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Cassianus - Cassini (Giovanni Domenico)
migen Blättchen zusammengesetzten Blättern, hängenden, bis 60 cm langen Trauben großer, goldgelber, wohlriechender Blumen und walzigen, fingerdicken, stabförmigen, bis 60 cm langen Früchten von holziger Beschaffenheit, die äußerlich geringelt erscheinen, inwendig durch zahlreiche Querscheidewände in mit einem schmierigen, angenehm süßlich schmeckenden Brei erfüllte Fächer abgeteilt sind, deren jedes einen flachgedrückten, glänzend ockergelben Samen birgt. Der Fruchtbrei dieser sog. Röhren- oder Fisetcassia wurde unter dem Namen Cassiamark früher mehr wie gegenwärtig als gelindes Purgiermittel angewendet. Auch wird derselbe zu Tabaksaucen benutzt. Die Rinde dient in Ostindien als Gerbmittel. C. absus L., eine in Ägypten wachsende, fußhohe Staude mit langen, gelblichgrünen Blättern und kleinen Träubchen orangegelber oder blutroter Blumen, welche schwertförmige, 6 cm lange, drüsige, mit glänzenden, bräunlichschwarzen, aromatisch riechenden und widerlich bitter schmeckenden Samen erfüllte Hülsen trägt, ist unter dem Namen Chichm in Ägypten wegen der Heilkräftigkeit ihrer Samen gegen die ägypt. Augenkrankheit berühmt. Ihre Samen sind auch in Europa unter dem Namen Semina cismae oder chichmae gegen diese Krankheit mit Erfolg angewendet worden. C. alata L., ein im tropischen Amerika wachsender Strauch mit 6- bis 10paarigen Blättern und großen, endständigen Trauben goldgelber Blüten, gilt in allen Tropengegenden als ein wirksames Mittel gegen die Krätze (die Blätter und Blüten). Viele Cassien werden ihrer schönen Blüten und Blätter wegen als Zierpflanzen kultiviert. So ist in Südspanien die C. tomentosa L., ein aus Ostindien und Südamerika stammender Strauch oder Baum mit unterseits weißwolligen Blättchen und goldgelben Blumen, in vielen Gärten zu finden, und bei uns wird die in Nordamerika einheimische C. marylandica L., eine 60–90 cm hohe Staude mit 8- bis 9paarigen Blättern und achselständigen Trauben gelber Blumen, welche gut im Freien aushält, ebenfalls häufig als Zierpflanze kultiviert. Die Blätter derselben kommen als amerik. Sennesblätter in den Handel. C. floribunda Cav. aus Mexiko wird im Gewächshause überwintert und während des Sommers in geschützten Lagen auf Gartenbeete gepflanzt, woselbst sie sich im Nachsommer bis zum Herbst mit ihren schönen gelben Blüten bedeckt. Die übrigen Arten, z. B. C. corymbosa Lamk., haben einen geringern Wert als Zierpflanzen. Alle, je nach ihrem Vaterland bald Kalthaus-, bald Warmhauspflanzen, verlangen zu ihrem Gedeihen viel Licht und lassen sich durch Samen und Ableger vermehren.
Cassiānus, Johannes Massiliensis, Begründer des Semipelagianismus (s. d.), geb. im Abendland, trat früh in ein Kloster zu Bethlehem und hielt sich seit 390 mehrere Jahre bei den Einsiedlern der ägypt. Wüste auf. Dann kam C. nach Konstantinopel, ward von Chrysostomus zum Diakon und Presbyter geweiht und begab sich nach dessen Sturz 405 nach Rom, um Innocenz Ⅰ. für ihn zu gewinnen. Von hier ging C. nach dem südl. Frankreich und stiftete in der Nähe von Massilia (Marseille) nach der gemilderten Regel des Pachomius zwei Klöster. Seine Vorschriften für das mönchische Leben enthalten die beiden Schriften: «De coenobiorum institutis libri Ⅻ» und «Collationes patrum Sceticorum ⅩⅩⅣ» (lat. Handausgabe von Hurter, «Sanctorum Patrum opuscula, Ser. Ⅱ, Tom. Ⅲ» Innsbr. 1887). In dem Streit zwischen Augustinus und Pelagius suchte C. eine Vermittelung in dem Satz, der Mensch könne das Gute ohne die göttliche Gnade nicht vollenden, wohl aber anfangen. Zur Bekämpfung des Nestorius schrieb C. «De incarnatione libri Ⅶ». Er starb ums J. 448. Ausgaben seiner Werke von Gazäus (3 Bde., Douai 1616; zuletzt Lpz. 1733) und Petschenig (in «Corpus scriptorum ecclesiasticorum latinorum», Bd. 13 und 17, Wien 1886–88); deutsche Übersetzung von Abt und Kohlhund (2 Bde.) in der «Bibliothek der Kirchenväter» (Kempten 1879). – Vgl. Wiggers, De Jo. C. Massiliensi (Rostock 1822); ders., Versuch einer pragmatischen Darstellung des Augustinismus und Pelagianismus (2 Bde., Hamb. 1833).
