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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Chamaelĕon minerāle; Chamaerops; Chamälĕon; Chamardaban; Chamāven; Chambellan; Chamberlain

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Chamäleon - Chamberlain

pflanzen, namentlich eignet sich für diesen Zweck C. concolor Mart. (s. Tafel: Palmen Ⅱ, Fig. 1). Andere Arten, wie die schöne C. Ernesti-Augusti Wendl. mit sehr breiten, C. glaucifolia Wendl. mit ganz schmalen zierlichen Fiedern u. a., werden in Gewächshäusern kultiviert. Sie verlangen nahrhafte Rasenerde, reichliche Bewässerung und werden durch Samen vermehrt.

Chamälĕon, in der Astronomie Sternbild des südl. Himmels.

Chamälĕon (Chamaelĕo Daud.), eine über 30, meist der äthiop. Region angehörige Arten zählende, die Gruppe der sog. Wurmzüngler oder Vermilinguia bildende Eidechsengattung, deren bekanntester Vertreter das im äußersten Süden Europas vorkommende gemeine C., Chamaeleo vulgaris Daud. (s. Tafel: Echsen Ⅱ, Fig. 5), ist. Es besitzt einen magern, seitlich so zusammengedrückten Körper, daß auf dem Rücken (weniger auch auf dem Bauche) eine gezähnelte Kante entsteht, die sich gegen den spiralig einrollbaren Wickelschwanz hin verliert. Die Beine sind lang und dünn, die Füße dadurch, daß von den fünf Zehen die drei oder zwei äußern und ebenso die übrigen innern zu je einem einheitlichen Stücke verwachsen, zu typischen Klammerorganen umgebildet. Der Kopf ist kantig und eckig, nach oben und hinten in eine dreikantige Spitze, den sog. Helm, ausgezogen; das merkwürdigste an ihm sind aber außer der charakteristischen Zunge die Augen, die als kugelige Gebilde weit nach außen hervorragen. Sie sind von einem einzigen Augenlide so vollständig umhüllt, daß nur in der Mitte eine kleine kreisrunde Öffnung für die Pupille offen bleibt; jedes Auge kann für sich allein, unabhängig von dem andern, bewegt werden. Die Färbung des C. ist sehr verschieden, nach dem jeweiligen Gemütszustande, nach Temperatur und Beleuchtung, nach Ernährungsverhältnissen u. s. w.; sie kann wechseln zwischen Grün und Violett, Strohgelb bis Dunkelblau und Schwarz. (Näheres s. Echsen.) Die C. sind harmlose, äußerst träge und phlegmatische Tiere, die ausschließlich auf Bäumen und Sträuchern leben und hier oft tagelang ohne die geringste Bewegung verharren können. In beständiger Unruhe sind allein die Augen, die ruckweise, das eine hierhin, das andere dorthin, die Umgebung durchmustern und nach einem Kerbtiere ausspähen, das zur Nahrung dienen könnte. Hat sich eine Fliege dem C. auf 20 cm oder weniger genähert, dann wird die Zunge blitzschnell vorgeschossen, das Opfer daran festgeklebt und ebenso schnell in das Maul zurückgezogen; tote Beute rühren die Tiere nicht an. Sie vermögen ziemlich lange zu fasten und können bei Überfluß wiederum sehr viel verzehren; äußerst empfindlich sind sie gegen Durst. Das gemeine C. findet sich schon in der span. Provinz Andalusien, ist in Nordafrika sehr gewöhnlich und wird oft lebend nach dem Norden gebracht. Es gedeiht besonders wohl in Gewächshäusern. Das seltsame Gabelchamäleon (Chamaeleo furcifer Gray), dessen Schnauze vorn in zwei schaufelartige Vorsprünge ausgezogen ist, lebt in Indien und auf den Sunda-Inseln bis Australien. – Über die Bedeutung des Wortes C. in der Chemie s. Chamaeleon minerale.

