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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Brünne; Brunnen

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Brünne - Brunnen

Wissenschaft und des Gewerbefleißes, Gewerbemuseum, das städtische Archiv mit alten Handschriften und Druckwerken (Brünner Stadtrechte), 1 Gewerbe-, 1 Musik-, 4 Gesang-, 1 Turn-, 1 Stenographen- und 1 Kunstverein.

Industrie, Gewerbe, Handel. B. ist die wichtigste Fabrikstadt der Österreichisch-Ungarischen Monarchie, daher das österr. "Manchester" genannt, für Schafwollindustrie, besonders Tuche, die europ. Ruf haben. Von besonderer Bedeutung ist auch die Fabrikation von Leder, Spinnerei- und Webereimaschinen, ferner von Spiritus, Fruchtessig, Zucker, Öl, Kratzen, Handschuhe, Schuhwaren, Segeltuch, Kochgeschirr, endlich die Dampfmüllerei und Bierbrauerei. Die gewerbliche Thätigkeit hat einen lebhaften Handel zur Folge, und Brünner Fabrikate, besonders Tuche, Schafwollwaren und Emaillegeschirr, werden nach allen Teilen Österreichs und Deutschlands, nach dem Orient, nach England und Amerika ausgeführt. Auch hat B. besuchte große Märkte, 4 im Innern der Stadt und 3 in Alt-Brünn. Der Handel und das Geldgeschäft werden durch zahlreiche Banken unterstützt, so die Mährische Eskomptebank, Filialen der Österreichischen Nationalbank und der Österreichischen Kreditanstalt für Handel und Gewerbe, 1 Sparkasse, 1 Hypothekenbank der Markgrafschaft Mähren, 1 Filiale der Anglo-Österreichischen Bank, 1 Spar- und Vorschußkasse, 1 Filiale der Prager "Zivnostenska banka" und 1 Leihbank. Auch besteht eine Handels- und Gewerbekammer.

Verkehrswesen. Der Verkehr wird vermittelt durch die Linien B.-Olmütz-Sternberg (115,82 km) und B.-Lundenburg (60 km) der Kaiser-Ferdinands-Nordbahn, sowie Wien-B.-Prag-Bodenbach, B.-Segen Gottes Olřisko (76 km), B.-Tischnowitz (29 km) und B.-Bisenz-Vlarapaß (164 km) der Österr.-Ungar. Staatsbahn. Außerdem bestehen Dampftrambahnlinien vom Bahnhof nach Karthaus, Schreibwald und zum neuen Friedhof, Omnibus und 130 Droschken, 7 Post- und Telegraphenämter, Fernsprecheinrichtung mit 175,66 km Leitungen, 512 Teilnehmern, ein Staats-Telephonnetz mit Verbindung mit Wien und Prag.

Umgebung. Im W. der Stadt erhebt sich der Spielberg (288 m) mit prächtigen Parkanlagen. Auf ihm liegt eine Citadelle, ursprünglich Festung und markgräfl. Schloß, 1740-1855 Staatsgefängnis, jetzt Kaserne. Hier starb 1749 der bekannte Pandurenoberst von Trenck als Gefangener und saß 1822-30 der ital. Dichter Graf Silvio Pellico gefangen, der diese Jahre in seinem Werk "Le mie prigioni" beschrieben hat. (Vgl. Trapp, Der Spielberg in B., historisch beschrieben, Brünn 1873.) In der Nähe des Spielbergs der Franzensberg (s. oben unter Anlagen u. s. w.). Zu erwähnen ist auch der Augarten, ein sehr schöner Park, in engl. Geschmacke angelegt, der vom Kaiser Joseph II. für Besucher geöffnet wurde. Ein anderer Vergnügungsort jenseit der Schwarza ist der etwas entferntere Schreibwald mit der bürgerlichen Schießstätte.