Cassĭaöl, Zimmetcassiaöl, Oleum Cinnamomi Cassiae, ein ätherisches Öl, das in China durch Destillation der Blüten, Zweige, des Holzes, kurz aller Teile des Cassiabaumes, Cinnamomum aromaticum N. v. E. (Cinnamomum cassia Bl.), gewonnen wird. Das Öl des Handels ist nicht dünnflüssig wie andere ätherische Öle, gelblich bis goldgelb, schwerer als Wasser (1,03 bis 1,09 spec. Gewicht), von gewürzhaftem, süßem Geschmack mit brennendem, stechendem Nachgeschmack, es verdickt sich an der Luft mehr und mehr und scheidet schließlich Krystalle ab, weshalb es vor Luftzutritt zu bewahren ist. In Wasser nicht unerheblich löslich, ist es in jedem Verhältnis mit Alkohol mischbar. Es besteht vorwiegend aus Zimmetsäurealdehyd, C9H8O ^[C<sub>9</sub>H<sub>8</sub>O], und steht dem echten Zimmetöl sehr nahe, hat aber weit weniger feinen Geruch als dieses. Gebraucht wird das C. als Zusatz zu Liqueuren und zum Parfümieren von Seifen.
Cassĭcus, Vogelgattung, s. Beutelstare.
Cassidĭdae, s. Schildkäfer.
Cassĭenrinde oder Zimmetcassia, s. Zimmet.
Cassinet (engl., spr. kässinétt), ein tuchartiges Köpergewebe mit baumwollener Kette und Einschlag aus Streichgarn, das beim Weben sehr dicht geschlagen, weder gewalkt noch gerauht, nur aus der rechten Seite, auf der die meiste Wolle sichtbar ist, geschert und zuletzt heiß gepreßt wird. Der sog. Doppel-Cassinet mit zweierlei Einschlag ist in der Art hergestellt, daß wollene und baumwollene Einschlagfäden miteinander abwechseln und auf der rechten Seite drei Viertel des wollenen, auf der linken drei Viertel des baumwollenen Einschlags frei liegen. Durch diese entgegengesetzte Bindungsweise schieben sich die Einschlagfäden sehr dicht zusammen, wodurch der Stoff seine Schwere erhält. C. wird in verschiedenen Farben und Mustern namentlich als Beinkleiderstoff verwendet und besonders in den Weberdistrikten Sachsens hergestellt.
Cassīni, Giovanni Domenico, Astronom und Geograph, geb. 8. Juni 1625 zu Perinaldo bei Nizza, studierte im Jesuitenkollegium zu Genua und auf der Universität zu Bologna, wo ihm schon 1650 der Senat den ersten Lehrstuhl der Astronomie an der dortigen Universität übertrug. Als Beobachter war C. ungemein thätig; er berichtigte die Theorie der Bewegungen der Jupitermonde und bestimmte die Umdrehungszeit der Venus, des Mars und Jupiter. Die «Ephemerides Bononienses Mediceorum siderum» (Bologna 1668) lenkten die Aufmerksamkeit Ludwigs ⅩⅣ. auf C., der ihn vermochte, 1669 nach Frankreich zu kommen. C. wurde mit der Direktion der neuerbauten Pariser Sternwarte beauftragt und entdeckte, außer dem schon 1655 von Huyghens wahrgenommenen Trabanten des Sa- ^[folgende Seite]
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