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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Capromys - Captatio benevolentiae

und besuchte den ital. Ministerpräsidenten Crispi in Mailand 7. Nov. und den König von Italien in Monza 8. Nov. Die Verlängerung des Dreibundes (s. d.) Juni 1891 war das Ergebnis dieser Bemühungen und befestigte die polit. Lage, über die er sich 28. Sept. 1891 in Osnabrück öffentlich aussprach. Einen weitern Ausbau fand seine europ. Politik durch den Abschluß von Handelsverträgen mit Österreich-Ungarn, Italien und Belgien, denen 1894 ein Handelsvertrag mit Rußland folgte. Für die erfolgreiche Verteidigung jener Verträge im Deutschen Reichstage wurde er 18. Dez. 1891 vom Kaiser zum Grafen ernannt. Freilich verstimmte er durch seine Handelspolitik die Konservativen. Die innere Politik faßte er vom Gesichtspunkt der socialen Frage auf; er unterstützte deswegen auch die Volksschulgesetzvorlage des Kultusministers Grafen Zedlitz, von der er eine Förderung der religiösen Gesinnung der untern Stände sich versprach. Als der Kaiser die Vorlage infolge des Widerspruchs der Mittelparteien fallen ließ, trat C., nachdem sein Gesuch um Entlassung aus allen seinen Ämtern vom Kaiser abgelehnt worden war, im März 1892 nur als preuß. Ministerpräsident zurück, behielt aber neben dem Reichskanzleramt Sitz und Stimme im preuß. Staatsministerium als Minister der auswärtigen Angelegenheiten. Während C. 1890 eine Verstärkung des Reichsheeres um 18000 Mann durchgesetzt hatte, wurde die von ihm 23. Nov. 1892 eingebrachte Militärvorlage 6. Mai 1893 vom Reichstag abgelehnt. Nachdem der letztere daraufhin sofort aufgelöst worden war, bewilligte der neue Reichstag die ermäßigten Forderungen der Regierung 15. Juli 1893. Die "Reden des Grafen von C. 1883 - 93" (Berl. 1893) gab R. Arndt heraus. - Vgl. Seidel, General G. L. von C. (Langensalza 1890); Schreck, Reichskanzler Georg Leo von C. (Düsseld. 1891).

Caprŏmys, s. Ferkelratten.

Caprōnsäure oder normale Hexylsäure, C5H11·COOH ^[C<sub>5</sub>H<sub>11</sub>·COOH], ist eine flüssige Fettsäure, siedet bei 205° und ist nicht mit Wasser mischbar. Sie ist die Ursache des eigentümlichen Geruchs der Kokosseife und kommt teils frei, teils als Glycerid im Kokosnußöl, im Fruchtfleische der Früchte von Gingko (Salisburia) biloba L., in den Blüten von Himantoglossum hircinum Spr., in der Butter und andern Fetten vor und entsteht bei der Oxydation der Fette und der Eiweißkörper. Auch kann sie synthetisch dargestellt werden.

Caprotīna, fossile Muschelgattung, s. Hippuritenkalke.

Caprylsäure ist die normale Octylsäure, C7H15·COOH ^[C<sub>7</sub>H<sub>15</sub>·COOH] krystallisiert in Nadeln, schmilzt bei 17° und siedet bei 253°. Sie findet sich im Weinfuselöl und als Glycerid in vielen Ölen und Fetten.

Capsarĭi (lat.), im alten Rom Sklaven, welche den Kindern die Schulutensilien in einem Kasten (capsa) nachtrugen, sowie die Sklaven in den Bädern, welche die Kleider verwahrten.

Capsella, Pflanzengattung aus der Familie der Kruciferen (s. d.) mit nur wenigen, der gemäßigten Zone beider Hemisphären angehörenden Arten. Am bekanntesten ist das gemeine Täschelkraut oder Hirtentäschel, C. bursa pastoris L., eins der häufigsten Unkräuter. Es ist eine einjährige Pflanze mit rosettenförmig gruppierten Grundblättern, kleinen weißen Blüten und dreieckigen Schötchen, die man mit einer Hirtentasche verglichen hat. Früher war das Kraut offizinell.

