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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bastiat; Carex; Carey

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Carex - Carey (Henry Charles)

Carex L., Ried- oder Rietgras, Segge, Pflanzengattung aus der Familie der Cyperaceen (s. d.) mit gegen 600 Arten, fast sämtlich in den gemäßigten und kalten Zonen, in Tropengegenden nur auf höhern Gebirgen. Es sind ausdauernde grasartige Gewächse mit dreizeilig stehenden Blättern und getrenntgeschlechtigen Blüten. Männliche und weibliche Blüten pflegen in Ähren gestellt zu sein, und zwar entweder untereinander gemengt in eine einzige Ähre, oder in eine aus kleinen männlichen und weiblichen Ährchen zusammengesetzte Ähre, oder in besondern Ähren, die dann gewöhnlich traubig angeordnet sind und von denen die obersten männliche, die übrigen weibliche Blüten enthalten. Beiderlei Blüten bestehen bloß aus den Geschlechtsorganen und sitzen an der Spindel der Ähre unter einem Deckblatt (Schuppe). Die Frucht ist ein dreikantiges, von dem Schlauche umhülltes Nüßchen. Die Riedgräser wachsen der Mehrzahl nach auf nassem, sumpfigem Boden, an Rändern von Teichen, Flüssen und Sümpfen und sind schlechte Futtergräser; einige wachsen auch in trocknem, losem Sandboden und werden durch Befestigung desselben mittels ihrer umherkriechenden Wurzeln nützlich, so die Sandsegge, C. arenaria L. (s. Tafel: Cyperaceen, Fig. 3), namentlich auf den Sanddünen. Ihr queckenartiger Wurzelstock, welcher schwach nach Terpentinöl riecht und etwas ätherisches Öl enthält, ist als Rhizoma Caricis oder deutsche Sarsaparille offizinell. Die übrigen Arten bieten kein allgemeineres Interesse; in Deutschland allein sind gegen 90 einheimisch, die zum Teil schwer voneinander zu unterscheiden sind.

Carey (spr. kähri), Henry, engl. Dichter und Komponist, geb. um 1696, gest. 4. Okt. 1743 zu London, wo er Musiklehrer war. Er dichtete Lieder und Opern, die er meist selbst komponierte. Seine Lieder erschienen gesammelt u. d. T. «The musical century» (2 Bde., 1737‒40), die «Dramatic works» 1743. Er ist der Dichterkomponist des engl. Nationalliedes «God save the king» (s. d.).

