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Chambers – Chambersburg
rates von Birmingham. 1874‒76 war er Bürgermeister von Birmingham und trat 1876 ins Parlament. Durch seine Begabung und praktische polit. Vorbildung erwarb er sich bald eine geachtete Stellung unter den Liberalen und war unter Gladstone 1880‒85 Präsident des Handelsamtes; 1886 führte er den Vorsitz im Lokalverwaltungsamt. Er war ein Gegner jeder irischen Zwangspolitik gewesen, als aber Gladstone sich zur Home-Rule-Politik bekannte, trennte C. sich von diesem (März 1886), trat von seinem Amte zurück und wurde eins der Häupter der liberalen Unionisten. Nach der Versetzung des Marquis von Hartington ins Oberhaus wurde er (Febr. 1892) zum Führer der Partei im Unterhaus erwählt. C. besitzt eine schlagfertige Rednergabe und hat großen Anhang in den arbeitenden Klassen. Außer in seinen Reden, wie «Speeches on the Irish Question» (Lond. 1891), legte er seine polit. Ansichten nieder in mehrern Beiträgen für die «Fortnightly Review» (Sept. 1873, Okt. 1874, Mai 1876).
Chambers (spr. tschehmb’rs), Ephraim, engl. Schriftsteller, geb. um 1680 zu Milton, gest. 15. Mai 1740 zu Canonbury-House bei Islington, war der erste Herausgeber eines encyklopäd. Wörterbuchs der Künste und Wissenschaften, der «Cyclopædia, or universal dictionary of arts and sciences» (2 Bde., Lond. 1728; 5. Aufl. 1746), für das er die meisten Artikel selbst schrieb.
Chambers (spr. tschehmb’rs), Sir William, engl. Architekt, geb. um 1726 zu Stockholm, kam 1728 nach Ripon in Schweden, trat 1742 in die Dienste der Schwedisch-Ostindischen Compagnie und kam dadurch nach China, wo er die einheimische Bau- und Gartenkunst studierte. Später wurde er Zeichenlehrer des engl. Kronprinzen Georg (spätern Königs Georg Ⅲ.). Er starb als Generalkontrolleur der öffentlichen Bauten 8. März 1796. Sein berühmtestes Bauwerk ist die Erweiterung des von J. Jones begonnenen Somersethouse in London. In seinen Schriften trat er erfolgreich der französischen wie der bisher üblichen engl. Gartenbauweise entgegen und wurde damit einer der bedeutendsten Umbildner des Geschmackes im Sinne der sentimentalen Naturauffassung. Zu nennen sind: «Designs of Chinese buildings» (Lond. 1757), «Treatise on civil architecture» (ebd. 1759 u. ö.), «Plans, elevations, section and perspectives of the garden and building at Kew in Surrey» (ebd. 1763).
