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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Charlier - Charlottenburg
Bleigießereien, Eisen- und Nagelschmieden, die
jährlich bis 6 Mill. K3 Nägel liefern, Fabrikation
von Gewehren und Luruswasfen, Vlechwaren,
Pfeifen, Bürsten, Leder und Zucker. Der Handel
mit diesen Fabrikaten, mit Getreide, Schiefer und
Wein sowie die Fluhschiffahrt ist sehr lebhast. Die
Stadt wurde von Karl von Gonzaga 1606 erbaut.
Charlier (spr. scharlleh), Jean, franz. Theolog,
s. Gerson, Joh. von.
Charlicrc (spr. scharliähr), mit Wasserstoffgas
gefüllter, nach dem Physiker Charles (s. d.) benann-
ter Luftballon (f. Luftschiffahrt).
Charlieu (spr. scharliöh), Hauptort des Kan-
tons C. (145,08 <ikm, 14 Gemeinden, 18478 E.) im
ArronWement Noanne des franz. Depart. Loire,
am Sornin, in 330 m Höhe, an der Linie Chalon-
sur-Saöne-Cluny-Pouilly-sous-C. der Frauz.
Mittelmeerbahn, hat (1891) 4682, als Gemeinde
5247 E., Post, Telegraph, ein roman. Kirchenthor
der um 815 gegründeten, zu Cluny gehörigen Abtei
C. (^ru3 locus); Seiden- und Baumwollspinnerei
und Weberei. In der Umgegend Weinbau.
Charlotte, in einer Form gebackener Pudding
aus Semmelschnitten oder feinerm Gebäck und Obst.
Charlotte (fpr. schährlott), Hauptstadt des
County Mecklenburg im nordamcrik. Staate Nord-
carolina, im Golddistritt desselben am Sugar-Creek,
etwa 200 km westsüdwestlich von Raleigh, Knoten-
punkt mehrerer Bahnen und Sitz von vier Goldberg-
baugesellschaften, hat (1890) 1555 E. Von 1838
bis 1873 befand sich hier eine Zweigmünze der Ver-
einigten Staaten, bei der im ganzen für 5118644
Doll. Gold abgeliefert wurde. C. hat beträchtlichen
Baumwollhandel, Baumwoll- und Eisenindustrie.
Charlotte, Christine Sophie, Tochter des Her-
zogs Ludwig von Braunschweig-Wolfenbüttel, geb.
28. Aug. 1694, vermählte sich 1711 mit dem Groß-
fürsten Alexej Petrowitsch (s. d.), von dessen Roheit
sie viel zu leiden hatte. Sie. starb 21. Okt. 1715.
Ihr Sohn Peter (geb. im Okt. 1715) bestieg 1727 als
Veter II. den russ. Thron. Unhistorisch ist, daß sie,
um den Gewaltthätigkeiten ihres Gemahls zu ent-
gehen, nach Nordamerika entflohen sei, dort einen
franz. Offizier d'Auban geheiratet habe und in
Brüssel 1770 gestorben sei. Diese Sage hat Zschokke
den Stoff zu der Novelle "Die Prinzessin von Wol-
fenbüttel" und Charlotte Birck-Pfeiffer zu einem
Opcrntert ("Santa Chiara") geliefert, den der Her-
zog Ernst von Sachsen-Coburg in Musik gesetzt hat.
Charlotte, Marie Amalie, Kaiserin von Mexiko,
geb. zu Laekcn bei Brüssel 7. Juni 1840 als die ein-
zige Tochter des Königs Leopold I. von Belgien.
Sie vermählte sich 27. Juli 1857 mit dem Erz-
herzog Maximilian (s. d.) von Osterreich und folgte
diesem, als er 1864 die mexik. Kaiferkrone an-
nabm, nach Mexiko. Als die Lage sich dort nach
dem Vertrag über den Abzug der franz. Truppen
immer ungünstiger gestaltete, suchte C. im Som-
mer 1866 persönlich sowohl in Paris bei Napo-
leon III. wie in Rom bei Pius IX. für ihren Ge-
mabl zu wirken; doch blieben ihre Bemühungen ver-
geblich. Sie verfiel aus Kummer in Geisteskrank-
heit und wurde im Juli 1867 nach Schloß Ter-
vueren bei Brüssel gebracht, wo sie erst nach einiger
Zeit das Schicksal ihres 19. Juni 1867 in Quere-
taro erschossenen Gatten erfuhr. Seit 1879 lebt sie
zurückgezogen im Schloß Bouchoute bei Brüssel.
Charlotte, Elisabeth, Herzogin von Orlsans,
s. Elisabeth Charlotte.