Capsicīn, ein Alkaloid aus Capsicum (s. d.).

Capsĭcum L., Beißbeere, Pflanzengattung aus der Familie der Solanaceen (s. d.) mit etwa 50, meist tropisch-amerik. Arten. Es sind perennierende Kräuter, seltener Sträucher. Ihre Blüten haben einen tellerförmigen, fünf- bis sechszähnigen Kelch, eine radförmige Blumenkrone mit fünf- bis sechsspaltigem Saum, fünf bis sechs Staubgefäße und einen Fruchtknoten, aus dem sich eine beerenartige, zuletzt trockne, aber nicht aufspringende vielsamige Frucht mit erst fleischiger, dann lederartiger Schale bildet. Die Blätter stehen abwechselnd oder paarweise nebeneinander, die Blüten einzeln oder zu zwei bis drei auf blattwinkelständigen oder neben den Blattwinkeln aus den Zweigen entspringenden Stielen. Viele der bis jetzt beschriebenen Arten sind wohl als Kulturvarietäten anzusehen. Die wichtigste Art ist der auf den westind. Inseln und in Südamerika heimische Schotenpfeffer, C. annum L. (s. Tafel: Tubifloren, Fig. 3), der zur Zeit nicht bloß in allen Tropengegenden, sondern auch in den wärmern Ländern der gemäßigten Zone, in Spanien, Italien, Ungarn, der Türkei vielfach kultiviert wird, und zwar in einer großen Anzahl von Varietäten. Das ganze Kraut hat einen beißenden Geschmack, besonders die roten, schotenartigen Früchte. Die letztern dienen vielfach als Gewürz, hauptsächlich in Amerika, Ostindien und Ungarn; in diesen Ländern werden sie (in Ungarn als Paprika, in Spanien als Pimiento) sehr vielen Speisen als Reizmittel zugesetzt. In Deutschland werden sie zu scharfen Saucen, zum Einmachen von Früchten (Mixed Pickles) u. dgl. verwendet. Unter den vielen Kulturvarietäten, die sich hauptsächlich durch die Form der Frucht unterscheiden, giebt es solche, die nur sehr wenig Schärfe besitzen, von denen die Früchte sogar roh oder eingemacht genossen werden können, wie C. tetragonum Mill., während von andern nur ganz geringe Mengen den Speisen zugesetzt werden dürfen, so von C. luteum Lam., das die schärfsten Früchte liefert. Von andern Arten außer C. annuum und den genannten Varietäten sind noch die zu erwähnen, die vorzugsweise in Südamerika kultiviert werden und den sog. Cayennepfeffer liefern, C. grassum Willd., C. minimum Mill. u. a. Die Schoten beider werden fein zerrieben, mit Salz oder Mehl vermengt und kommen so als Cayennepfeffer in den Handel; sie besitzen mehr Schärfe als die von C. annuum. Der scharfe Stoff der Fruchtschale, das Capsicin, ist ein noch wenig bekannter Körper. In der Medizin werden sowohl der Spanische als der Cayennepfeffer als Reizmittel bei Wechselfieber, Lähmungen der Zunge u. s. w. angewendet, in Südamerika auch gegen das Gelbe Fieber. Manche Capsicum-Arten werden als Zierpflanzen kultiviert.

Capsĭdae, Weichwanzen, eine Familie der Wanzen mit kleinem dreieckigen Kopf, borstenförmigen Fühlern, weichhäutigem Körper. Es sind unscheinbar gefärbte, meist kleine Tiere, die meist auf Wiesen und Feldern der gemäßigten Gegenden leben. Über anderthalbhundert Arten kommen in Deutschland vor.

Capsŭla (lat.), Kapsel, insbesondere Arzneikapsel (s. d.).

Capsulītis, auch Capsītis (lat.), Entzündung der Linsenkapsel des Auges.

Captatĭo benevolentiae (lat.), das Bemühen um die Gunst anderer, besonders gebraucht für eine dieses Ziel verfolgende Redewendung.

^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]