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Chatillon (Rainald von) – Chattanooga
tungen; ferner Gerberei, Papierfabrikation und lebhaften Handel mit Getreide, Wein, Holz, Leder, Tuch, Leinwand, Eisen und Eisenwaren. – In neuerer Zeit ist die Stadt durch den vom 5. Febr. bis 19. März 1814 abgehaltenen Kongreß von C. bekannt geworden, auf dem sich die Verbündeten noch einmal mit Napoleon Ⅰ. in Unterhandlung setzten. Von England war Castlereagh, von Österreich Stadion, von Preußen W. von Humboldt, von Rußland Rasumowski abgesandt, und für Napoleon unterhandelte Caulaincourt. Die Verbündeten boten einen vorläufigen Friedensschluß an, in dem sie Frankreich die Grenzen von 1792 zusicherten. Caulaincourt hatte unbeschränkte Vollmacht erhalten und erklärte sich am 9. Febr. bereit, auf dieser Grundlage zu unterhandeln. So wäre der Friede vielleicht zu stande gekommen, wenn nicht Alexander Ⅰ. von Rußland, um Frankreich noch schlechtere Bedingungen abzudringen, seinen Bevollmächtigten am selben Tage vom Kongreß abberufen, Napoleon nach seinen Siegen über Blücher am 10. bis 14. Febr. die Caulaincourt erteilte Vollmacht zurückgenommen hätte und, durch ein Waffenstillstandsanerbieten Schwarzenbergs vom 17. Febr. in seiner Siegeszuversicht bestärkt, in einem Briefe an Kaiser Franz auf die Alpen- und Rheingrenze Frankreichs, die ihm im Nov. 1813 von den Verbündeten angetragen worden war, als Ultimatum zurückgekommen wäre. Dem gegenüber bedeuteten aber die Verbündeten in der 4. Sitzung des Kongresses, am 28. Febr., den Abgesandten Napoleons, er habe längstens bis 10. März ein Friedensprojekt vorzulegen, das keinesfalls von seinem Anerbieten vom 9. Febr. wesentlich abweichen dürfe, und verpflichteten sich gegenseitig, im Vertrag von Chaumont (s. d.), mit vereinten Kräften die Rückkehr Frankreichs in die Grenzen von 1792 und volle Unabhängigkeit Hollands, Italiens, Spaniens, der Schweiz und Deutschlands zu erkämpfen. Als Napoleon, eine entscheidende Wendung durch die Waffen erhoffend, die Unterhandlungen hinzuziehen suchte, und Caulaincourt erst am 15. März aus eigenem Antriebe einen Friedensentwurf vorlegte, der das Königreich Italien für Eugène Beauharnais und das linke Rheinufer nebst den Niederlanden bis zur Schelde für Frankreich reklamierte, brachen die Verbündeten 19. März die Verhandlungen ab. In einem am 25. März zu Vitry gegebenen Manifeste rechtfertigten sie die Fortsetzung des Krieges. Vgl. Pons de l’Hérault, Le congrès de C. (Par. 1825); Lapérouse, Le congrès de C. (Chatillon-sur-Seine 1865); Oncken, Die Krisis der letzten Friedensverhandlungen mit Napoleon Ⅰ. Februar 1814 (in Raumers «Histor. Taschenbuch», 1886); Houssaye, 1814 (Par. 1889).- Im Deutsch-Französischen Kriege überfiel bei C. 19. Nov. 1870 Ricciotti Garibaldi daselbst stehende deutsche Truppen, meist Landwehr, die sich unter harten Verlusten auf Château-Villain im Depart. Obermarne zurückziehen mußten. – 3) Châtillon-les-Bagneur (spr. läh banjöh), Dorf im Arrondissement und Kanton Sceaux des Depart. Seine, auf einer 152 m hohen Anhöhe, hat (1891) 2309, als Gemeinde 2426 E. Während der Belagerung von Paris schlug bei C. 19. Sept. 1870 das 2. bayr. und das 5. preuß. Korps unter General von Hartmann einen Ausfall der Pariser zurück. – 4) Châtillon-sur-Sèvre (spr. ßür ßähwr), Hauptort des Kantons Châtillon-sur-Sèvre (308,64 qkm, 14 Gemeinden, 17197 E.) im Arrondissement Bressuire des Depart. Deux-Sèvres, hat (1891) 1355, als Gemeinde 1447 E., Post, Telegraph, eine alte Abtei, Burgruine, Flanellfabrikation und Viehhandel. Hier siegten 5. Juli 1793 die Vendéer über die Republikaner und 10. Okt. 1793 die Republikaner über die Vendéer.
