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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Champlainperiode; Champlainsee; Champlevé; Champmeslé; Champollion; Champollion-Figeac

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Champlain – Champollion-Figeac

Champlain (spr. schangpläng), Samuel de, franz. Seefahrer, Gründer Quebecs und erster Gouverneur der franz. Kolonien in Canada, mit deren Anfängen seine Persönlichkeit auf das engste verknüpft ist, wurde 1567 zu Brouage, einem kleinen Seehafen am Golf von Biscaya, geboren und starb 25. Dez. 1635 in Quebec. Er hat mehrere Berichte über seine interessanten Reisen geschrieben. – Vgl. Winsor, History of America, Bd. 4 (Lond. 1886). Die Œuvres de C. (6 Bde., Quebec 1870) gab Laverdière heraus.

Champlainperiode (spr. schämmpléhn-), s. Champlainsee.

Champlainsee (spr. schämmpléhn-), langgestreckter, schmaler Binnensee in Nordamerika, zwischen 44 und 45° nördl. Br. und den Adirondack- und den Green Mountains gelegen, bildet größtenteils die Grenze zwischen den Staaten Vermont und Neuyork, während er mit seinen nördl. Enden nach Canada hineinreicht, liegt nur 28 m ü. d. M., ist 1982 qkm groß, von N. nach S. 200 km lang, von O. nach W. 0,4 bis 24 km breit, im nördl. Hauptteile 90‒180 m, im S., wo er durch einen natürlichen Kanal in den Georgssee übergeht und ein enges Felsenbett bildet, noch 30‒45 m tief. Der See, dessen alte Strandlinien recente Muschellager in 90‒122 m Höhe andeuten, hat im N. steile und felsige, im O. sanftere Ufer und steht durch den Nordkanal mit dem Hudson, dessen Senke er fortsetzt, durch den Westkanal mit dem Eriesee und durch den Richelieu (auch St. John, Chambly oder Sorel genannt) mit dem St. Lorenzstrom in Verbindung. Von seinen 60 Inseln sind die größten: North- und South-Hero, La Motte und Pleasant. Der C. trägt im Sommer große Fahrzeuge und friert im Winter so fest zu, daß er mit den schwersten Schlitten befahren werden kann. Die wichtigsten anliegenden Orte sind Burlington und St. Albans, Rouse’s Point am nördl. Endpunkt und Plattsburgh auf der Westseite. Zwischen den Seen C. und Georg liegen die Ruinen des Fort Ticonderoga (s. d.). Am 11. Sept. 1814 erfocht eine amerik. Flotte einen glänzenden Seesieg über die Engländer, als diese von Canada aus eine Invasion des Staates Neuyork versuchten. Seinen Namen empfing der See von seinem Entdecker Samuel de Champlain (1609).- Der der Eiszeit folgende Teil der Quartärzeit heißt bei amerik. Geologen nach den am Ufer des C. auftretenden, versteinerungsreichen Schichten die Champlainperiode. – Vgl. S. R. Stoddard, Lake George illustrated (Neuyork 1878 u. ö.).

Champlevé (frz., spr. schangl’weh), s. Email.

Champmeslé (spr. schangmäleh), Marie de, geborene Desmares, Schauspielerin, geb. 1641 zu Rouen, spielte 1669 am Marais-Theater, 1670‒79 im Hôtel de Bourgogne, dann im Guénégaud-Theater in Paris. Racine unterrichtete sie mit Erfolg in ihrer Kunst und knüpfte ein enges Verhältnis mit ihr an. Ihre Schönheit priesen die Zeitgenossen (Lafontaine, Boileau, die Sévigné); ihr Haus war Mittelpunkt aller berühmten Männer der Zeit. Als Schauspielerin wußte sie besonders in Racines Tragödien zu ergreifen; ihre Stimme war überaus klangvoll, ihr Wuchs königlich. Sie starb, zurückgezogen, 15. Mai 1698 zu Auteuil. Seit 1667 war sie mit Charles Chevillet de C. (gest. 22. April 1701) verheiratet, einem Schauspieler, der mehrere einst beliebte Lustspiele («Théâtre de C.», 2 Bde., Par. 1742) schrieb (s. Lafontaine), z. B. «Les grisettes» (1671) und «Les fragments de Molière» (1684).

