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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Carolsfeld - Carpeaux

und vertritt in Bezug auf die Bilder den Standpunkt, daß es erlaubt sei, Bilder zu haben zum Schmuck der Kirchen und zur Erinnerung an heilige Personen und Ereignisse; doch sei es für den Glauben gleichgültig, ob man solche Bilder habe oder nicht. Betreffs der allgemeinen theol.-kirchlichen Anschauungen bilden die Karolinischen Bücher ein wertvolles Dokument der fränk.-angelsächs. Theologie zur Zeit Karls d. Gr. Sie haben es bewirkt, daß die fränk. Kirche bis zum 10. Jahrh, vom Bilderdienst frei blieb. Herausgegeben wurden die C. l. zuerst anonym von Jean du Tillet («Carolus Magnus. Opus illustr. viri C. M. etc.», Par. 1549). Die röm. Kirche setzte sie 1564 auf den Index.

Carolsfeld, sächs. Dorf, s. Carlsfeld.

Carolsfeld, Schnorr von, s. Schnorr von Carolsfeld.

Carŏlus-Dollar, Carolus-Piaster, der span. Piaster (s. d.) aus der Zeit Karls Ⅲ. und Karls Ⅳ. (1788–1808), der weitverbreitet und namentlich in China und Japan eine sehr beliebte Münze war. Chines. Bankiers schlugen vollwichtig und guthaltig befundenen Stücken einen besondern Gegenstempel auf, sodaß viele Stücke infolge der vielen Kontermarken kaum noch das ursprüngliche Gepräge erkennen lassen. Ahnlich wie die Maria-Theresienthaler (s. d.) wurden die C. vielfach von Privaten, jedoch der Vorschrift gemäß, nachgeprägt. Neuerdings werden die C. durch die mexik. Pesos und amerik. Dollars verdrängt.

Carŏlus Magnus (lat.), Karl der Große.

Carŏlus-Piaster, s. Carolus-Dollar.

Carōni, Nebenfluß des Orinoco in Venezuela, entspringt auf der Sierra Pacaraima, fließt als Grenzfluß des Territorio Yuruari gegen den Staat Bolivar in nördl. Richtung und mündet bei Las Tablas. Sein großer Nebenfluß ist der von links ebenfalls aus der Sierra Pacaraima kommende Paragua.

Carōtis, die Kopfschlagader, s. Hals.

Carōto, Gian Francesco, ital. Maler, geb. 1470 zu Verona, bildete sich in der Schule des Andr. Mantegna und an den Werken Leonardo da Vincis und Raffaels. Er zeichnet sich durch eine edle Auffassungsweise, durch ein lebhaftes, aber etwas hartes Kolorit aus. Von seinen Gemälden sind hervorzuheben eine Thronende Madonna (in Modena), Bethlehemitischer Kindermord (Bergamo, Akademie); andere Werke C.s finden sich in den Kirchen von Verona, vorzügliche Fresken in der Kirche Sta. Eufemia. C. starb um 1546.

Carouge (spr. -ruhsch), Stadt im schweiz. Kanton und Bezirk (linkes Ufer) Genf, 2 km von Genf und mit demselben durch eine steinerne von Napoleon Ⅰ. erbaute Brücke über die Arve sowie durch Pferdebahn verbunden, in 384 m Höhe, an der Arve, ist hübsch und regelmäßig gebaut und hat (1888) 5703 E., darunter 3921 Katholiken und 1639 Evangelische, Post, Telegraph, eine schöne Kirche; 3 Maschinenfabriken, 7 Eisengießereien, Metallschrauben-, Farbenfabrik, Edelsteinbohrerei, Uhrenindustrie, die von der Genfs abhängig ist. - C. wurde 1780 von Herzog Victor Amadeus Ⅲ. von Savoyen gründet, der eine Menge Arbeiter aus Genf hierher zog sowie eine Schule und ein Spital gründete.

