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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Buchenstein; Bucher

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Buchenstein - Bucher

Binden, hellern Hinterflügeln. Die Staupe ist dicht behaart, schwefelgelb, trägt hinter dem Halse drei steife Borstenpinsel auf schwarzen Spiegeln und einen langen, roten Haarpinsel auf dem hintersten Ringe. Sie hat zuweilen arge Verheerungen in Buchenwäldern (1868 auf Rügen) angerichtet. ‒ Der weit größere Gabel-Buchenspinner (Stauropus fagi L., s. umstehende Figur), der bräunliche, mit Zickzacklinien gezierte Flügel trägt und in manchen Jahren nicht selten ist, zeichnet sich durch die sonderbare Gestalt und Haltung der Raupe aus. Die vordern, echten Füße derselben sind ähnlich den der Spinnen lang und werden bei aufgerichtetem Körper vorgestreckt; das Hinterende ist breit, schildförmig, mit zwei stabförmigen Anhängen versehen, und wird ebenfalls senkrecht in die Höhe gerichtet. Die Raupe, welche im August auf Eichen, Buchen, Haseln, Erlen, Birken und Linden lebt, ist bissig und fällt andere Raupen, selbst ihresgleichen, mit Wut an, sodaß man sie nur allein in einem Behälter aufzüchten kann.

Buchenstein (ital. Livinallongo). 1) Thal in Tirol, ist im O. durch den Monte-Nuvolau (2649 m) gegen das Ampezzaner Thal, im W. durch die Marmoladagruppe gegen das Fassathal begrenzt, besteht aus zwei engen, vom Col de Lana (2460 m) geschiedenen Thälern der beiden Quellflüsse des Cordevole und ist nach S. zu offen. Mit dem N. verbinden es drei Pässe. - 2) B. oder Pieve di Livinallongo, Dorf und Hauptort des Thales B., in der österr. Bezirkshauptmannschaft Ampezzo, in 1468 m Höhe, hat (1890) 326, als Gemeinde 2351 ladin. E., Bezirksgericht (115 qkm, 2 Gemeinden, 39 Ortschaften, 3042 E.), Dekanat, Pfarrkirche, gewährt einen herrlichen Ausblick auf die nahe Marmolada (3360 m) und ist Ausgangspunkt für zahlreiche Hochtouren auf die Dolomitriesen der Umgebung.

Bucher, Ant. von, Schriftsteller, bekannt durch seine Polemik gegen die Jesuiten, geb. 8. Jan. 1746 zu München, ward in Jesuitenschulen unterrichtet, studierte in Ingolstadt, wurde dort 1768 Kaplan und 1771 Rektor der deutschen Schulen in München, um deren Reform er sich verdient machte. Nach Aufhebung des Jesuitenordens ward er 1773 Rektor des Gymnasiums und Lyceums. Als man den Aufklärer zu bekämpfen begann, machte ihn Max Joseph II. von Bayern 1778 zum Pfarrer zu Engelbrechtsmünster im Kirchensprengel Regensburg. 1813 zog er nach München, wo er 8. Jan. 1817 starb. Freimut, humoristische Laune und beißende Satire bilden die Eigentümlichkeit der Schriften B.s. Als Humorist ist er durch seine «Charfreitagsprozession», das «Spottspiel von der Sündflut» (s. Bauernspiele), die «Fastenexempel», «Portiunkula-Büchlein», «Christenlehre auf dem Lande», «Die Jesuiten auf dem Lande» und den «Allerneuesten jesuitischen Eulenspiegel» bekannt. In ernstem Tone sind die «Briefe über die Jesuiten in Bayern» geschrieben. Sämtliche Werke wurden von J. von Klessing (5 Bde., Münch. 1819-20) herausgegeben.