Geschichte. Die Stadt B. bestand bereits 884 (der Spielberg war im 10. Jahrh. schon ein festes Schloß) und hat mehrmals schwere Belagerungen erfahren, so 1428 durch die Hussiten, 1467 durch König Georg von Böhmen, der die Einwohner wegen ihrer Parteinahme für den Ungarkönig Matthias Corvinus züchtigen wollte, und im Dreißigjährigen Kriege durch die Schweden unter Torstenson, die aber 1645 unverrichteter Sache abziehen mußten. Für diese tapfere Verteidigung erhielt B. große Vorrechte. Nach der Kapitulation zu Ulm, 20. Okt. 1805, und der Einnahme Wiens verlegte Napoleon den Kriegsschauplatz in die Nähe von B., bis die Schlacht bei dem nahen Austerlitz den Preßburger Frieden herbeiführte. 1809 sprengten die Franzosen die bedeutendsten Befestigungswerke des Spielbergs. Im Kriege von 1866 wurde B. 12. Juli von Truppen der preuß. Ersten Armee unter Prinz Friedrich Karl besetzt und 13. Juli das königl. Hauptquartier dorthin verlegt. - Vgl. d'Elvert, Versuch einer Geschichte B.s (Brünn 1828); Deutsch, Führer durch B. und Umgebung (ebd. 1865); Hanák, Die königl. Landeshauptstadt B. und die Umgebung (ebd. 1880); B. Statist. Bericht über die wichtigsten demograph. Verhältnisse (Wien 1887); Trautenberger, Die Chronik der Landeshauptstadt B. (Bd. 1, Brünn).

Brünne, eine Schutzwaffe, vom frühen Mittelalter bis zu dessen Ausgange in Gebrauch, war ursprünglich wohl ein aus derbem Stoff gefertigtes, mit Platten von Horn oder Metall belegtes Schutzgewand, später vorzugsweise aus Stahlringen hergestellt, die gewöhnlich auf Leder, Filz, Loden u. dgl. übereinandergreifend aufgenäht, mit der Zeit aber ineinander verflochten wurden. Die B. hatte zuerst die Form eines mit Ärmeln versehenen, bis zu den Knien reichenden Rockes oder Hemdes, mit Kapuze, die den Kopf schützte. Als der Schädel durch die Eisenhaube geschützt wurde, ward die B. an deren unterm Bande befestigt; sie schrumpfte mit der Zeit noch weiter zusammen und schützte später nur noch den Hals. Volle Klarheit über die B. sowie über ihr Verhältnis zum Halsberc, der größtenteils demselben Zweck wie die B. diente und vielleicht nur der französische, aber dem Deutschen entnommene Ausdruck für B. ist, hat, trotzdem die Dichter die B. oft erwähnen, noch nicht gewonnen werden können.

Brunnen im eigentlichen Sinne sind Sammeleinrichtungen für die Wasserversorgung (s. d.). Sie waren schon in früher Zeit Gegenstand künstlerischer Ausstattung. Reste solcher haben sich von allen antiken Völkern erhalten, namentlich in Pompeji, wo sie teils plastisch, teils mit Mosaik geschmückt erscheinen. Die Mohammedaner liebten, wie alle orient. Völker, B. inmitten ihrer Höfe, wofür der Löwenbrunnen in der Alhambra als Beispiel gelten kann. Namentlich im Mittelalter verwendete man viel Sorgfalt auf den Schmuck der B., da sie ursprünglich kirchliche Bedeutung hatten, wie denn der Kantharus (s. d.), das Reinigungsbecken inmitten des Vorhofes der Kirchen, ebenso wie das Taufbecken in der Kirche selbst vielfach mit B. in Verbindung gebracht wurden. Aber auch die auf Märkten zu Nutzzwecken aufgestellten B. erhielten in got. Zeit kunstvolle Ausstattung. Der 1408 errichtete B. auf dem Altstadtmarkt zu Braunschweig (s. Tafel: Brunnen I, Fig. 3), der Schöne B. zu Nürnberg, ein edles Werk des 14. Jahrh. (s. Fig. 4), zeigen eine mehr plastische und eine vorwiegend architektonische Auffassung, wie letztere der B. zu Freiburg i. Br. und zahlreiche andere schlanke Spitzsäulen mit Baldachinen und Statuen in den Formen der Gotik wiederholen. In Italien dagegen stellen die B. meist breite Becken und Schalen dar, so der B. zu Perugia (1374-1380), die Fonte Gaja zu Siena (Anfang des 15. Jahrh.). - Die Renaissance schuf eine große Anzahl von kunstreichen B. in fast allen Ländern, besonders in Italien. Sie bildete ver-^[folgende Seite]