Artikel, die man unter C ver
^^.'
Charlotte Amalie, Hauptstadt der dän.-
westind. Insel Sankt Thomas (s. d.).
Charlottenbrunn, Marktflecken im Kreis Wal-
denburg des preuh. Neg.-Vez. Breslau, 7,5 kin im
SO. von Waldenburg und 7 km von der österr.
Grenze, in 469 m Höhe, in einem durch bewaldete
Vergzüge geschützten Kessel des Weistritzthales, an der
Linie Görlitz-Glatz der Preuß. Staatsbahnen. C. hat
(1890) 1178 E., darunter 200 Katholiken, Post, Tele-
graph, eine evang. Kirche im Basilikenstil (1854),,
evang. rmd kath. Schule; Pappen-und Kartonnagen-
fabrik, Garnhandel, in der Umgebung Leinen- und
Baumwollwarenfabrikation und zwei fchwach alka-
lifch-erdige Eifenquellen (6-8° 0.), deren Wasser zu
Bädern, Douchen und Trinken benutzt wird (jährlich
etwa 1300 Kurgäste). Am Kurplatz steht das große
Badehaus mit Sanatorium für Nerven-, Herz- und
Lungenkranke, die Brunnenhäuser, Wandelbahn und
der Musiktempel. Nahe an der Promenade die
Bismarckanlagen mit Denkmal, der Kurpark und
Mönchshain mit Aussichtspunkten sowie der Karls-
hain mit dem Denkmal Kaiser Friedrichs. - Der Ort
wurde um 1720 von dem Freiherrn von Scherr-
Thoß gegründet und zu Ehren seiner Gemahlm
Charlotte C. genannt. - Vgl. Engels, Der klima-
tische Kurort C. (Wüstegiersdorf 1877).
Charlottenburg,.Stadt und Stadtkreis(21ykm)
im preuß. Reg.-Bez. Potsdam, liegt westlich von Ber-
lin (s. d.), von dem es zum Teil
> durch den Tiergarten getrennt
wird, an der Spree und an der
Berliner Stadt- und Ringbahn
(4 Stadtbahnhöfe, darunter
2 für Fernverkehr), ist Sitz eines
Amtsgerichts (Landgericht Ber-
lin II), Zoll- und Steueramtcs
und hat (1816) 4104, (1865)
12431,(1880) 30483, (1885)
42 371, (1890) 76 859 (36 589 männl., 40270
weibl.) E., darunter 67107 Evangelische, 7982 Ka-
tholiken, 295 andere Christen und 1475 Israeliten;
2022 bewohnte Wohnhäuser, 17447 Haushaltungen
und 26 Anstalten; in Garnison (1035 Mann) das
Füsilierbataillon des Königin Elisabeth-Gardegrena-
dicrregiments Nr. 3. Die Zahl der Geburten betrug
(1892) 3143, der Todesfälle 1850, der Ehen 758.
Die Stadt hat ferner zwei Post- und Telegraphen-
ämter erster Klasse und eine Zweigstelle mit Rohr-
post-, Fernsprech- und Telegraphenverbindung und
zwei Postämter dritter Klasse mit Telegraph: einen
Oberbürgermeister, Bürgermeister, Stadtsyndikus,
2 Stadtbauräte, 1 besoldeten und 10 unbesoldetc
Stadträte, 54 Stadtverordnete; zwei evang., eine
kath. Kirche und die im Bau begriffene Kaiser Wil-
helm-Gedächtnislirche, ein königl. Kaiserin Augusta-
Gymnasium (Direktor Dr. Schultz, 22 Lehrer, 9 Klas-
sen, 269 Schüler, 3 Vorklassen, 108 Schüler); Real-
gymnasium (Direktor Dr. Hubatsch, 23 Lehrer.
14 Klassen, 351 Schüler, 3 Vorklassen, 127 Schüler),
höhere Bürgerschule, 1 städtische und 6 private höhere
Mädchenschulen, 1 Bürger- und 12 Gemeindeschulen,
eine königl. Artillerie-und Ingenieurschule (s. Berlin,
Bd. 2, S.805 a.) und eine königl.TechnischeHochschule
(s.Berlin,ebd.); endlich ein städtisches Krankenhaus,
Wasser-und Gaswerk, eine Vorschußbank, 6 Pferde-
bahnlinien und 1 Dampfstraftenbahn.
Bauwerke. Das königl. Schloß, nach dem die
Stadt benannt ist, besteht aus mehrcrn aneinander
gereihten Gebäuden von zusammen 505 in Länge.
mißt, sind unter K aufzusuchen.