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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Cameroon; Camholz; Camiguin; Camilla; Camillus; Camisayaco; Camisia; Cammarata; Cam meo; Cammin

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Cameroon – Cammin

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Cameron (Verney Lovett)'

lassen, ging nun südwestlich auf ganz neuen Wegen 5800 km weit bis nach Benguella und kam 19. Nov. 1875 in Loanda an. (Vgl. die Route auf der Karte von Äquatorialafrika.) Diese Durchquerung Afrikas stellt ihn den erfolgreichsten Reisenden der Neuzeit gleich, zumal wegen seiner guten Beobachtungen und zuverlässigen Ortsbestimmungen. C. war 1878 in Kleinasien und Persien, um die Möglichkeit eines Eisenbahnbaues nach Indien zu erforschen, Seine große Reise beschrieb er in «Across Africa» (2 Bde., Lond. 1876; neue vermehrte Ausgabe, ebd. 1885; deutsch: «Quer durch Afrika», Lpz. 1877). Auch schrieb er «Our future Highway» (2 Bde., Lond. 1880) und die Jugendschrift «In savage Africa» (ebd. 1887). Er starb 26. März 1894 zu Leighton-Buzzard infolge eines Sturzes vom Pferde.

Cameroon, Camerun, s. Kamerun.

Camholz, s. Camwood.

Camiguin, Insel, s. Babuyan.

Camilla heißt der 107. Planetoid.

Camillus, Marcus Furius, röm. Feldherr, aus einem röm. Patriciergeschlecht, erscheint 403 v. Chr. als Censor zum erstenmal in den röm. Magistratslisten. Im 10. Jahre des letzten Krieges gegen Veji (396) eroberte er als Diktator diese Stadt. 394 war er zum drittenmal Konsulartribun. Nach der Sage belagerte er als solcher Falerii; ein Schulmeister soll ihm die Kinder der vornehmsten Falerianer überliefert haben, C. aber ließ den Verräter mit gebundenen Händen unter Rutenstreichen von den Knaben zurückführen und bewog durch diese Handlung die Belagerten, sich ihm zu ergeben. Als der Volkstribun Lucius Apulejus ihn anklagte, nach einigen, einen Teil der Beute von Veji unterschlagen, nach andern, sie ungerecht verteilt zu haben, und beim Triumph über die Stadt mit weißen Rossen gefahren zu sein, ging er freiwillig in die Verbannung. Nachdem Brennus 390 Rom bis auf das Kapitol erobert hatte, riefen ihn die nach Veji geflüchteten Römer zurück. Zum Diktator ernannt, soll er hierauf an der Spitze eines Heers von 20000 Römern zum Ersatz des Kapitols herbeigeeilt sein. Es kam zum Zusammenstoß mit den Galliern, die von C. besiegt wurden. Triumphierend zog er nun wieder in Rom ein; aber die Stadt war in einen Schutthaufen verwandelt, und die Tribunen machten den Vorschlag, nach Veji auszuwandern. C. jedoch setzte es durch, daß Rom wieder aufgebaut wurde. Als infolge der durch die gallische Katastrophe herbeigeführten großen Schwächung Roms die Bundesgenossen der Stadt, die Latiner und Herniker, abfielen, und die Äquer, Volsker und Etrusker die Waffen gegen Rom ergriffen, besiegte sie C. alle und zog zum drittenmal in Rom im Triumph ein. Zum viertenmal soll dem C. 384 aus Anlaß der Unruhen, die Manlius (s. d.) erregte, die Diktatur übertragen sein; er wurde von neuem Diktator, als die von den Volkstribunen Gajus Licinius Stolo und Gajus Sextius in Vorschlag gebrachten Gesetze 368 die heftigsten Unruhen erregten. Da C. nicht wagte, den nach gleichem Recht im Staate ringenden Plebejern zu widerstehen, dankte er ab. Aber schon im folgenden Jahre übertrug man ihm die Diktatur wieder, als die Gallier sich in der Nähe Roms zeigten. C. schlug diese bei Alba, dann vermittelte er die Annahme der Licinischen Gesetze und dadurch den Frieden zwischen Patriciern und Plebejern. Er starb 365 v.Chr. Daß die Erzählung von seinen Thaten vielfache Ausschmückungen erfahren habe, ist schon von ↔ Niebuhr nachgewiesen worden, später im einzelnen von Mommsen und Thouret. – Vgl. Mommsen, Röm. Forschungen, Bd. 2 (Berl. 1879); Thouret, über den gallischen Brand (Lpz. 1880).

