Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

49

Centrumspartei – Cephalocele

Centrumspartei, s. Centrum.

Centschar, s. Cent.

Centum (lat.), Hundert.

Centumvĭri (lat., d. h. Hundertmänner) waren die Mitglieder eines gegen Ende der röm. Republik entstandenen Gerichtshofs für Erbschaftsprozesse in Rom. Die Richter waren Bürger (Geschworne), ursprünglich je drei aus jeder der 35 städtischen Tribus (s. d.), also 105 an Zahl, die alljährlich vom städtischen Prätor in einer Liste zusammengestellt wurden. In der Kaiserzeit wurde ihre Zahl bis auf 180 vermehrt. Die Leitung des Prozesses hatten zuerst Quästorier (gewesene Quästoren), später ein besonderer Prätor in Gemeinsamkeit mit den Decemviri (s. d.) litibus iudicandis; diese hatten also die Funktion unsers «Gerichts» gegenüber der «Geschwornenbank». Lange scheint dieser Gerichtshof nicht bestanden zu haben. – Vgl. Schneider, De origine centumviralis judicii (Rostock 1855).

Centŭplum (lat.), das Hundertfache.

Centurĭa (lat.), Flächenmaß, s. Jugerum.

Centuriātkomitien, s. Centurie und Komitien.

Centuriātor, s. Centurien (Magdeburger).

Centurĭe (lat. centuria), bei den alten Römern im allgemeinen jede Abteilung von hundert Dingen oder Personen, wenn sie auch nicht immer genau aus Hundert bestand, wie im Kriegswesen die Abteilung der Truppen, über die ein Befehlshaber, der den Namen Centurio führte, gesetzt war. Insbesondere wurde das gesamte röm. Volk bei der Einteilung nach dem Vermögen, die Servius Tullius eingeführt haben soll, in 193 Ordnungen oder C. abgeteilt. Sämtliche Vermögende, und zwar anfangs ohne Zweifel nur die Grundeigentümer, wurden in fünf Klassen in 168 C. eingeteilt, nämlich in 84 Centuriae juniorum (die jüngere, zum eigentlichen Felddienst verpflichtete Mannschaft) und 84 Centuriae seniorum (ältere Männer vom 46. Jahre an, als Landwehren), wozu dann noch die Ritter in 18 C., ferner 3 C. Schmiede, Zimmerleute, Spielleute, 2 C. unbewaffnete Ersatzmannschaft (Accensi velati), endlich, wohl erst später, 2 C. der Ärmern (Capite censi, s. d.) kamen. Jede C. hatte in den danach abgeteilten Volksversammlungen, den Centuriatkomitien, eine Stimme. (S. Census und Komitien.) Um die Mitte des 3. Jahrh. v. Chr. wurde durch eine große Reform, durch welche die Einteilung des Volks in Klassen und C. mit der in 35 Tribus kombiniert wurde, die Zahl der C. nahezu verdoppelt. Es wurden nämlich aus jeder Tribus, entsprechend den fünf Klassen und der Einteilung in juniores und seniores, 10 C., also zusammen 350 gebildet, wozu dann noch die nicht in die Klassen aufgenommenen C. kommen.

Centurĭen, Magdeburger, heißt die erste große prot. Kirchengeschichte, weil der Stoff nach Jahrhunderten abgeteilt (daher ihre Verfasser Centuriatoren) und Magdeburg der Sitz der Mitarbeiter war. Begründer des Werks war Matthias Flacius (s. d.), die wichtigsten Mitarbeiter Joh. Wigand, Matth. Judex, Basilius Faber, Andr. Corvinus und Thom. Holthuter. Die Kosten trugen die evang. Fürsten. Die C. reichen bis 1300 und erschienen in 13 Foliobänden zu Basel (1559‒74), jeder Band ein Jahrhundert umfassend; neue Ausg. von Baumgarten u. Semler (6 Bde., Nürnb. 1757‒65), nur bis 500 geführt; einen Auszug besorgte Osiander (9 Bde., 1592‒1604). Ins Deutsche wurden die vier ersten C. übersetzt (2 Bde., Jena 1560‒65). Zur Widerlegung schrieb Baronius (s. d.) seine «Annales ecclesiastici». (S. auch Kirchengeschichte.)

