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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Cheirospasmus - Chelidromia

des Prometheus auf die Unsterblichkeit und wurde von Zeus unter die Sterne versetzt. Ein dem Hesiod zugeschriebenes Gedicht enthielt unter C.s Namen eine Sammlung von Weisheitssprüchen, mit denen er den jungen Achilleus unterwiesen haben sollte. Die erhaltenen Fragmente dieser Sprüche stehen in den Ausgaben Hesiods und in Kinkels «Epicorum Graecorum fragmenta», Bd. 1 (Lpz. 1877).

Cheirospasmus (grch.), Schreibekrampf (s. d.).

Cheirotonie (grch.), Abstimmung durch Handaufheben; in der griech. Kirche die Priesterweihe.

Chejnow, auch Cheynow, czech. Chýnov, Markt in der österr. Bezirkshauptmannschaft und dem Gerichtsbezirk Tabor in Böhmen, an der Linie Ober-Cerekwe-Tabor der Österr. Staatsbahnen (böhm.-mähr. Transversalbahn), hat (1890) 1291 czech. E. – C. war ursprünglich eine Landesfeste und Sitz eines Gaugrafen (des größten Gaues Böhmens). Seit 1719 gehört es den Fürsten Schwarzenberg. Im N. und O. breitet sich ein mächtiges Kalklager aus, in dem sich viele Kalkbrennereien und die jetzt wieder am Eingange verschüttete größte Höhle Böhmens befinden.

Chekenblätter, die Blätter von Eugenia Chekan Spr., einer Myrtacee Chiles. Wesentliche Bestandteile derselben sind ein ätherisches Öl, Chekenon (C40H44O8 ^[C<sub>40</sub>H<sub>44</sub>O<sub>8</sub>]), Chekenin (C12H11O3 ^[C<sub>12</sub>H<sub>11</sub>O<sub>3</sub>]), Chekenetin (C11H7O6 ^[C<sub>11</sub>H<sub>7</sub>O<sub>6</sub>] + H2O ^[H<sub>2</sub>O]) und Chekinbitter, ein amorpher Bitterstoff. Man wendet die Blätter im Aufguß bei Affektionen der Schleimhäute an.

Chekenetīn, Chekenīn, Chekenōn, Chekīnbitter, s. Chekenblätter.

Cheky, Chequi, Tscheki, Scheki, türk. Gold-, Silber-, Edelstein- und Medizinalgewicht von 100 Dirhem, mit der Litra des alten Kleinhandelsgewichts übereinstimmend = ¼ Oka = 320,73625 g (in Basra, im asiat.-türk. Wilajet Bagdad, hat das daselbst in 100 Miskal geteilte C. 150 Dirhem). Ferner war gesetzlich bis März 1874 und ist thatsächlich noch jetzt in der Türkei das C.: 1) ein Gewicht für Opium von 250 Dirhem oder ⅝ Oken = 2½ Gold-Cheky = 801,8406 g; 2) ein Gewicht für Kamelhaar von 800 Dirhem oder 2 Oken = 8 Gold-Cheky = 2,56589 g.

Chelae (lat.), Scheren, besonders die Scheren der Krebse und Skorpionen; C. sive Ungulae Cancrorum, die Scheren des gemeinen Flußkrebses; sie waren früher offizinell und bestehen aus kohlensaurem und phosphorsaurem Kalk und organischer Grundsubstanz (Chitin).

Chelard (spr. schĕlahr), Hippolyte André Jean Baptiste, franz. Komponist, geb. 1. Febr. 1789 zu Paris, ist in Deutschland durch seine Oper «Macbeth» (Text von Rouget de Lisle) bekannt geworden, die 1828 (in Umarbeitung) in München großen Erfolg hatte. C. wurde nach der Aufführung dieses Werkes Hofkapellmeister in München, führte hier 1835 seine beste Oper «Die Hermannsschlacht» auf und ging 1836 in der gleichen Stellung nach Weimar, wo er 12. Febr. 1861 starb.

Chelczicer Brüder, religiöse Gemeinschaft, s. Böhmische Brüder.

