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Champoton – Chancellorsville
bleau ernannt. C. starb 6. Mai 1867. Angeregt durch seinen Bruder, richtete er seine Studien auf Ägypten, beschränkte sich aber vorwiegend auf die Untersuchung der griech. Quellen. Es gehören hierher die «Annales des Lagides» (2 Bde., Par. 1819). In Paris widmete er sich hauptsächlich dem Studium der Urkunden und Quellenschriften zur Geschichte Frankreichs, von denen er eine große Anzahl in den «Documents historiques inédits tirés des collections manuscrites de la bibliothèque royale» (4 Bde., Par. 1841‒50) herausgab. Hieran reiht sich die wertvolle paläographische Arbeit «Chartes latines sur papyrus de Ⅵ<sup>e</sup> siècle» (Par. 1837, Fol.), ferner «L’écriture démotique» (1843), «Fourier et Napoléon» (1844), «Le Palais de Fontainebleau, ses origines, son histoire etc.» (2 Bde., 1866). Zu Silvestres Prachtwerke, der «Paléographie universelle» (4 Bde., Par. 1839‒41, mit 600 Kupfern), lieferten C. und sein Sohn Aimé den Text. – Vgl. Aimé C., Les deux Champollion, leur vie et leurs œuvres. (Grenoble 1888).
Champotōn (spr. tsch-), Ort an der Westküste von Yucatan, am Flusse C., südlich von Campeche, in alter Zeit bedeutender, der Tradition nach von den Ah-Itza, den Tolteken der yucatekischen Sage, gegründet. Zur Zeit der Entdeckung war es ein kleiner Staat, in dem das Geschlecht der Covoh die Häuptlingswürde innehatte. Der erste Entdecker von Yucatan, Francisco Hernandez de Córdova, der 1517 von Cuba aussegelte, traf hier energischen Widerstand. Trotz des aufgefahrenen Geschützes, dessen Donner den Indianern zum erstenmal in die Ohren scholl, griffen die Indianer beherzt an, töteten 20 Spanier, verwundeten 50 und nahmen zwei lebendig gefangen, die sie sofort ihren Göttern opferten. Der eigentliche Eroberer von Yucatan, Francisco de Montejo, fand später freundlichere Aufnahme. Er schloß einen Bund mit C. und Campeche und dankte der Unterstützung dieser beiden Städte die Unterwerfung des Landes.
Champsa, Brillenkaiman, s. Alligator.
Champs Élysées (spr. schangseliseh), s. Elysée.
Chamsîn, Chemsin, Kamsin, d. h. Fünfzig, nennt man in Ägypten einen erschlaffenden Südostwind, der die Übergangszeit vom Frühling zum Hochsommer kennzeichnet und den Mai häufig zum heißesten Monat des Jahres macht. Der C. tritt nur selten mit Lebhaftigkeit auf; gewöhnlich ist er ein mattes Säuseln, von Zeiten völliger Windstille unterbrochen. Seinen Namen verdankt er dem Umstande, daß er hauptsächlich während der 50 Tage nach dem Frühlingsäquinoktium auftritt, nach dem dann ein erfrischender West-, d. h. Seewind, den Hochsommer einführt.
Chan oder Han nennt man in den orient. Städten große feste Gebäude, in denen reisende Kaufleute mit ihren Waren Aufnahme und Geschäftslokale für ihren Großhandel finden.
