Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

747

Burbura – Burckhardt (Heinr. Christian)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Burbage'

Kammerherrn, der Shakespeare angehörte, und zeichnete sich als der erste Darsteller der großen Glanzrollen in den Dramen seines Kollegen und Freundes aus, so als Hamlet und Richard III. B. war sehr vielseitig. Shakespeare vermachte ihm 26 Shilling 8 Pence zum Ankauf eines Gedächtnisringes. B. war Miteigentümer des Globus- und des Blackfriars-Theaters und brachte es zu ansehnlichem Wohlstande. Er starb 1619 zu London, wohl an der Pest.

Burbura, s. Bablach.

Burch. bei wissenschaftlichen Tierbenennungen bedeutet William J. Burchell (spr. börtschel), einen engl. Naturforscher und Afrikareisenden. Nach ihm nannte Gray ein Zebra Equus Burchelli.

Burchard, 897–908 Graf der thüring. Mark an der Saale, hatte bis dahin den frank. Nidgau verwaltet. In der blutigen Fehde zwischen den Babenbergern und Konradinern, in der der königl. Hof Ludwigs des Kindes unter Leitung des Bischofs Hatto von Mainz die Partei der letztern ergriff, wußte er eine neutrale Stellung zu behaupten und nahm dann mehrfach an den Reichsangelegenheiten teil, fiel aber schon 3. Aug. 908 gegen die Ungarn, die damals mit den abtrünnigen Sorben zum zweitenmale in Thüringen und Sachsen einbrachen.

Burchard II., Buko, Bucco, Bischof von Halberstadt 1059–1088. Als Schwestersohn des Erzbischofs Anno von Köln wurde B. bereits im Alter von etwa 29 Jahren durch die Königin Agnes (Witwe Heinrichs III.) zum Bischof von Halberstadt erhoben, beteiligte sich aber trotzdem, wie es scheint, an der Verschwörung, durch die ihr 1062 der junge König Heinrich (IV.) geraubt wurde. Er spielte dann eine einflußreiche Rolle in der Entscheidung des Streites der Gegenpäpste Cadalus (Honorius II.) und Alexander II. zu Gunsten Alexanders, wurde dafür von demselben mit allerlei Ehrenvorrechten ausgestattet, die ihn übermütig machten und den Zorn anderer Bischöfe erregten. Bei König Heinrich IV. stand er ebenfalls in Ansehen, kämpfte 1067 gegen die aufständischen Liutizen, fiel aber später von Heinrich ab, war ein Hauptträger der Aufstände gegen diesen und längere Zeit in seiner Gefangenschaft. 1081 krönte B. den Gegenkönig Hermann von Luxemburg, mußte aber 1085 nach Dänemark flüchten und erlag 1088 in einem Tumult der Bürger von Goslar, die in ihm die Ursache der Kriegsnot haßten.

Burchard, Franz Emil Emanuel von, Staatsmann, geb. 8. Aug. 1836 zu Königsberg i. Pr., studierte 1855–58 in Berlin und Heidelberg die Rechte, trat 1862 nach bestandenem Assessorexamen zur Steuerverwaltung über, wurde 1878 Regierungsrat in Danzig, trat 1876 als Hilfsarbeiter in das Reichskanzleramt und wurde 1878 vortragender Rat in demselben. Als solcher gehörte er auch der Tabaksenquete- und der Zolltarifkommission des Bundesrats an und vertrat 1879 im Reichstage mit andern die Zolltarifvorlage. Bei der Errichtung des Reichsschatzamts wurde er in demselben Jahre Direktor dieser Behörde, war als solcher hervorragend thätig in der Durchführung der neuen Zollgesetzgebung und folgte im Juli 1882 dem zum preuß. Finanzminister ernannten Staatssekretär im Reichsschatzamt Scholz im Amte. Hier leitete er namentlich die weitere Ausbildung der Abgabengesetzgebung und den Abschluß von Handelsverträgen mit den auswärtigen Staaten. 1883 wurde er geadelt, 1886 schied er, durch Krankheit genötigt, aus dem ↔ Reichsdienste, trat aber schon 1887 wieder als Präsident der Seehandlung in den preuß. Staatsdienst.