Bucher, Bruno, Kunstschriftsteller, Bruder von Lothar B., geb. 24. April 1826 zu Köslin, war in Wien als Journalist thätig und wurde 1869 Sekretär, 1885 Vicedirektor des Österreichischen Museums für Kunst und Industrie. Er schrieb: «Die Kunst im Handwerk» (Wien 1872; 3. Aufl. 1889), «Geschichte der technischen Künste» (im Verein mit Ilg, Lüthmer u.a., Stuttg. 1875 fg.), «Katechismus der Kunstgeschichte» (Lpz. 1880; 3.Aufl. 1890), «Die Fayence von Oiron (Henri-deux)» (Wien 1879), «Zur Reform des Ausstellungswesens» (ebd. 1879), Reallexikon der Kunstgewerbe (ebd. 1884), «Die Fälscherkünste» (nach Eudels «Truquage», Lpz. 1886), «Mit Gunst. Aus Vergangenheit und Gegenwart des Handwerks» (ebd. 1887), «Die Glassammlung des Österreichischen Museums» (Wien 1888), «Die alten Zunft- und Verkehrsordnungen der Stadt Krakau» (ebd. 1889). Mit A. Gnauth gab B. die illustrierte Monatsschrift «Das Kunsthandwerk» (Stuttg. 1874-76) heraus.

Bucher, Lothar, Diplomat, geb. 25. Okt. 1817 in Neustettin, studierte seit 1835 in Berlin Jura und Cameralia, trat 1838 als Auskultator beim Oberlandesgericht in Köslin ein, wurde daselbst 1843 Assessor und erhielt bald darauf eine Stelle beim Land- und Stadtgericht in Stolp; zugleich verwaltete er einige Patrimonialgerichte. 1848 von der Stadt und dem Kreise Stolp in die preuß. Nationalversammlung gewählt, kämpfte er hier mit Eifer für die Reformideen und war in den Ausschüssen für agrarische Angelegenheiten thätig. Im Nov. 1848 beteiligte er sich an dem Steuerverweigerungsbeschlusse der Nationalversammlung. Als Mitglied der im Frühjahr 1849 gewählten Zweiten Kammer war er Referent für den Antrag, der die Verhängung des Belagerungszustandes über Berlin als ungesetzlich bezeichnete. 1850 wurde gegen B. und noch 40 andere Mitglieder der frühern Nationalversammlung eine Anklage wegen des Steuerverweigerungsbeschlusses erhoben. Doch entzog er sich der Verhaftung und ging nach London, wo er journalistisch thätig war und namentlich für die Berliner «National-Zeitung» Aufsehen erregende Artikel schrieb; ein Teil derselben ist gesammelt u. d. T. «Bilder aus der Fremde» (2 Bde., Berl. 1862-63). Später geriet er mit der Redaktion der genannten Zeitung wegen polit. und volkswirtschaftlicher Fragen in Konflikt; aus diesem Streite entstand seine kleine Schrift «Der Parlamentarismus wie er ist» (Berl. 1855; 2. Aufl., Stuttg. 1881). Von Paris aus berichtete B. 1855 über die Industrieausstellung. Die von ihm mehrfach vertretene Ansicht, daß die Deutschen den Beruf und das Recht haben, auf Rassen, die ihnen ihre Bildung verdanken, auch politisch Einfluß zu üben, brachte ihn, als er infolge der Amnestie nach Deutschland zurückgekehrt war, vollends mit den alten polit. Genossen auseinander. Nachdem B. hierauf einige Zeit beim Berliner Telegraphenbureau gearbeitet hatte, wurde er im Dez. 1864 von Bismarck in das Auswärtige Ministerium berufen, erhielt ein Jahr später den Titel Legationsrat und übernahm neben andern Arbeiten das Decernat über die lauenburg. Angelegenheiten. Im Jan. und Febr. 1867 wirkte er als Protokollführer der Bevollmächtigtenkonferenz, welche die Verfassung des Norddeutschen Bundes vereinbarte. Das Jahr darauf wurde er zum Wirkl. Legationsrat und vortragenden Rat im Ministerium des Auswärtigen ernannt. Während der Jahre 1869-76 begleitete er regelmäßig den Fürsten Bismarck nach Varzin und ging ihm hier in der Erledigung der laufenden Geschäfte an die Hand. Im Sept. 1870 nach Ferrières berufen, nahm B. an den polit. Arbeiten im Großen Hauptquartier zu Versailles thätigen Anteil. Im Mai 1871 begleitete er den Reichskanzler auch zu den Konferenzen mit den Bevollmächtigten der franz. Negierung nach Frankfurt a. M. Bei dem Berliner Kongreß 1878 fungierte B. als Secrétaire archiviste, nachdem er bereits 1876 zum Wirkl. Geh. Legationsrat ernannt worden