigern, so kann man die an jeder Seite des Ofens angebrachten Doppelschieber a öffnen, wodurch die Glut des hell, ohne Rauch brennenden Feuers auf kurze Zeit direkt in den Backraum geleitet wird. Ein Ofen dieser Form ist seit langer Zeit in der Militärbäckerei in Hannover in Gebrauch. Eine dritte Konstruktion, von Perkins erdacht und in neuerer Zeit vielfach von Wieghorst in Hamburg ausgeführt, beruht auf der Erwärmung mittels erhitzten Wassers. Fig. 5 zeigt diese Einrichtung im Längsschnitt. Die Erhitzung des Backraums A erfolgt hier durch je zwei Roste B, von denen der eine sich an der Decke, der andere über der Herdsohle befindet; jeder derselben besteht aus 30 gezogenen schmiedeeisernen Röhren. Diese sind an beiden Enden geschlossen und mit Wasser gefüllt. Das eine Ende der Röhren ragt in einen an der Hinterwand des Ofens angebrachten Heizraum C, wo das Wasser die erforderliche Wärme aufnimmt, um sie im Backraum abzugeben. Am vordern Ende des Ofens befindet sich ein Thermometer und Manometer, letzteres mit einem der Heizrohre verbunden. Sollte sich hier eine zu hohe Temperatur oder zu starker Druck ergeben, so hat man nur durch Öffnen der Klappen D kalte Luft in den Heizraum strömen zu lassen, um jeden beliebigen Wärmegrad herzustellen. Eine weitere wesentliche Vervollkommnung dieses Ofens besteht darin, daß seine Herdsohle beweglich ist. Sie wird von einer Eisenplatte E gebildet; diese geht mittels Rollen auf Eisenschienen F, die außerhalb des Ofens noch um die Herdlänge verlängert sind. Hiermit fällt das schwierige und lästige Einsetzen und Ausziehen der Brote weg. Die Eisenplatte wird vor Beginn des Backens aus dem Ofen gezogen, mit den geformten Teigstücken belegt und dann durch einen Anstoß in den Ofen geschoben, nach beendigtem Backen aber auf die Außenschienen gezogen, hier entleert und sofort frisch beschickt. Der von Urbanitzky konstruierte, mit Gasfeuerung betriebene Backofen (Fig. 6) besitzt auf der hintern Seite einen hohen Füllschacht F, der nur einmal des Tags mit Kohlen beschickt zu werden braucht. Die Verbrennungsluft tritt durch den Rost R und unterhalb der Feuerung durch einen mit feuerfesten Ziegeln gitterartig ausgesetzten Raum G ein. Die Heizgase umspülen dann in Kanälen allseitig den Backraum B. Der zum Backen nötige Wasserdampf wird in langen, im obersten Zuge liegenden Röhren von geringem Durchmesser erzeugt. Durch Stellung der Schieber S wird die Heizung, durch Zulassen kalter Luft im Kanal K die Temperatur geregelt. - Über den Nährwert des Brotes s. Nahrungsmittel. (S. auch Bäcker.)

Litteratur. Leuchs, Vollständige Brotbackkunde (Nürnb. 1832); Knapp, Die Nahrungsmittel (Braunschw. 1848); Bibra, Die Getreidearten und das Brot (Nürnb. 1860); Burian, Das Brot und das Wesen der Brotbereitung (Wien 1866); Bataillard, Histoire de la boulangerie (Besançon 1870); Güttler, Handbuch über Brot- und Hefenbäckerei (Lpz. 1871); Thurn, Das Brot, eine Studie (Schaffh. 1871); de Fontenelle, Manuel complet du boulanger (neu hg. von Malepeyre, 2 Bde., Par. 1872); Cnyrim, Das Bäckergewerbe der Neuzeit (5. Aufl., Weim. 1887); Kerl und Stohmann [Muspratt], Encyklopädisches Handbuch der technischen Chemie (4. Aufl., Braunschw.); Birnbaum, Das Brotbacken (ebd. 1878); Uffelmann, Das Brot und dessen diätetischer Wert (Hamb. 1884). Zeitschriften: "Das Brot. Organ des Vereins für Fortbildung des Backwesens u. s. w." (nur ein Jahrg., Lpz. 1869); "Bäcker- und Konditorzeitung" (hg. von Günther und Dust, Berlin); "Allgemeine Bäcker- und Konditorzeitung" (Stuttg. 1881 fg.); "Schweizerische Bäcker- und Konditorzeitung" (Weinfelden 1883 fg.).

Broturteil oder Abendmahlsprobe, eine Art Gottesurteil (s. d.).

Brotverwandlung, s. Transsubstantiation.

Brotwasser, ein zweckmäßiges Getränk für Kranke, das man durch Übergießen einer Scheibe gerösteten Weizen- oder Roggenbrotes mit kochendem Wasser herstellt und dem man nach dem Durchseihen und Abkühlen wohl auch noch Zucker und etwas Citronensaft hinzufügt.

Brouckère (spr. brukähr), Charles de, belg. Staatsmann, geb. 18. Jan. 1796 zu Brügge, stammte aus einer in Lüttich und Limburg begüterten adligen Familie, trat 1815 in die niederländ. Artillerie, schied aber 1819 aus dem Heere, wurde Abteilungschef bei der Provinzialregierung für Limburg und 1828 kommandierender Major der "Schutterij" in Mastricht. Als Deputierter der Limburger Provinzialstaaten in die Zweite Kammer der Generalstaaten (1826) gesandt, schloß er sich der liberalen belg. Minorität an, zu deren Hauptführern er gehörte, trat 1829 aus dem Staatsdienst und schlug sich 1830 auf die Seite der Revolution. Er wurde in die Verfassungskommission gewählt und stimmte im Nationalkongreß für die ewige Ausschließung des Hauses Oranien wie für die Berufung des Herzogs von Nemours auf den belg. Thron. Unter der Provisorischen Regierung war er Chef des Finanzausschusses, dann Finanzminister des Regenten. Nach den unglücklichen Kriegsoperationen gegen Holland (Aug. 1831) wurde er zum Kriegsminister ernannt und erwarb sich durch kräftig durchgeführte Organisationsmaßregeln große Verdienste, gab aber schon im März 1832 wieder seine Entlassung. Zwei Jahre darauf wurde er Di-^[folgende Seite]