Chelczizky (czeck. Chelčický), Peter, einer der hervorragendsten Denker der hussitischen Periode, von dem außer seinen Schriften nur wenig bekannt ist. Seine Jugend fällt in die Zeit von Johannes Huß; 1419‒20 war er in Prag, wo er im Gegensatze zu den Entscheidungen der Prager Magister und Taboriten seine Stimme gegen die Anwendung jeglicher Gewalt in Glaubenssachen erhob. Darauf zog er sich in seinen Geburtsort Chelcziz, wo er wahrscheinlich ein Gut besaß, zurück und schrieb, obgleich Laie und ohne gelehrte Bildung, viele Streitschriften (über das Abendmahl u. a.), Traktate und Werke, wegen deren er sich schon 1443 auf dem Landtage zu Kuttenberg zu verantworten hatte. Seine wichtigsten Werke sind die «Postille» (czech., geschrieben um 1435, hg. 1522 u. ö.) und «Sít viry» («Netz des Glaubens», geschrieben um 1455, hg. 1521), worin die radikale Seite des Hussitentums die weitgehendste Entwicklung findet. Nach der Niederlage der Taboriten wurden seine Lehren 1453 die Grundlage der Kunwalder Vereinigung, aus der die Böhmische Brüdergemeine hervorging. C. starb um 1460. – Vgl. Ferd. Schulz, Petr Chelčicky (czech., Prag 1882); Goll, Peter C. und seine Lehre (ebd. 1882).

Chelerythrīn, s. Chelidoniumbasen.

Chelidīn, s. Chelidoniumbasen.

Chelīdon, s. Schwalben.

Chelidonīn, s. Chelidoniumbasen.

Chelidōnische Inseln, im Altertum fünf kleine, felsige Inseln im Mittelmeer, an der lycischen Küste, dem Promontorium sacrum gegenüber, jetzt Schelidan Adassi im türk.-asiat. Wilajet Konia.

Chelidonĭum L., Pflanzengattung aus der Familie der Papaveraceen (s. d.). Die einzige Art, das Schöllkraut oder Schellkraut, auch Gilbkraut, Schwalbenkraut und Warzenkraut genannt, C. majus L., ist eine in ganz Europa, ebenso im mittlern Asien auf Schutt, an Zäunen, Mauern u. s. w. häufig wachsende Pflanze. Alle ihre Teile enthalten einen scharfen, rotgelben Milchsaft, dessen sich das Volk zum Vertreiben der Warzen zu bedienen pflegt. Sie hat gelbe Blumen, welche nicht selten gefüllt (voll) vorkommen und zu end- und seitenständigen Dolden gruppiert sind. Die schmächtigen Schoten besitzen bis 2 Zoll Länge. Das Schöllkraut war unter dem Namen Herba Chelidonii offizinell. Die chem. Analyse hat im Schöllkraut verschiedene Salze und Gummi sowie mehrere eigentümliche Stoffe nachgewiesen: das Chelidoranthin, den gelben Farbstoff der Pflanze, der bitter schmeckt und auch in Krystallen erhalten werden kann; zwei Alkaloide, das außerdem auch in der Wurzel der derselben Familie angehörigen Sanguinaria canadensis L. und Glaucium luteum Scop. sich findende Chelerythrin und das Chelidonin (s. Chelidoniumbasen); die Chelidonsäure (s. d.). Mit der Wurzel, die den rotgelben Saft in größter Menge enthält, hat man gelb zu färben versucht, doch ist die Farbe nicht beständig.

Chelidonĭumbasen, zwei aus der Wurzel und dem Kraute von Chelidonium majus L. dargestellte krystallisierbare, an Chelidonsäure und Apfelsäure gebundene Alkaloide, das Chelidonin (auch Chelidin) und Chelerythrin (auch Pyrrhopin, Sanguinarin, Chelin). Sie können durch Äther getrennt werden, in dem nur das Chelerythrin löslich ist.

Chelidōnsäure, Pyrondicarbonsäure, eine zweibasische organische Säure, die sich neben Apfelsäure im Kraut von Chelidonium majus L. vorfindet. Sie krystallisiert in weißen Nadeln, ist schwer löslich in Wasser und Alkohol und schmilzt unter Zersetzung bei 220°. Beim Kochen mit Alkalien zerfällt sie in Aceton und Oxalsäure.

Chelĭdoxanthīn, s. Chelidonium.

Chelidromĭa, Cheliodromia oder Halonesos, eine zur Gruppe der nördl. Sporaden (s. d.)

^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]