Centurĭo, s. Centurie.

Centuriōnenmilīz, die päpstl. Miliz, zu welcher die Kardinal-Staatssekretäre Bernetti und Brignole die päpstlich gesinnten Sanfedisten (s. d.) 1831 umbildeten, um sie in den Legationen, den Marken und Umbrien zu verwenden. – Vgl. Farini, Lo Stato Romano dal 1815 al 1850 (1. Bd., Flor. 1883).

Centurīpe (spr. tschen-, bis vor kurzem Centorbi), Stadt im Kreis Nicosia der ital. Provinz Catania auf Sicilien, 8 km nördlich von der Station Catenanuova der Linie Aragona-Caldare-Catania der Sicil. Eisenbahnen, liegt in 703 m Höhe über dem Thal des Simeto mit herrlicher Aussicht auf den Ätna im Osten, hat Post und Telegraph, (1881) 8797, als Gemeinde 8897 E., Schwefelminen und in der Umgegend vortreffliches Getreide und Gemüse. C., das alte Centuripa, von den Siculern gegründet, war im Altertum eine große und reiche Stadt; 1233 wurde sie durch Kaiser Friedrich Ⅱ. zerstört, 1548 aber wieder aufgebaut. Von antiken Resten sind noch Teile der mächtigen Stadtmauer sowie eine große Anzahl von Altertümern aufgefunden worden.

Centweight (spr. ßénntweht, abgekürzt Cwt., für die Mehrzahl auch Cwts.), engl. Handelsgewicht, s. Avoirdupois.

Ceorls (spr. kjerls oder tscherls), Name der Gemeinfreien bei den Angelsachsen (s. d.).

Cèpe (spr. ßähp), franz. Bezeichnung für die Gattung der eßbaren Löcherpilze, unter denen der Steinpilz am meisten in Betracht kommt.

Cephaēlis Swartz, Pflanzengattung aus der Familie der Rubiaceen (s. d.) mit gegen 70 meist tropisch-amerik. Arten. Es sind Sträucher oder Halbsträucher von sehr verschiedenartigem Habitus; sie haben gegenständige Blätter und meist kleine weiße Blüten. Die bekannteste Art ist die brasil. Brechwurzel oder Ipecacuanha, C. ipecacuanha Rich. (s. Tafel: Rubiinen, Fig. 5), eine niedrige, ziemlich unscheinbare Pflanze mit knotig gegliedertem, kriechendem Wurzelstock, der als Radix Ipecacuanhae seit langer Zeit als Brechmittel benutzt wird und noch jetzt offizinell ist. (S. Ipecacuanha.)

Cephāl…, Cephălo… u. s. w., Artikel, die hier nicht zu finden sind, s. Kephal… u. s. w.

Cephalántus, Kopfblume, Pflanzengattung aus der Familie der Rubiaceen (s. d.). Man kennt von derselben 6 in den wärmern und gemäßigten Zonen von Asien, Nordamerika und Südamerika vorkommende Arten. Die bekannteste C. occidentalis L. aus Nordamerika ist ein kleiner Zierstrauch mit runden, weißen Blütenköpfchen, die im Juli und August erscheinen. Der Strauch verlangt in Norddeutschland einen Winterschutz und wird durch Samen, Stecklinge und Wurzelstücke vermehrt.

Cephaláspis Ag., Kopfschild, Hauptvertreter einer der bemerkenswertesten Familien unter den Placodermen (s. d.) oder Panzerganoidfischen des Devons, mit einem großen, fast die Hälfte des ganzen Fisches bedeckenden, halbkreisförmigen Kopfknochenschild und fast wurmförmigen Schwanz. Die besten Exemplare sind aus dem alten roten Sandstein Englands.

Cephalocēle (grch.), Gehirnbruch, d. h. sackartige Vorstülpung der Gehirnhäute oder des Gehirns selbst durch angeborene oder erworbene Schädellücken, auch Hernia cerebri genannt.