Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Chaetifĕra; Chathaminseln; Chathamlicht; Chatîb; Châtillon

126

Chathaminseln – Châtillon(-sur-Seine)

hören und zerfiel darüber mit einem Teil der Whigs unter Rockingham, die bis zu diesem Äußersten fortschreiten wollten. Noch einmal ließ er sich 7. April 1778 trotz seiner Krankheit ins Oberhaus bringen, um sich der beantragten Anerkennung der Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten zu widersetzen. Als er einem Einwurf entgegentreten wollte, brach er vom Schlage gerührt zusammen und mußte hinausgetragen werden; hinsiechend starb er 11. Mai 1778 auf seinem Landgute Hayes in Kent. Auf Staatskosten erfolgte seine Beisetzung in der Westminsterabtei, die Errichtung eines Denkmals, die Tilgung seiner Schulden, und für alle Zeit wurde dem Träger des Grafentitels von C. ein Jahrgehalt von 4000 Pfd. St. ausgesetzt; die Würde erlosch 1835. Sein Nachfolger an staatsmännischer Größe war sein dritter Sohn, der jüngere William Pitt (s. d.). Von C.s Reden ist nur wenig erhalten. John Almon gab heraus Anecdotes of William Pitt, Earl of C., and of the principal events of his time, with his speeches in Parliament (4. Aufl., 3 Bde., Lond. 1810). Die C. Papers (4 Bde., ebd. 1838‒40) sind wichtige Beiträge zur Geschichte seiner Zeit; auch hat man von C. Briefe an seinen Neffen, den nachmaligen Lord Camelford (ebd. 1804). – Vgl. Thackeray, History of W. Pitt, Earl of C. (ebd. 1827); Viel-Castel, Essai sur les deux Pitt (2 Bde., Par. 1846); Horace Walpole, Mémoirs of the reign of George Ⅱ. (3 Bde., Lond. 1848‒51); ferner die Essays von Macaulay und die Werke über engl. Geschichte von Lecky (History of England in the 18<sup>th</sup> century, 6 Bde., ebd. 1878 fg.; deutsch Lpz. 1879‒83) und Lord Mahon (History of England 1713‒83, 5. Aufl., 7 Bde., Lond. 1858; deutsch, 8 Bde., Braunschw. 1855).

Chathaminseln (spr. tschättämm-) oder Broughton-Archipel, Inselgruppe der Südsee, 660 km im O. von Neuseeland, zusammen 971 qkm groß, besteht aus der Hauptinsel Chatham oder Warekauri (unter 44° südl. Br. und 175° 20′ westl. L. von Greenwich) und mehrern kleinern Felseilanden, wie im SO. Pitt oder Rangihaute. In der zu Neuseeland (s. d.) nächsten Anschluß zeigenden Flora ist die letzte Fiederpalme (Kentia sapida) bemerkenswert, welche hier die südlichste Breite auf der südl. Halbkugel überhaupt erreicht. Die arme Fauna enthält 13 Arten Landvögel, darunter sind 5 eigentümlich; eine von ihnen ist eine flugunfähige Ralle (Cabalus modestus Hutton). Vor ungefähr 60 Jahren sollen der Eulenpapagei und ein Kiwi-kiwi hier ausgestorben sein. Die Hauptinsel ist an den Küsten meist flach und felsig, im Innern bergig, im ganzen sehr fruchtbar, hat ein gesundes Klima, europ. Niederlassungen sowie eine Mission der Berliner (Gosnerschen) Gesellschaft. Die Bevölkerung beträgt etwa 400 Köpfe, darunter 195 Maori und Moriori, die Ureinwohner der Inseln. Viehzucht ist die Hauptbeschäftigung. Die C. gehören zu Neuseeland. Sie wurden vor 1791 durch Lieutenant Broughton vom engl. Schiffe Chatham entdeckt.

