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Charles – Charleville
und C.-Lodelinsart (4 km) der Belg. Vicinalbahnen. Die Stadt besteht aus Ober- und Unterstadt, hat (1890) 20668 E., ein archäol. Museum mit mineralog. Sammlung, eine Industrieschule und ist in ihrer Gewerbthätigkeit völlig abhängig von dem umgebenden Bergwerksbezirk. Das Kohlenbecken von C. (s. Nebenkarte auf Karte: Belgien und Luxemburg), ein Teil des Steinkohlengebirges, das sich von Frankreich durch Hennegau (s. d.) bis Lüttich erstreckt, hat 75 abbauwürdige Flötze und ist übersät mit Kohlengruben, Hochöfen, Koksöfen, Schmelzhütten, Walzwerken, Glashütten und Eisenwarenfabriken.- C., ursprünglich Charnoy, wurde zuerst 1666 von den Spaniern befestigt und nach ihrem König Karl Ⅱ. benannt. Das Anrücken eines franz. Heers 1667 hinderte sie, den Bau zu vollenden. Ludwig ⅩⅣ. ließ denselben durch Vauban zu Ende führen. C. kam im Frieden zu Aachen 1668 an Frankreich, 1678 wieder an Spanien, wurde 1693 von den Franzosen unter Villeroi und 1697 wieder von den Spaniern erobert. Die Festung mußte 1746 sich an den Prinzen von Conti ergeben, fiel aber durch den Aachener Frieden an Österreich zurück. Während der Revolutionskriege wurde sie 1794 nach viermaliger Belagerung schließlich 25. Juni von den Franzosen genommen. Die Festungswerke sind seit 1859 geschleift. Im Frühjahr 1886 war C. der Schauplatz bedeutender socialistischer Unruhen.
Der Kanal von C., 1832 eröffnet, bildet von der Stadt aus eine für den Kohlentransport höchst bequeme Wasserstraße nach Brüssel, woselbst er in den Kanal von Willebroek zwischen Brüssel und Antwerpen einmündet.
Charles (spr. scharl), Jacques Aléxandre César, franz. Physiker, geb. 12. Nov. 1746 zu Beaugency, wurde durch Franklins Entdeckungen in der Lehre von der Elektricität veranlaßt, sich der Physik zu widmen und in Paris Vorlesungen über die Experimentalphysik zu halten, die großen Beifall fanden. Besonders zeichnete er sich aus durch, eine seltene Geschicklichkeit bei den schwierigsten Experimenten. Als Montgolfier seine ersten Versuche in der Luftschifferei machte, warf sich C. sogleich mit Eifer auf diesen Gegenstand. Er war der erste, der Wasserstoffgas zur Füllung des Ballons (Chalière, s. Tafel: Luftschiffahrt Ⅰ, Fig. 6) benutzte. Den ersten so gefüllten Ballon ließ er 2. Aug. 1783 auf dem Marsfelde in Paris steigen. Mit Robert unternahm er von den Tuilerien aus dann 3. Dez. 1783 die erste größere Luftreise. Seit 1804 Mitglied, später auch Bibliothekar des Institut de France, starb er 7. April 1823.
Charles, Jean, Pseudonym für Braun (s. d.) von Braunthal.
Charles d’Orléans (spr. scharl dorrlĕáng), franz. Dichter, s. Orléans.