Burchardi, Georg Christian, Jurist, geb. 23. Okt. 1795 zu Ketting auf der Insel Alsen, studierte in Kiel, Berlin und Göttingen die Rechte, habilitierte sich 1819 in Bonn, wurde in demselben Jahre außerord. und 1820 ord. Professor, verteidigte 1822 den wegen Demagogie in Untersuchung befindlichen E. M. Arndt, wurde im Herbst desselben Jahres Professor in Kiel und 1845 Mitglied des dortigen Oberappellationsgerichts für die Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Er war längere Zeit Mitglied der holstein. Ständeversammlung, 1854–58 auch des dän. Reichsrats in Kopenhagen. B. nahm 1867 seinen Abschied und starb 17. Juli 1882 zu Kiel. Er veröffentlichte namentlich: «Entwurf eines Systems des röm.-justinianischen Rechts» (Bonn 1819), «Grundzüge des Rechtssystems der Römer» (ebd. 1822), «System des röm. Rechts» (ebd. 1823), «Bemerkungen über den Census der Römer» (Kiel 1824), «Die Lehre von der Wiedereinsetzung in den vorigen Stand» (Götting. 1831), «Geschichte und Institutionen des röm. Rechts» (Kiel 1834), «Lehrbuch des röm. Rechts» (2 Tle., Stuttg. 1841–47; 2. Ausg. 1854). B.s Hauptwerk ist «Die Wissenschaft und Kunst der Rechtsfindung» (Kiel 1869).

Burchiello (spr. -kĭello), Domenico, ital. satirischer Volksdichter, der Sohn eines Giovanni (daher Domenico di Giovanni; B. war Beiname), war Barbier in Florenz, das er nach 1432 verließ, verweilte lange in Siena und starb im Elend in Rom 1448. B. schrieb eine Menge Sonette, die großenteils wegen Beziehungen auf örtliche und persönliche Verhältnisse unverständlich sind. Aber er sucht die Unverständlichkeit, stopft viele Gedichte mit Narrheiten voll und fügt zusammenhanglose Augenblickseinfälle aneinander. Diese schon vor ihm bestehende Manier ward viel nachgeahmt (maniera burchiellesca). Unter den zahlreichen Ausgaben seiner Sonette sind außer der ersten (Vened. 1472) die zu Florenz (1568) und zu London (d. h. Lucca 1757) hervorzuheben. Erklärt hat sie namentlich Doni (Vened. 1553 und 1556). – Vgl. C. Mazzi, Il B., im «Propugnatore» IX und X.

Bürck, Marie, s. Bayer-Bürck.

Burckhardt, Reformator, s. Spalatin.

Burckhardt, Heinr. Christian, Forstmann, geb. 26. Febr. 1811 zu Adelebsen bei Göttingen, trat 1828 in das hannov. Feldjägerkorps, studierte 1833–34 in Göttingen und wurde dann im königl. Wald- und Inspektionsdienste beschäftigt; 1835 nahm er Privatdienste, später trat er in den königl. Dienst zurück. Von 1844 bis Mitte 1849 war er Lehrer und Revierverwalter an der Forstschule zu Münden. Nach deren Aufhebung wurde B. als Forstrat (später Oberforstrat) in die hannov. Domänenkammer berufen, 1858 als Forstdirektor und Generalsekretär in Forstsachen in das Finanzministerium versetzt. B. war auch Mitglied des Staatsrats. Als Hannover 1866 an Preußen überging, verblieb er in seiner Stellung mit der Funktion eines preuß. Oberforstmeisters. Er starb 14. Dez. 1879 zu Hannover. B. erwarb sich durch seine praktisch-wissenschaftliche Richtung einen sehr bedeutenden Ruf als Forstmann. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: «Forstliche Hilfstafeln» (1. Abteil., 1852; 2. Abteil.: Fichte und Kiefer, 1856; 3. Abteil.: Maß, Gewicht, Münze, 1858; Abteil. 1 erschien in 3. Aufl. u. d. T. «Hilfstafeln für Forst-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 748.