Chan (Khan), turan. Herrschertitel unbekannten Ursprungs, welcher unter den mittelasiat. Völkern türk., mongol. und uralofinn. Stammes schon vor ihrem Eintreten in die Weltgeschichte verbreitet war, den Römern aber durch die im 6. Jahrh. n. Chr. die Reichsgrenze beunruhigenden Avaren, Bulgaren und Chazaren zuerst bekannt wurde. Unter den Kulturvölkern des islamit. Orients brachten ihn erst die Mongolen im 13. Jahrh. zu allgemeiner Anerkennung, wie denn sämtliche mongol.-tatar. Fürsten von Dschingis-Chan bis auf den letzten Tatarenherrscher der Krim ihn geführt haben. Allerdings bedienten sich die Seldschuken seiner nicht, wohl aber die oghusischen Türken, d. h. die osman. Sultane, welche ihn noch jetzt führen. Die großen Mongolenherrscher nannten sich Ilchan, d. i. Großchan. Der Titel C. wird dem eigenen Namen des Besitzers angehängt und bildet mit demselben gleichsam ein Kompositum. In der Türkei darf nur der Sultan ihn führen; in Persien und bei den schiitischen Tataren dagegen bezeichnet er einfach einen Herrn von Rang wie das türk. Beg. Um den uralten iran. Begriff eines Oberkönigs, Malkân Malka, Schehînschah, wiederzugeben, bildeten die Turanier aus C. Chakân, gleichsam C. der Chane, welcher Ausdruck sich bei den byzant. Historikern als Chaganos wiedergegeben findet und bei den Türken in der großen Titulatur des Sultans als Synonym von Padischah, Kaiser, nicht fehlen darf. Das Femininum von C. ist Chanum, die Gebieterin, die gewöhnliche Bezeichnung der türk. Hausfrau. Die Herrschaft des ehemaligen C. der Krim findet sich hier und da als Chanat bezeichnet, jedoch ist dies eine europ. Bildung ohne orient. Grundlage.
Chañarāl (spr. tschanja-), Departamento der chilen. Provinz Atacama, ist völlig Wüste, hat 25864 qkm, 55583 E., aber wichtige Bergwerke, zu denen eine Eisenbahn (65 km) führt. Hauptort ist C. de las Animas mit 2613 E.
Chañarcillo (spr. tschanjarsilljo), Gruppe berühmter Silberbergwerke in der südamerik. Republik Chile, in 1152 m Höhe und durch Bahn mit Copiapo (80 km) verbunden, haben bis 1866 Silber im Werte von 80 Mill. Pesos ergeben und werden noch abgebaut. Die Silberader wurde 1832 von einem Holzsucher, Juan Godoy C., entdeckt, nach welchem der 1985 E. zählende Ort im Mittelpunkt der Gruben genannt ist.
Chanāt, s. Chan.
Chance (frz., spr. schangß, vom lat. cadentia), möglicher Fall (des Gelingens oder Mißlingens).
Chancelier (frz., spr. schangßelĭeh), Kanzler; vor der Revolution von 1789 in Frankreich Titel des Justizministers, des vornehmsten aller königl. Räte und Großsiegelbewahrers; sein Amt war lebenslänglich und an Ehren reich; die Rechte der Justizverwaltung, die ihm anhingen, waren bei der großen Selbständigkeit der richterlichen Körperschaften (s. Parlament) nicht allzu groß; dem Parlament gegenüber war der Kanzler der stete Vertreter der königl. Autorität, die ihm denn auch allezeit viel zu danken hatte. Die Weiterbildung der rechtlichen Gesetzgebung (die großen vereinheitlichenden «Ordonnanzen» des 16. bis 18. Jahrh.) lag in seinen Händen. In franz. Konsulaten ist der C. der Siegelbewahrer, Registrator.
Chancellor (engl., spr. tschännß’lör), Kanzler (s. d.); Lord High C., s. Lord Chancellor.
Chancellorsville (spr. tschännß’lörswill), Gehöft, etwa 16 km südwestlich von Fredericksburg im nordamerik. Staate Virginien, gab einer blutigen Schlacht den Namen, die der Bundesgeneral Hooker vom 2. bis 4. Mai 1863 gegen Lee verlor. Auf dem Vormarsch nach Richmond begriffen, wurde Hooker, der 115000 Mann hatte, bei C., einer freien Stelle inmitten des Waldes, von Lee mit nur 15000 Mann angegriffen, während General Jackson mit 66000 Mann die feindliche Stellung umging und deren rechten Flügel über den Haufen warf, wobei er tödlich ver- ^[folgende Seite]
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