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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bungener; Bungert; Bungkul; Bunĭas; Bunker; Bunkershill; Bun-raj; Bunsen

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Bungener – Bunsen (Christian Karl Josias, Freiherr von)

war dann Professor an der Kiewer Universität, 1859 deren Rektor, darauf Leiter der Kiewer Filiale der Reichsbank. 1881 wurde er zum Finanzminister ernannt. Durch Erhöhung der Schutzzölle hob er die russ. Industrie, so namentlich die Zuckerindustrie, welche, durch Ausfuhrprämien unterstützt, bedeutende Ausdehnung gewann. Das Abgabensystem suchte er gerechter zu gestalten und hob die Kopfsteuer auf. 1885 begründete er die staatliche Adelsbank, 1886 die staatliche Bauer-Landbank. Ferner machte sich B. verdient durch ein Gesetz zum Schutz minderjähriger Arbeiter und ähnlicher Anordnungen, wie durch die Einsetzung von Fabrikinspektoren. Als er in ganz Rußland Elevatoren mit Ausgabe von Warrantscheinen einrichten wollte, gelang es seinen Gegnern ihn zu stürzen (Anfang 1887). Doch wurde B. zum Präsidenten des Ministerkomitees ernannt, auch ist er Mitglied der Petersburger Akademie der Wissenschaften. Seine Hauptwerke in russ. Sprache sind: «Theorie des Kredits» (1852), «Harmonie der wirtschaftlichen Beziehungen, das erste politisch-ökonomische System Carrys» (1860), «Kursus der Statistik» (1865), «Der Anfang der polit. Ökonomie» (1870), «Die Warenniederlagen und die Warrantfrage» (1871), «Polizeirecht» (1873), «Übersicht der verschiedenen Zweige der wirtschaftlichen Thätigkeit» (1873); außerdem zahlreiche Abhandlungen in russ. Zeitschriften.

Bungener, Laurence Louis Felix, reform. Theolog, geb. 29. Sept. 1814 zu Marseille, aus deutscher Familie, studierte seit 1832 in Genf, wurde 1843 daselbst Direktor des Gymnasiums, aber 1848 durch die neue radikale Regierung von diesem Posten enthoben. Seitdem wirkte er bis zu seinem, 14. Juni 1874 in Genf erfolgten Tod schriftstellerisch durch eine Reihe von Werken, die in der Form des Romans dem Zwecke der Verteidigung und Verherrlichung des Protestantismus dienen und durch Übersetzungen in deutscher, engl., holländ. und dän. Sprache weit verbreitet sind: «Un sermon sous Louis ⅩⅣ» (Genf 1844; deutsch: «König und Prediger», Bern 1856), «Histoire du Concile de Trente» (2 Bde., 1846), «Trois sermons sous Louis ⅩⅤ» (3 Bde., 1849), «Voltaire et son temps» (2 Bde., 1850), «Julien ou la fin d’un siècle» (4 Bde., 1853), «Christ et le siècle» (1856), «Rome et la Bible» (1859), «Rome et le cœur humain» (1861), «Calvin, sa vie, son œuvre et ses écrits» (1862), «Trois jours de la vie d’un père» (1863), «Saint Paul. Sa vie, son œuvre et ses épitres» (Par. 1867), «Pape et concile au 19<sup>e</sup> siècle» (ebd. 1870), «Rome et le vrai» (ebd. 1873). Außerdem veröffentlichte B., der auch ein hervorragender Kanzelredner war, zahlreiche Predigten, Flug- und Gelegenheitsschriften über religiöse Fragen.

Bungert, August, Komponist, geb. 14. März 1816 zu Mülheim, studierte auf dem Konservatorium in Köln und Berlin und lenkte die weitere Aufmerksamkeit durch ein Klavierquartett auf sich, das den vom «Florentiner Quartett» ausgesetzten Preis gewann. B. hat seitdem Chorwerke und Instrumentalkompositionen größern Stils veröffentlicht. Zu nennen sind besonders eine komische Oper «Die Studenten von Salamanca» (1884 in Leipzig aufgeführt) und das dramat. Festspiel «Hutten und Sickingen» (Op. 40, Berl. 1888). Unter seinen zahlreichen Liederheften sind die ältern «Meerlieder» und die neuen «Lieder einer Königin» hervorzuheben. B. lebt abwechselnd in Pegli bei Genua und in Berlin.