Chatillon, Rainald von, franz. Ritter, s. Rainald von Chatillon.
Chatma, Chatme, die vollständige Recitierung des Korantextes von Anfang bis zum Schluß. Dies ist eine private Religionsübung, zu der sich Zirkel von frommen Mohammedanern allerwärts zusammenfinden und zu deren Vollführung 3‒4 fromme Schriftgelehrte gemietet zu werden pflegen. An den Gräbern frommer Personen und Heiligen wird an bestimmten Jahrestagen zu ihren Ehren eine C. abgehalten, ebenso, häufig vor dem Begräbnisse und an bestimmten Tagen nachher, im Trauerhause. Auch bei freudigen Familienereignissen, z. B. am Beschneidungsfeste u. a. m., ist die C. üblich.
Chaetŏdon, eine Gattung der Schuppenflosser mit etwa 70, die tropischen Meere bewohnenden, meist schön gefärbten Arten (s. Klippfisch).
Chaetognātha, s. Pfeilwürmer.
Chaetopŏda, s. Borstenwürmer.
Chatouille, fälschlich gebildete scheinbar franz. Form für Schatulle (s. d.).
Chatouillengüter, s. Schatullgüter.
Chatouilleurs (frz., spr. schattujöhr), s. Claque.
Châtre, La (spr. schahtr). 1) Arrondissement im franz. Depart. Indre, hat 1321,51 qkm, 59 Gemeinden, (1391) 64821 E. und zerfällt in die 5 Kantone Aigurande (284,18 qkm, 14466 E.), La C. (426,71 qkm, 21049 E.), Eguzon (144,03 qkm, 8389 E.), Neuvy-St. Sépulchre (269,47 qkm, 12197 E.), St. Sévère (197,12 qkm, 8720 E.). – 2) Hauptstadt des Arrondissements C., in 200 m Höhe, auf einem Hügel am Indre, an der Linie Tours-Montluçon der Franz. Orléansbahn, hat (1891) 4263, als Gemeinde 5048 E., Post, Telegraph, einen Gerichtshof erster Instanz, ein Collège, eine Agrikulturkammer, Theater, alte roman. Kirche und Reste eines alten Schlosses; Leinwandbleichen, Ziegeleien, Eisen- und Weinhandel.
Chatrian, Alexandre, s. Erckmann-Chatrian.
Chatsworth-House (spr. tschättswörrthhaus), s. Bakewell.
Chattahoochee (spr. tschättĕhúhtschi), Fluß in Nordamerika, entspringt nahe den Quellen des Savannah und Tennessee im Blue Ridge im Staate Georgia, fließt zuerst nach SW., dann nach S. und bildet von West-Point ab die Grenze zwischen Georgia und Alabama. Er ist 880 km lang und bis Columbus für Dampfschiffe fahrbar. An der südwestlichsten Ecke Georgias vereinigt er sich mit dem Flint-River (s. d.) oder Thronateeska zu dem in den Mexikanischen Golf fließenden Apalachicola (s. d.).
Chattanooga (spr. tschättĕnuhga), Hauptstadt des County Hamilton im nordamerik. Staate Tennessee, am Südufer des Tennesseeflusses, nahe den Grenzen von Georgia und Alabama, ist Eisenbahnknotenpunkt, hatte (1880) 12892 E., ist aber seitdem, infolge der industriellen Entwicklung dieser Gegend, schnell aufgeblüht und besitzt (1890) 29100 E. Der Fluß ist hier selbst für größere Schiffe 10 Monate hindurch schiffbar. Die Umgegend besitzt wichtige Kohlen- und Eisenlager und ausgezeichnete Wasserkraft. Der Handel und namentlich die Industrie C.s ist bedeutend. Hervorzuheben ist
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]