Chamaelĕon minerāle, alte Bezeichnung für mangansaures Kalium (s. Kaliummanganat), herqeleitet von dem Farbenwechsel, den die wässerige Lösung dieses Salzes zeigt; dieselbe ist anfangs grün, wird dann bläulichgrün, zuletzt rein rot, indem das Salz in übermangansaures Kalium übergeht. In neuerer Zeit bezeichnet man die vielfach in der quantitativen Analyse benutzte Lösung von übermangansaurem Kalium als Chamäleon.

Chamardaban, s. Baikalgebirge.

Chamaerops L., Pflanzengattung aus der Familie der Palmen (s. d.), zu der die einzige in Europa wild wachsende Palme, die bei Nizza, auf Sicilien, Sardinien, in Italien und namentlich im südlichern Spanien und Portugal, außerhalb Europas auch in Nordafrika und dem Orient heimische Zwergpalme (C. humilis L.), der Palmito der Spanier, gehört. Diese im Flachlande Andalusiens weite Strecken wüsten Landes als niedriges Gestrüpp bedeckende Palme hat fächerförmig-vielteilige, graugrüne, starre Blätter mit stachligem, am Grunde in eine ringförmige, netzfaserige, den Stamm vollkommen umschließende Scheide übergehenden Stiel, zwischen deren Basen die kleinen, traubig verzweigten, aufrechten Kolben aus lederartigen Scheiden hervorkommen, die bald nur männliche oder weibliche, bald zugleich Zwitterblüten tragen. Die Blüten sind grünlichgelb, die länglichen, festen Beeren bräunlichgelb, ungenießbar. Die jungen, süßlich schmeckenden Herzblätter der Krone werden in Spanien und Italien roh oder als Gemüse oder Salat gegessen; aus den ältern, an der Sonne gebleichten Blättern verfertigen die Frauen Algarbiens und Mallorcas zierliche Blumen und Geflechte. Die Fasern der Blätter werden als vegetabilisches Roßhaar zur Herstellung von Geweben, Seilen u. s. w. verwendet; die Früchte bilden in neuerer Zeit ein wesentliches Hilfsmittel für die Cognacfabrikation. In der Regel ist diese Palme fast stammlos oder nur mit niederm Stamme versehen, selten (wie z. B. auf dem Gipfel des Gibraltarfelsens) sieht man Zwergpalmen mit 0,6 bis 1,2 m hohem Stamme; ja im Botanischen Garten zu Valencia steht eine prächtige Zwergpalme mit fast 6 m hohem Stamme und zierlicher Blätterkrone. In Deutschland wird die europ. Zwergpalme, welche im Orangeriehause überwintert werden kann, weniger häufig kultiviert als die nordamerikanische (C. palmetto Mich., Sabal palmetto Lodd.), aus deren Blattfasern die Sombrerohüte gefertigt werden, und die chinesische, C. excelsa Thbg. (s. Tafel: Palmen Ⅲ, Fig. 4), deren Stamm eine Höhe von 5 m erreichen kann.

Chamāven, niederdeutsches Volk, das später in den Franken aufging und im 4. Jahrh. wesentlich in den Gegenden des spätern Gaues «Hamaland», an der Yssel hinab bis Deventer, nördlich vom Niederrhein erscheint. Erhalten ist ihr Gesetz, die Lex Francorum Chamavorum, hg. von Sohm, Lex Ribuaria et lex Francorum Chamavorum (in den «Monumenta Germaniae historica», und aus denselben für sich, Hannov. 1883).

Chambellan (frz., spr. schangbelláng), Kammerherr; den Titel C. ordinaire du roi führte früher der Oberrichter von Paris.

Chamberlain (engl., spr. tschéhmberlen), Kammerherr; Lord C. (Oberkammerherr), ein hoher Würdenträger in England, welcher dem königl. Hofstaat vorsteht.

Chamberlain (spr. tschéhmberlen), Joseph, liberaler engl. Staatsmann, geb. 1836 in London, trat in das kaufmännische Geschäft seines Vaters in Birmingham ein, nahm aber gleichzeitig am polit. Leben eifrigen Anteil, wurde 1868 Vorsitzender des nationalen Erziehungsvereins und 1873 des Schul- ^v[folgende Seite]

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