Carp, Petrache, rumän. Staatsmann, geb. 29. Juni 1837 in Jassy, ward in Berlin erzogen, studierte in Bonn Staatswissenschaften und kehrte 1862 nach Rumänien zurück. An dem Sturze Cusas nahm C. hervorragenden Anteil. Nach der Ankunft ^[Spaltenwechsel] des Prinzen Karl ging er als erster Sekretär der diplomat. Agentie nach Paris, gehörte dann als Abgeordneter zu den Gegnern des Ministeriums Bratianu, warin dem kurzlebigen Kabinett Epureanu Minister des Äußern, später einige Jahre diplomat. Agent in Wien. Heimgekehrt, beteiligte er sich wieder lebhaft an dem parlamentarischen Leben und unterstützte besonders die Unterrichtsreform Majorescus, dessen Nachfolger er wurde. Als bei dem Kampf um die Unterrichtsreform Jung- und Altkonservative sich trennten und infolge der Trennung das Ministerium Catargiu fiel, erstrebte C. eine Reorganisation der konservativen Partei und so entstand die Partei der Junimisten, deren Haupt C. wurde. Unter dem folgenden Ministerium Bratianu verteidigte C. in Wien die Rechte des Landes in der Donaufrage und machte dann der liberalen Regierung in allen innern Fragen entschiedene Opposition. 1888 nahm C. eine hervorragende Stelle im Übergangsministerium Rosetti ein. Seine Ideen wurden das Programm der Regierung. Im Ministerium Catargiu übernahm er Dez. 1891 die Leitung des Domänenministeriums. Das Programm C.s ist: Hebung des Bauern- und Bürgerstandes, Verwaltungsreform auf dem Wege der Dezentralisation, Unabsetzbarkeit der Richter, Aufbesserung der Geistlichen, Ausdehnung des Realunterrichts.

Carp., nach zoolog. Namen Abkürzung von William Benjamin Carpenter (s. d.).

Carpaccio (spr. -pattscho), Vittore, ital. Maler der ältern Venezianischen Schule, geb. vor 1460 in Istrien, gest. nach 1519, war ein Nebenbuhler der Bellini; doch unterscheidet sich seine mehr epische Darstellungsweise wesentlich von der lyrisch-idyllischen dieser Meister. Er besaß eine reiche Phantasie und ein höchst lebendiges Anschauungsvermögen. Am liebsten stellte er dramat. Vorgänge aus der heiligen Geschichte dar, die er naiv in das Leben seiner eigenen Zeit versetzt. So die Geschichte der heil. Ursula auf acht Bildern, früher im Oratorium dieser Heiligen zu Venedig, jetzt in der dortigen Akademie, und die Geschichte des heil. Stephanus in fünf Bildern, die sich gegenwärtig zu Mailand, Paris und Berlin befinden. Eins seiner besten Bilder ist: Christus mit den Jüngern zu Emmaus (in San Salvatore zu Venedig); ferner Tod der Maria (1508; Ferrara, städtische Gemäldegalerie). – Vgl. Molmenti, Il C. e il Tiepolo (Mail. 1885).

Carpeaux (spr. -poh), Jean Baptiste, franz. Bildhauer, geb. 11. Mai 1827 zu Valenciennes, kam nach Paris in die Schule von Duret und erhielt 1854 den ersten Preis für die Figur eines Hektor, der seinen Sohn Astyanax der Obhut Jupiters anempfiehlt. Er studierte dann 5 Jahre auf der franz. Akademie in Rom und arbeitete hier die Palombella (Büste einer jungen Sabinerin) und eine Bronzestatue, einen jungen Fischer, der eine Muschel an sein Ohr hält. Sein Ruf steigerte sich durch die 1863 ausgestellte Bronzegruppe: Ugolino und seine Kinder (im Tuileriengarten). Nachdem er 1865 eine Gruppe der Enthaltsamkeit für die Kirche St. Trinité geschaffen hatte, schmückte er das Giebelfeld des Pavillons der Flora in den Tuilerien mit einem Hochrelief, welches das Kunst und Ackerbau beschützende Frankreich darstellt, und an der Hauptfaçade des Pariser Opernhauses findet sich von ihm eine in kühnem Realismus gehaltene Darstellung des Tanzes (s. Tafel: Französische Kunst Ⅳ, Fig. 7). Unter C.' letzten Werken ist her-^[folgende Seite]

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