Chambers (spr. tschehmb’rs), William und Robert, zwei als Verfasser, als Herausgeber und Verleger gemeinnütziger Schriften verdiente Brüder in Edinburgh, von denen William 16. April 1800, Robert 10. Juli 1802 zu Peebles am Tweed geboren wurde. Nach bestandener Lehrzeit eröffnete William 1819 in Edinburgh einen Bücherhandel für eigene Rechnung; Robert folgte ihm auf gleichem Wege, und als sie 1832 ihre Unternehmungen vereinigten, zählten sie zu den ersten Buchhändlern Edinburghs. Schon früher waren sie auch litterarisch bekannt geworden. Um 1820 begann William, der auch eine kleine Druckerei angelegt hatte, Flugblätter zu veröffentlichen, die zum Teil von ihm (wie «The life and anecdotes of David Ritchie, the original of Sir W. Scott’s Black Dwarf», Neudruck 1885; «Exploits and anecdotes of the Scottish Gypsies», Neudruck 1886), zum Teil von Robert verfaßt waren und 1822 als Zeitschrift u. d. T. «Kaleidoscope» erschienen. Ein bedeutenderes Werk waren die von Robert gesammelten «Traditions of Edinburgh» (1824), die ihm die Freundschaft W. Scotts erwarben. Hierauf erschienen «Popular rhymes of Scotland» (1826), «Picture of Scotland» (2 Bde., 1827) und «Histories of the rebellions in Scotland, and life of James L.» (5 Bde., 1828‒30), ein Buch, das histor. Wert mit dem Reize romantischer Darstellung verbindet; ferner «Biographical dictionary of eminent Scotsmen» (4 Bde., 1832‒35) und «Scottish ballads and songs» (3 Bde.). William gab 1830 «The book of Scotland» heraus, das die dem Lande eigentümlichen öffentlichen Einrichtungen schildert, und 1833 den «Gazetteer of Scotland», ein treffliches Werk. 1832 gründeten beide Brüder «Chamber’s Edinburgh Journal», eine Zeitschrift zur Unterhaltung und Belehrung. Ferner veröffentlichten sie eine Reihe von wiederholt aufgelegten Sammelwerken: «Information for the people» (2 Bde., 1842), «Cyclopædia of English literature» (2 Bde., 1843‒44; 4. Aufl. 1889), eine treffliche Übersicht der Entwicklung der engl. Sprache und Litteratur; «Miscellany of useful and entertaining tracts» (20 Bde., 1844‒47), «Papers for the people» (12 Bde.), «Educational course» (150 Bde.), aus Lehrbüchern für den Anfangsunterricht bestehend, worunter auch mehrere lat. Klassiker, von Zumpt in Berlin und dem Rektor der Hochschule in Edinburgh, B. Schmitz (s. d.), bearbeitet; endlich «Chambers’ Encyclopædia» (10 Bde., 1860‒68; neue Aufl. 1888 fg.), eine Nachbildung des Brockhausschen Konversations-Lexikons. William C. beschrieb nach dem Festland und nach Amerika unternommene Ausflüge in «Tour in Holland and the Rhine countries» (1839), «Things as they are in America» (1854) und «American slavery and colour» (1857). Später veröffentlichte er «History of Peeblesshire» (1864), «France, its history and revolutions» (1871) und «Ailie Gilroy, a Scottish story» (1872). Robert beschäftigte sich viel mit geolog. Studien, deren Ergebnisse er in einem auf sorgfältige Beobachtungen gegründeten Werke «On ancient seamargins» (1848) niederlegte. Eine Reise in die nordischen Gewässer gab zu «Tracings of Iceland and the Faroe Islands» (1855) Anlaß, später kehrte er in «Domestic annals of Scotland» (3 Bde., 1859‒61) und «Book of days» (2 Bde., 1862‒63) zu den histor.-archäol. Untersuchungen zurück. Vortrefflich ist «Life and works of Robert Burns» (4 Bde., Lond. 1857). 1863 wurde er in Anerkennung seiner Verdienste von der Universität St. Andrews zum Ehrendoktor der Rechte ernannt, 1872 William seitens der Universität Edinburgh. William bekleidete zweimal das Amt des Lord-Provost von Edinburgh (1865‒69). Seiner Vaterstadt schenkte William C. 1859 ein schönes Gebäude mit einem Museum, Lesesälen und einer Bibliothek von 15000 Bänden. Der Landsitz Glenormiston bei Peebles war sein Eigentum. Nach dem am 17. März 1871 in St. Andrews erfolgten Tode Roberts gab William «Memoir of Robert C., with autobiographic reminiscences of W. C.» (1872; 13. Aufl., «Memoir of W. and R. C.», 1884) heraus, später noch Reiseschilderungen und 1882 «Story of a long and busy life». Er wurde 1883 zum Baronet erhoben und starb 20. Mai desselben Jahres.
Chambersburg (spr. tschehmb’rsbörg), Hauptstadt des County Franklin im nordamerik. Staate Pennsylvanien, südwestlich von Harrisburg malerisch gelegen, hat (1890) 7863 E. und Fabrikation von
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