Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Chemische Meßkunde; Chemische Orte

142

Chemische Meßkunde - Chemische Orte

sind gegenwärtig in Deutschland alle höhern Lehranstalten mit zum größten Teil mustergültig eingerichteten C. L. ausgestattet, welche die Aufgabe haben, die Lernenden in die Wissenschaft einzuführen und sie zu der Fähigkeit eigener Forschung auszubilden. Außer den Laboratorien der öffentlichen Lehranstalten giebt es eine große Anzahl von Privatlaboratorien, deren Inhaber sich die Aufgabe stellen, gegen Entgelt chem. Untersuchungen der verschiedensten Art auszuführen, und die vielfach von Gewerbtreibenden, Kaufleuten und Fabrikanten benutzt werden, um Auskunft über die verschiedensten Gegenstände des täglichen Lebens zu erhalten. Für gerichtliche Untersuchungen bedarf der Chemiker der behördlichen Konzession und wird vereidigt.

^[Abb: Fig. 1]

Da die C. L. den verschiedensten Zwecken zu dienen haben, so müssen ihre Einrichtungen diesen Zwecken angepaßt sein; ein für Lehrzwecke dienendes Laboratorium bedarf einer ganz andern Ausrüstung als das einer Zuckerfabrik, dieses einer andern wie das einer Sodafabrik u. s. f. Es lassen sich daher keine allgemein gültigen Normen aufstellen; dasjenige, was für das eine Laboratorium nötig ist, ist für ein anderes überflüssig. Ein mustergültig eingerichtetes Universitätslaboratorium ist das 1868 von Kolbe in Leipzig errichtete, in dem alle notwendigen Einrichtungen in zweckmäßigster Weise vereint sind und bei dessen Konstruktion keine Kosten gescheut wurden, durch die Nützliches hätte geschaffen werden können, während andererseits aller unnötige Luxus vermieden ist. Die vorstehende Fig. 1 stellt einen Grundriß des Erdgeschosses, Fig. 2 einen Grundriß des obern Stockwerks dar. Die Tafel: Chemisches Laboratorium giebt in Fig. 1 die Ansicht eines Arbeitstisches zu vier Plätzen, in Fig. 2 eine Ansicht eines der großen Arbeitssäle im obern Stockwerk. Im Grundriß des Erdgeschosses liegen drei große Arbeitssäle für Anfänger A, A' und B; C ist offene Halle mit Fensterverschluß, D offene Halle zum Arbeiten mit Chlor und andern giftigen Gasen, E Raum zum Arbeiten mit Schwefelwasserstoff; letzteres Gas wird im Keller entwickelt und den einzelnen, gut ventilierten Kapellen durch eine Röhrenleitung zugeführt. F Arbeitszimmer der Assistenten, G Vorratskammer, H Kammer zur Aufbewahrung der Reagentien, J Wagenzimmer, auch für mikroskopische Untersuchungen, Luftpumpen u. s. w., K Feuerraum mit Schmelzöfen u. dgl., L Garderobe für die Praktikanten des Laboratoriums, L' desgleichen für den großen Hörsaal M, N Vorbereitungszimmer für die in den Vorlesungen anzustellenden Experimente, N' Vorzimmer, O Saal für die Sammlungen, P kleineres Auditorium, QQ', RR', SS' Wohnungen für drei Assistenten, T dunkles Zimmer für Spektralanalyse, U V W X Y Z zur Wohnung des Direktors gehörige Räume.

^[Abb.: Fig. 2]

Im obern Stockwerk (Fig. 2), dessen Räume für die Arbeiten der bereits weiter vorgeschrittenen Studierenden bestimmt sind, sind A, A' und B die Arbeitssäle, C offene Halle mit Fenstern versehen, D offener Dachraum zum Arbeiten im Sonnenlicht, E Schwefelwasserstoffraum, F Arbeitszimmer der Assistenten, G Raum zum Erhitzen von explodierbaren Röhren, H Reagenskammer, J Zimmer für Luftpumpen, K für Wagen, L Raum für Elementaranalysen, M Garderobe, N, O und P Privatlaboratorium des Direktors, Q Raum für Spektralanalyse und Photometrie, R Bibliothek, S Zimmer für Gasanalyse. Die Räume T bis Z gehören zur Wohnung des Direktors.

Dazu kommen noch in dem hohen Kellergeschoß Räume für Dampfkessel, Schmelz- und Feuerarbeiten, Vorräte und für besondere chem. Arbeiten. Die Zahl der in diesem Laboratorium in letzter Zeit unterrichteten studierenden Praktikanten beträgt zwischen 175 und 190. Der Unterricht wird vom Direktor und sechs staatlich angestellten Assistenten geleitet.

Chemische Meßkunde, s. Stöchiometrie.

Chemische Orte, s. Kohlenstoffkerne und Substitutionsprodukte.

^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]