Charleston (spr. tschahrlst’n). 1) Hauptstadt des County C. in Südcarolina, an der Küste des Atlantischen Oceans, zwischen den Mündungen des Ashley und des Cooper unter 32° 45′ nördl. Br. gelegen, hatte 1880: 49984 E., darunter 27276 Farbige, und 1890: 54955 E. Der Hafen ist geräumig und sicher, die Einfahrt aber durch eine Barre erschwert. Der Haupteingangskanal hat bei Ebbe 5, bei Flut 7 m Tiefe und wird durch 4 Forts verteidigt. C., früher der Hauptsitz der südl. Aristokratie, ist gut gebaut, besitzt einen schönen Quai «Battery», ein großartiges Zollgebäude, 40 Kirchen, darunter die St. Michaelskirche von 1752, ein Lehrerseminar, ein 1789 gegründetes College of C., das State Medical College, ein Zeughaus, Waisenhaus, mehrere schöne Hotels und eine Rennbahn. In der Nähe liegt der White Point Garden und der Magnoliakirchhof. C. besitzt großartige Reismühlen und unterhält außer einer regen Küstenschiffahrt Dampferverkehr mit den Antillen, Südamerika und Europa. Die Flotte zählte 1889: 140 Segelschiffe mit 3155 t und 34 Dampfer mit 5221 t. 1888/89 liefen ein 154, und aus 178 Schiffe ohne den Küstenverkehr. Die Einfuhr hatte einen Wert von 662606, die Ausfuhr aber von 14001563 Doll. Darunter waren 256425 Ballen Baumwolle im Werte von 12979605 Doll., 131609 Fässer Harz (275485 Doll.) und 1609758 Gallonen Terpentin (619105 Doll.), ferner Bauholz und Phosphate. Den Innenhandel vermitteln die South-Carolina-Bahn nach Augusta und dem Westen, die Northeastern nach Florence und dem Norden und die C. and Savannah nach Savannah. Unter den Zeitungen C.s befindet sich auch eine deutsche. – 1776 wurde vor C. die engl. Flotte zurückgeschlagen. Von C. aus wurden 12. April 1861 die ersten Feindseligkeiten des amerik. Bürgerkrieges eröffnet durch Beschießung des Fort Sumter seitens der Konföderierten, in deren Besitz die Stadt bis zu ihrer nach zweijähriger Belagerung 18. Febr. 1865 erfolgten Einnahme durch die Bundestruppen verblieb. Am 31. Aug. 1886 wurde C. von dem Erdbeben, welches nach ihm benannt wird, das sich fast über den ganzen Osten der Vereinigten Staaten erstreckte, schwer heimgesucht. – 2) C., Stadt im County Kanawha in Westvirginien, 1870‒75 und seit 1885 wieder Hauptstadt des Staates, am Kanawhafluß, in einer an Kohlen, Eisen und Salzquellen reichen Gegend, hat (1890) 6742 E.
Charlestown (spr. tschahrlstaun). 1) Ort im County Jefferson des nordamerik. Staates Westvirginien, südsüdöstlich von Martinsburg, in reicher und fruchtbarer Gegend, an 2 Bahnen gelegen, hat (1890) 2287 E. und 2 Banken. In C. wurde 2. Dez. 1859 der Abolitionist John Brown (s. d.) gehenkt. – 2) C., früher selbständige Stadt, jetzt Teil von Boston (s. d.) in Massachusetts. – 3) Hauptort der Insel Nevis (s. d.).
Charlet (spr. scharleh), Nicolas Toussaint, franz. Maler, geb. 20. Okt. 1792 zu Paris, gest. daselbst 29. Okt. 1845, trat 1817 in das Atelier von Gros ein und begann hier mit Darstellungen aus dem Soldatenleben der Napoleonischen Zeit. Von seinen Gemälden sind hervorzuheben: Episode aus dem russ. Feldzug (1836; Museum zu Versailles), Moreaus Übergang über den Rhein (Museum in Lyon), ein Zug Verwundeter (Museum von Bordeaux). Die Zahl seiner lithographierten und radierten Blätter beläuft sich auf 1089 Stücke. – Vgl. Lacombe, C., sa vie et ses lettres avec la description raisonnée de son œuvre lithographique (Par. 1858).
Charleville (spr. scharlwíl), Hauptort des Kantons C. (91,37 qkm, 11 Gemeinden, 31356 E.) im Arrondissement Mézieres des franz. Depart. Ardennes, an der Maas und an den Linien Reims-Givet, Mézieres-C.-Hirson und Mézieres-Fontenoy (Fentsch, Deutsche Grenze) der Franz. Ostbahn, Mézieres (s. d.) gegenüber und mit ihm durch eine Brücke verbunden/hat (1891) 16394, als Gemeinde 17390 E., ein Tribunal erster Instanz, Handelsgericht, ein Lyceum, Lehrerseminar, Theater und Bibliothek (23000 Bände, 400 Manuskripte). C., der gewerbreichste Ort des Departements, hat
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