Bungkul, Gold- und Silbergewicht, s. Bonkal.

Bunĭas L., Zackenschote, Pflanzengattung aus der Familie der Kruciferen (s. d.), besteht aus ansehnlichen einjährigen oder ausdauernden Kräutern mit hohen weitverzweigten Stengeln und großen lebhaft gelb gefärbten zu Trauben vereinigten Blüten. Die wenigen Arten sind im östl. Europa und Asien heimisch. Die eine, B. orientalis L., mit kurzgeschnäbelten, ungeflügelten, warzigen Schötchen, in Deutschland verwildert, ist eine gute Futterpflanze. Ihre fleischig-saftigen Stengel und Blattstiele werden in Rußland als Gemüse und Salat gegessen. Von B. erucago L. im südöstl. Europa waren früher das Kraut und die Früchte offizinell; außerdem werden Wurzeln und Blätter in Griechenland gegessen.

Bunker, englischer, aber in deutschen Sprachgebrauch übergegangener Ausdruck für die Kohlenbehälter auf Dampfschiffen.

Bunker, Fische, s. Menhaden.

Bunkershill (spr. bönkers-), durch die Schlacht im Unabhängigkeitskrieg bekannter Hügel bei Boston (s. d., S. 348 b, 349 b).

Bun-raj, s. Banhinia.

Bunsen, Christian Karl Josias, Freiherr von, Gelehrter und Staatsmann, geb. 25. Aug. 1791 zu Corbach im Waldeckischen, widmete sich seit 1806 zu Marburg theol. und 1809‒13 zu Göttingen unter Heyne philol. Studien. Nachdem er an letzterm Orte 1811 bereits eine Lehrerstelle am Gymnasium erhalten und eine Preisschrift «De jure hereditario Atheniensium» (Gött. 1813) veröffentlicht, nahm er, um nicht in westfäl. Dienste zu treten, 1813 seine Entlassung und ging, um seine Kenntnis der german. Sprachen zu erweitern, zuerst nach Holland, dann nach Kopenhagen, wo Finn Magnussen sein Lehrer im Isländischen wurde. Die letzten Monate des J. 1815 verbrachte er in Berlin, um Niebuhr kennen zu lernen. Hierauf wendete er sich 1816 nach Paris, wo er unter Sylvestre de Sacy das Persische und Arabische studierte, und ging dann nach Rom, wo er sich 1817 mit einer Engländerin, Frances Waddington, verheiratete. Niebuhr erwirkte 1818 B.s Ernennung zum Gesandtschaftssekretär. Für seine spätere bedeutende Stellung wurde der Aufenthalt des Königs von Preußen in Rom 1822 entscheidend, der B.s freimütige Äußerungen über die preuß. Agende und die Gesangbuchsangelegenheit gut aufnahm und ihn zum Legationsrat ernannte. Als Niebuhr 1824 Rom verließ, wurde B. zum Geschäftsträger und 1827 zum Ministerresidenten ernannt und mit den Unterhandlungen über die gemischten Ehen beauftragt. Das Vertrauen des Königs wußte er 1827 bei einem Aufenthalt in Berlin ganz zu gewinnen und trotz abweichender polit. Ansichten bis zuletzt zu bewahren. Damals knüpfte sich auch sein auf lebendigster geistiger Interessengemeinschaft beruhendes Freundschaftsverhältnis mit dem spätern König Friedrich Wilhelm Ⅳ. an.

Die in engem Verkehr mit Niebuhr zu Rom verlebten Jahre hatte B. zur tiefern Begründung seiner Forschungen über die Philosophie der Sprache und Religion vom weltgeschichtlichen Standpunkte benutzt, insbesondere einesteils zum Studium der Platonischen Philosophie und der Staatsverfassungen des Altertums, andernteils zu biblischen, kirchengeschichtlichen und liturgischen Untersuchungen. Mühsame Arbeiten unternahm er auch für die umfassende «Beschreibung der Stadt Rom» (mit Platner u. a., 3 Bde., Stuttg. 1830‒43); ihm gehören in dem genannten Werke viele der topogr. Mitteilungen über das alte Rom und alle Untersuchungen über