Champollion (spr. schangpollĭóng), Jean François, Begründer der Ägyptologie und Entzifferer der Hieroglyphenschrift, geb. 23. Dez. 1790 zu Figeac, wurde von seinem Bruder Champollion-Figeac (s. d.) vorgebildet, überreichte 1807 der Akademie von Grenoble eine Arbeit über die ägypt. Städtenamen und ging dann nach Paris, um das ägypt. Altertum zu studieren. Kurze Zeit war er Professor in Grenoble. 1824‒26 bereiste er Italien, besuchte Turin, Florenz, Rom und Neapel. Nach seiner Rückkehr erhielt er die Aufsicht über die ägypt. Sammlungen des Musée Charles Ⅹ zu Paris und schrieb seine «Notice descriptive des monuments égyptiennes du musée Charles Ⅹ» (Par. 1827). 1828 ward C. von Karl Ⅹ. nach Ägypten gesandt, das er mit der Expedition Rosellinis durchwanderte. Hierüber berichten die «Lettres écrites d’Égypte et de Nubie» (Par. 1833; neue Ausg. 1867; deutsch, Quedlinb. 1835). Nach seiner Rückkehr erfolgte 1830 seine Aufnahme in die Akademie der Inschriften, und ein Jahr später, 18. März 1831, wurde für ihn der erste ägypt. Lehrstuhl am Collège de France gegründet. Doch starb er schon 4. März 1832 zu Paris. Sein Hauptverdienst besteht darin, daß er die von dem Engländer Young aufgestellte Hypothese über die Natur der Hieroglyphen einesteils berichtigte und ergänzte, andernteils für die Lesung der altägypt. Inschriften fruchtbar machte. (S. Hieroglyphen.) Seine ersten, aber bereits entscheidenden Entdeckungen legte er in der berühmten «Lettre à Monsieur Dacier»(Par. 1822) nieder. Dieser folgte 1824 die ausführliche Darlegung seines Systems in dem «Précis du système hiéroglyphique» (ebd. 1824; 2. Aufl., 2 Bde., 1828), während die Hauptwerke seiner Thätigkeit, die lange Zeit unübertroffene «Grammaire égyptienne» (ebd. 1836‒41) und das «Dictionnaire égyptien» (ebd. 1842‒43), erst nach seinem Tode durch seinen Bruder Champollion-Figeac veröffentlicht wurden. Von C.s übrigen Werken sind noch besonders hervorzuheben: «L’Égypte sous le Pharaons» (2 Bde., Par. 1814), welches jedoch nur die geogr. Beschreibung des Landes enthält; «De l’écriture hiératique des anciens Égyptiens» (Grenoble 1821, Fol.), jetzt, wie es scheint, in allen Bibliotheken, außer in der großen von Paris, verschwunden; «Panthéon égyptien» mit den Zeichnungen von Dubois, Heft 1‒15 (Par. 1823‒31), unvollendet geblieben; «Lettres à Monsieur le Duc de Blacas» (2 Tle., ebd. 1824‒26), in denen er den Grund zu den chronol. Bestimmungen der nach den Denkmälern rekonstruierten Dynastien des Manethôs legte; «Monuments de l’Égypte et de la Nubie» (4 Bde., 1835‒45, mit 400 Kupfern) nebst den dazugehörigen «Notices descriptives» (begonnen 1844, neuerdings wieder aufgenommen); «Mémoire sur les signes, employés par les anciens Égyptiens à la notation des divisions du temps» (Par. 1841). – Vgl. Aimé Champollion-Figeac, Les deux C., leur vie et leurs œuvres (Grenoble 1888).

Champollion-Figeac (spr. schangpollĭóng fischáck), Jacques Joseph, franz. Altertumsforscher, Bruder des vorigen, geb. 5. Okt. 1778 zu Figeac, war anfangs Stadtbibliothekar zu Grenoble, dann Professor der griech. Litteratur daselbst. 1828 ging er als Konservator der Handschriften der franz. Geschichte an die königl. Bibliothek nach Paris und erhielt eine Professur an der École des Chartes. 1848 wurde er seines Amtes entsetzt, aber 1849 von Ludwig Napoleon zum Bibliothekar in Fontaine- ^[folgende Seite]

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