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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Cadre; Caducĕus; Cadūcibranchiāta; Cadūcum; Cadus; Caedmon

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Cadre - Caedmon

der Sohn eines wohlhabenden Landmanns. Nach seiner Rückkehr aus dein Collége von Vannes, wo er anfangs mit den revolutionären Vorgängen sympathisierte, bis ihn ihre Ausschreitungen, besonders gegen die Kirche, abstießen, stellte er sich 1793 an die Spitze der Chouans, eröffnete damit den kleinen Krieg gegen die republikanischen Truppen und schloß sich den Führern des Aufstandes in der Vendée an. Als 1795 zwischen der Republik und den Häuptern der Insurrektion ein Friede zu stande kam, trat C. diesem nicht bei, sondern setzte sich mit den Royalisten in England in Verbindung, um die Landung zu Quiberon bewerkstelligen zu helfen. Nachdem dieses Unternehmen mißglückt war, vereinigte er die Trümmer des royalistischen Heers mit den Chouans, wurde aber vom General Hoche so hart bedrängt, daß er 1796 in die Entlassung seiner Truppen einwilligen mußte. 1799 fachte er den Aufstand in der Bretagne aufs neue an, mußte aber nach der Niederlage der Aufrührer zu Grandchamp und Elven im Jan. 1800 seine Truppen entlassen, schloß einen Vertrag und begab sich hierauf nach London, wo er von dem Grafen Artois zum Geuerallieutenant ernannt wurde. Hierauf kehrte er nach der Bretagne zurück und suchte die Erhebung aufs neue in Gang zu bringen. Nachdem er sich bis 1803 bald insgeheim in Frankreich, bald in England aufgehalten hatte, faßte er mit Pichegru und andern franz. Offizieren den Entschluß, von England aus nach Paris zu gehen, um dort einen Anschlag auf den Ersten Konsul, Bonaparte, auszuführen. Die Verschworenen landeten 21. Aug. 1803 unweit Béville an der Küste der Normandie und begaben sich verkleidet nach Paris. Jedoch schon 28. Febr. 1804 erfolgte die Verhaftung Pichegrus und einiger anderer Verschworenen, worauf 9. März auch C. festgenommen ward. Er wurde zum Tode verurteilt und 25. Juni hingerichtet. Nach der Restauration wurde die Familie C. geadelt. - Vgl. G. de Cadoudal, Georges C. et la Chouannerie (Par. 1887).

Joseph C., der Bruder Georges', geb. 25. Jan. 1784, gest. 29. Juni 1852, zeichnete sich ebenfalls, unter seinem Bruder, als Bandenführer aus und ist unter dem Namen Joyou in der Geschichte der Chouanerie bekannt.

Cadre, in der Mehrzahl Cadres (frz., spr. kahdr), d. h. Rahmen, werden bei den Truppen die zur taktischen Führung der Unterabteilungen notwendigen Offiziere, Unteroffiziere und Spielleute genannt. Sie bilden die Einfassung in der Formation, daher die Benennung. Tritt dazu noch eine Anzahl Soldaten, so entsteht der Stamm einer Truppenabteilung, zuweilen auch C. genannt. Wer gute Truppen haben will, muß für tüchtige C. und Stämme sorgen. Die Alten legten der Einrahmung ihrer Kriegerabteilungen großen Wert bei. In der griech. und macedon. Phalanx war das erste Glied aus allen Rottenführern gebildet, in der röm. Legion das Manipel wie die Kohorte von den Centurionen und Dekurionen eingefaßt. Die großen Gevierthaufen der Landsknechte bildeten ihr erstes "Blatt" (Glied) aus allen Rottmeistern und Doppelsöldnern - oft traten zur Schlacht alle Hauptleute hinein. Bei den stehenden Heeren und den neuern taktischen Formen wurden die C. nicht bloß zum Vorkampf, sondern wesentlich zur Führung der Unterabteilungen bestimmt und mit deren Stärke in ein Verhältnis gebracht, das in den Armeen und bei den einzelnen Truppengattungen verschieden ist.