Camisayaco, Nebenfluß des Amazonenstroms, s. Santiago (Fluß).

Camisĭa (mittellat.), Hemd, insbesondere das weiße Chorhemd der kath. Geistlichen.

Cammarāta, Ort im Kreis Bivona der ital. Provinz Girgenti auf Sicilien, an der Linie Palermo-C.-Porto Empedocle der Sicil. Eisenbahnen, hat (1881) 5987 E., Post und Telegraph. Der nahe Monte-Cammarata (1579 m) gewährt eine umfassende Aussicht.

Cam meo (Cameo, ital.), s. Kameen, Gemme und Steinschneidekunst.


Textfigur:

Cammīn. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Stettin, hat (1890) 43662 (21157 männl., 22505 weibl.) E., 1 Stadt, 109 Landgemeinden und 97 Gutsbezirke. –

2) C. oder Kammin, Kreisstadt im Kreis C. an dem Camminer Bodden (s. d.), den die Dievenow durchfließt, und an der Linie Alt-Damm-Gollnow-C. (69,8 km) der Preuß. Staatsbahnen, mit doppelten Wallgräben um die enge Altstadt, hat (1890) 5681 (2755 männl., 2926 weibl.) evang. E., darunter 83 Israeliten, Post, Telegraph, Dampferverbindung mit Stettin und (im Sommer) mit Berg-Dievenow; Landratsamt, Amtsgericht (Landgericht Stettin), Kataster-, Strandamt; ein schönes Thor aus dem 14. Jahrh. mit Türmen, berühmten Dom St. Johannis mit schönem Kreuzgange, 1175 von Herzog Kasimir erbaut, eine St. Marien-, St. Nikolai- und eine altluth. Christuskirche, 1887 erbaut, eine Synagoge, ein Rathaus aus dem 14. Jahrh., ein 1882 erbautes Sol- und Moorbad; Domschule (bis Untertertia), Lehrerseminar (Direktor Dittmann, 100 Schüler, darunter 75 Alumnen), höhere Mädchenschule; städtisches Krankenhaus, Georgenhospital, Johannishospital und Frauenstift; Kreis- und städtische Sparkasse sowie 2 Vorschußvereine. Die 4½prozentige jod-, brom- und lithionhaltige Sole (20°C.) kommt aus einem Bohrschacht (615 m) und wird angewendet bei rheumatischen Leiden, Haut- und Frauenkrankheiten. Ferner bestehen eine Cementfabrik in Gristow bei C. (140000 t jährlich), Eisengießerei, 2 Brauereien, Fischräucherei, Tischlerei, Schuhmacherei, 5 Vieh-, 2 Krammärkte. – C., in den ältesten Urkunden Chamin, Gamin und Camyn geschrieben, war ursprünglich wend. Burgflecken und herzogl. Hofburg und wird beim Einfall des Herzogs Boleslaw III. von Polen in Pommern (1107) genannt. 1168 und 1174 wurde C. von Waldemar von Dänemark vergeblich angegriffen. 1175 wurde das Bistum von Wollin nach C. verlegt und ein Domherrenkollegium vom Herzog Kasimir errichtet; 1228 erbaute Wratislaw III. ein Dominikanerkloster. 1273 und 1308 wurde die Stadt von den Brandenburgern zerstört, 1456 von den Kolbergern erobert und der Dom nebst 28 Kapitelsdörfern zerstört. 1534 wurde die Reformation eingeführt. Auch in der Folgezeit hatte C. viel zu leiden durch Brand, die Pest, sowie durch schwed. und russ. Truppen. 1648 fiel das Bistum an Brandenburg; 1810 wurde das Domstift säkularisiert. – Vgl. Baltische Studien, hg. von der Gesellschaft für pommersche Geschichte und Altertumskunde

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 874.

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