Chathamlicht, Chatamlicht (spr. tschättämm-), eine Vorrichtung zur Erzeugung von optischen Nachtsignalen, die von den Engländern zuerst 1868 im Kriege mit Abessinien angewandt wurde. Sie besteht in einer Spirituslampe, in deren Flamme mit einem Blasebalg ein Luftstrom getrieben wird, der dicht vor dem Eintritt in die Flamme durch einen mit feingepulverten brennbaren Körpern gefüllten Behälter geht. Durch den Luftstrom wird eine genügende Menge des brennbaren Körpers fortgeführt, um die durch die Luft angefachte Flamme hell leuchtend zu machen. Je nach den Entfernungen, bis zu denen die Signale wahrgenommen werden sollen, werden verschiedene Brennstoffe angewandt. Bei kurzen Strecken und heiterm Himmel ist sehr feingepulverte Holzkohle ausreichend; bei Entfernungen von 3 bis 6 engl. Meilen wird gepulvertes Harz verwendet; soll die Tragweite des Signallichts noch mehr verstärkt werden, so wird zu dem Harz noch Magnesiumpulver gefügt.

Chatîb (arab.), der bei allen mohammed. Völkern gebräuchliche Titel des Kultusbeamten, der den feierlichen Freitagsgottesdienst in der Hauptmoschee (Dschâmi) zu leiten, als Vorbeter zu fungieren und die dem Gebete vorangehenden obligaten Ansprachen (Chutba oder Chotba) vom Minbar (Kanzel) herab vor der Gemeinde zu halten hat. Das Minbar, auf dessen dritter Stufe der C. während der Chutba steht, hat seine Stelle rechts von der gegen Mekka gerichteten Gebetnische (Mihrâb) und war seit alten Zeiten Gegenstand künstlerischer Ausführung. – Es werden zwei Chutbas abgehalten; zwischen beiden verrichtet sowohl der C. als auch die Gemeinde stille Gebete. Die erste heißt Chutbat al-wa’as, d. h. Ermahnungsrede, mit belehrendem Inhalt; die zweite, eigentliche Chutba heißt Chutbat al-na’at und enthält das Glaubensbekenntnis, die Anerkennung der Chalifen und Genossen des Propheten, das Gebet für den regierenden Fürsten und die Armee der Rechtgläubigen. Außer der Freitags-Chutba werden vom C. auch bei andern feierlichen Anlässen, namentlich an den Id-Feiertagen (s. Bairam), solche Ansprachen abgehalten. Die Chutba unterscheidet sich in ihrer Komposition wesentlich von der Predigt bei Christen und Juden im Morgen- und Abendland. Proben findet man in Übersetzung bei Lane, «An account of the manners and customs of the modern Egyptians» (5. Ausg., Lond. 1871, 1. Bd.; deutsch von Zenker, 2. Ausg., Lpz. 1852), und in Sell, «Faith of Islam» (Lond. und Madras 1880). Berühmte C. veranstalteten Sammlungen von Chutbas, eine solche ist die des ibn Nubâta (Kairo 1286 der Hidschra).

Chaetifĕra, s. Sternwürmer.

Châtillon (spr. schatĭjóng). 1) Arrondissement im Depart. Côte-d’Or (Burgund), hat 1901,72 qkm, (1891) 40511 E., 115 Gemeinden und zerfällt in die 6 Kantone Aignay-le-Duc (265,09 qkm, 4092 E.), Baigneux-les-Juifs (221,32 qkm, 3603 E.), Châtillon-sur-Seine (445,61 qkm, 14100 E.), Laignes (395,25 qkm, 7774 E.), Montigny-sur-Aube (282,76 qkm, 6129 E.), Recey-sur-Ource (291,69 qkm, 4813 E.). – 2) Châtillon-sur-Seine (spr. ßür ßähn), Hauptstadt des Arrondissements C., im Mittelpunkte einer bergigen Landschaft an der obern Seine, an den Linien Troyes-C.-sur-Seine-Is-sur-Tille, Chaumont-C.-sur-Seine (44 km) der Franz. Ostbahn, Nuits-sur-Armançon-C.-sur-Seine (36 km) der Franz. Mittelmeerbahn und an der Straßenbahn Aignay le Duc-C.-sur-Seine (35 km), Sitz eines Gerichtshofs erster Instanz und eines Handelsgerichts, hat (1891) 4807, als Gemeinde 5127 E., Post, Telegraph, Museum mit röm. Altertümern, ein Schloß des in Châtillon-sur-Seine geborenen Marschalls Marmont und Trümmer der hochgelegenen Burg der Herzöge von Burgund, ein Collège, öffentliche Bibliothek, zwei Zei- ^[folgen de Seite]

^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]