Cadresystem nennt man im Gegensatz zum reinen Milizsystem diejenige Heereseinrichtung, bei der im Frieden der größte Teil der Mannschaft beurlaubt oder vakant geführt, die sonstige Organisation aber wie im Kriege beibehalten wird, sodaß beim Übergang vom Friedens- auf den Kriegsfuß nur die Einstellung der beurlaubten Mannschaft oder Reserven erforderlich ist. Für den Staatshaushalt ersprießlich, ist doch ein zu weit ausgedehntes Cadresystem der Kriegstüchtigkeit des Heers nachteilig.

Cadremanöver sind Übungen im Gelände, bei denen ganze Truppenabteilungen nur durch einzelne Personen markiert werden. Dergleichen Übungen sind in neuerer Zeit besonders in Frankreich und Italien zur taktischen Ausbildung der C. in Gebrauch gekommen.

Caducĕus (lat.), grch. Keryteion, der Merkursstab, anfangs ein Stab mit einem in einen Knoten verschlungenen Zwiesel (gabelförmige Astteilung) vorn, das hernach durch zwei verschlungene und oben mit den Köpfen einander zugekehrte Schlangen ersetzt ward, wurde von den griech. Herolden als Symbol ihres Amtes getragen. Ursprünglich war der C. von gleicher Bedeutung wie die Wünschelrute, d. h. Segen und Reichtum spendend. Nach der Sage schenkte Apollon diesen Stab dem Hermes (Merkur) gegen Überlassung der von diesem erfundenen Leier. Er ist das eigentliche Abzeichen des Hermes, der damit auch die Schatten zur Unterwelt hinabführt. Als Symbol des Boten und Herolds führen auch Iris, Nike und Eirene auf Bildwerken den C. Da Merkur der Gott des Handels ist, so dient heute der Stab vorzugsweise als Sinnbild des Handels. (S. auch Botenstab.) - Vgl. Preller im "Philologus", Bd. 1; Müller, Hermes-Stavens Oprindelse (Kopenh. 1864). - Meister mit dem C. heißt nach seinem Künstlermonogramm der Maler Jacopo de' Barbari (s. d.).

Cadūcibranchiāta nannte Hogg solche Lurche, welche (wie z. B. Salamander, Tritonen, Frösche) als Larven während des ausschließlichen Wasserlebens Kiemen besitzen, dieselben aber im ausgebildeten Zustande verlieren.

Cadūcum (lat., d. h. hinfällig), bei den Römern ein Erbteil oder Vermächtnis, welches zwar gültig zugewendet, aber von dem Bedachten, z. B. wegen Ausfalls der Bedingung oder weil derselbe erbunfähig wurde, nicht erworben ward. Dasselbe fiel (im Interesse der vom Gesetz begünstigten Volksvermehrung), wenn kein Substitut ernannt und nicht das Anwachsungsrecht von Kindern oder Eltern des Testators in Frage stand, als Prämie an solche im Testament genannte Personen, welche Kinder hatten; waren solche nicht vorhanden, an den Fiskus. Dies Institut wurde von Justinian beseitigt und das Anwachsungsrecht (s. d.) wiederhergestellt. Von C. stammt der Ausdruck Kaduzieren (s. d.).

Cadus (grch. kádos), bei den Griechen (namentlich bei den Ioniern und in früherer Zeit in Athen) ein Vorratsgefäß und Flüssigkeitsmaß gleich der Amphora (s. d.). Bei den Römern, die für ihr Quadrantal den Namen Amphora annahmen, blieb es als Ausdruck für ein Hohlmaß, speciell für den 39,39 l fassenden griech. Metretes oder Amphoreus, während das Wort bei den Athenern für verschiedene Gefäße in Anwendung kam.

Caedmon (Kædmon, Cedmon, Ceadmon), wie Beda (s. d.) erzählt, der älteste christl. Dichter der Angelsachsen. Beda berichtet (IV, 24): C. war

^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]