Carey (spr. kähri), Henry Charles, amerik. Nationalökonom, geb. 15. Dez. 1793 zu Philadelphia, trat 1814 in die Buchhandlung seines Vaters Matthew C. (s. d.) ein, die sich unter seiner Leitung zu der bedeutendsten amerik. Verlagsbuchhandlung entwickelte; auch führte er die Verlagsauktionen (trade sales) ein, die wesentlich dazu beigetragen haben, einen sehr starken Absatz von Büchern in den Vereinigten Staaten zu schaffen. 1835 zog er sich zurück, um sein großes Vermögen zu industriellen Unternehmungen zu verwenden. Er starb 12. Okt. 1879 zu Philadelphia. Durch ein eingehenderes Studium der Tariffrage gelangte er zu Ansichten, welche den damals vorzugsweise geltenden schroff gegenüber standen. Ursprünglich eifriger Freihändler, wurde er später ebenso eifriger Schutzzöllner. Freihandel gilt ihm allerdings als das zu erstrebende Ziel, der Schutz aber als Mittel, um zu diesem Ziele zu gelangen. Allmählich bildete er ein vollständiges System der Gesellschaftswissenschaft aus, das sich ebensowohl durch die Originalität der Grundbegriffe als durch die Wärme auszeichnet, womit überall die Erreichung des höchstmöglichen Grades von Wohlergehen, Bildung und Gesittung für alle Menschen als einzig erstrebenswertes und zugleich erreichbares Ziel der wirtschaftlichen Thätigkeit festgehalten wird. Sein System ist die in systematische Form gehüllte Verallgemeinerung der besondern Zustände, welche ^[Spaltenwechsel] Nordamerika hat, und der besondern Maßregeln, welche er und seine Partei für sein Vaterland fordern. Seine Methode ist übrigens unwissenschaftlich, die Art seiner Beweisführung inexakt und seine Phantasie, die überall leicht Scheinbeweise findet, äußerst lebhaft. Wie C. selbst viele Ideen Lists weiter entwickelt hat, so steht andererseits der Franzose Bastiat (s. d.) auf den Schultern C.s. Die Gesellschaftswissenschaft ist nach C. «die Erkenntnis der Gesetze, nach welchen der Mensch sich bemüht, sich die höchste Entwicklung seiner Individualität und damit zugleich die größtmögliche Vergesellschaftungsfähigkeit zu sichern». Der Fortschritt der Menschheit besteht in ihrer zunehmenden Herrschaft über die Kräfte der Natur. Mit der Kultur steigert sich die Produktionsfähigkeit der Erde, sodaß eine Übervölkerung nie eintreten kann. Bei normalen Gesellschaftsverhältnissen geht das Streben fortwährend auf Erhöhung des Werts der menschlichen Arbeit, auf Steigerung der Löhne und Verminderung der Rate des Gewinns vom Kapital (obschon der absolute Gesamtbetrag desselben steigt), daher auf Verminderung der Macht des Kapitals über die Arbeit. Der wahre freie Handel (free commerce im Gegensatz zu free trade) besteht nur, wenn jede Nation die Macht besitzt, auf dem Fuße der Gleichheit mit andern Nationen Arbeitswert gegen Arbeitswert umzutauschen. Schutz der nationalen Industrie (nicht ausschließlich durch Zölle) ist für Länder, in welchen sich noch nicht die zur höchstmöglichen Werterzeugung erforderliche Vermannigfachung der Arbeit hat bilden können, das unentbehrliche Mittel, um zur wahren Handelsfreiheit zu gelangen. Sein Kampf gegen die engl. Nationalökonomie richtet sich namentlich gegen Malthus (s. d.) und die von ihm begründete Bevölkerungslehre und gegen Ricardo (s. d.) und dessen Grundrentenlehre. Doch besteht seine Widerlegung nur in der ungebührlichen Verallgemeinerung besonderer Vorgänge einer besondern Epoche seiner Heimat, daß man namentlich, entgegen der Annahme Ricardos, den guten Boden zuletzt bebaue. Mit diesem vermeintlichen Nachweise glaubt C. die ganze pessimistische Lehre des Socialismus und Kommunismus, die aus der «britischen» Nationalökonomie ihre Nahrung gesogen, widerlegt zu haben. C.s 1850 ausgeführte Theorie der «natürlichen Harmonie der Interessen» war schon 1820 von seinem Vater in der Schrift «New Olive Branch» vertreten worden; sie ist gut gemeint, aber vor jeder ernstern Betrachtung unhaltbar, denn die wirkliche Harmonie ist nicht in den natürlichen Trieben gegeben, sondern ist die kulturhistor. Aufgabe, welche die menschliche Gesittung erst zu verwirklichen hat. Außer in einer Anzahl Flugschriften hat C. sein System entwickelt in «Essay on the rate of wages» (Philad. 1835); weiter ausgeführt in «Principles of political economy» (3 Bde., ebd. 1837‒40), «The credit system in France, Great Britain and the United States» (ebd. 1838), «The past, the present, and the future» (ebd. 1848), «The harmony of interests» (ebd. 1850), «The slave trade, domestic and foreign» (ebd. 1853); vor allem in dem Hauptwerke «Principles of social science» (3 Bde., ebd. 1858‒59; deutsch von Adler, 3 Bde., Münch. 1863‒64; in verkürzter Bearbeitung als «Lehrbuch der Volkswirtschaft und Socialwissenschaft», ebd. 1866) und in «A series of letters on political economy» (Philad. 1860; 2. Folge 1865). E. ist außerdem Verfasser verschie-^[folgende Seite]

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