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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Chemnitz; Chemnitzer; Chemōsis; Chemsin; Chemulpo

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Chemnitz (Bogislav Philipp von) - Chemulpo

nach dem Beitritt Sachsens zum Zollverein, besonders durch den mächtigen Aufschwung des Maschinenballes von neuem aufblühte. - Vgl. Mitteilungen des Statistischen Bureaus der Stadt C. (hg. von Flinzer, Chemn. 1873 fg.); Mitteilungen des Vereins für Chemnitzer Geschichte (Bd. 1-6, ebd. 1876-89); Urkundenbuch der Stadt C. (im "Codex diplomaticus Saxoniae regiae", II, Bd. 6, Lpz. 1879); Beschreibende Darstellung der ältern Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen, Heft 7: Amtshauptmannschaft C., von Steche (Dresd. 1886); Zöllner, Geschichte der Fabrik- und Handelsstadt C. (Lpz. 1888); Ehrhardt, Führer durch C. (Chemn. 1891).

Chemnitz, Bogislav Philipp von, Geschichtschreiber, Enkel von Martin C., geb. 9. Mai 1605 zu Stettin, trat in holländ., dann in schwed. Kriegsdienste, ward von Königin Christina zum Rat und Historiographen ernannt, 1648 in den Adelstand erhoben und starb auf seinem Gute zu Hallstad in Schweden 17. Mai 1678. Er ist wahrscheinlich der Verfasser der unter dem Namen Hippolytus a Lapide erschienenen Flugschrift "De ratione status in imperio nostro Romano-Germanico etc." (1640; 2. Aufl., Freystadt 1647), in der die habsburg. Dynastie heftig angegriffen und eine freiere Behandlung des Staatsrechts angebahnt wurde. C.’ Hauptwerk, eine wichtige Quelle für die Geschichte des Dreißigjährigen Krieges, ist "Der königl. schwedische in Teutschland geführte Krieg" (1. Tl. deutsch und lateinisch, Stettin 1648; 2. Tl. nur deutsch, Stockh. 1653); das 1. Buch des 3. Teils und den 4. Teil gab Nordström heraus (Stockh. 1855); die übrigen Teile sind verloren.

Chemnitz, Joh. Hieronymus, Zoolog, geb. 10. Okt. 1730 in Magdeburg, war Geistlicher und starb 18. Okt. 1800 in Kopenhagen. Er schrieb die Fortsetzung von Martinis "Neues systematisches Conchylienkabinett" (11 Bde., Nürnb. 1769-95; in neuer Ausg. von Küster, Kobelt und Weinkauff 1838 u. fg.; noch im Erscheinen).

Chemnitz, auch Kemnitz, Martin, luth. Theolog, geb. 9. Nov. 1522 zu Treuenbrietzen, studierte zu Frankfurt a. O. und zu Wittenberg Mathematik und Astronomie, mußte aber seine Studien mehrfach unterbrechen, um als Lehrer zu Calbe a. S. und zu Wrietzen seinen Unterhalt zu erwerben. Er ward zu Königsberg Rektor der Domschule, 1548 Magister und 1550 Bibliothekar des Herzogs Albrecht von Preußen. Nunmehr wandte sich C. der Theologie zu; er ging 1553 nach Wittenberg, wo er Tischgenosse und eifriger Zuhörer Melanchthons wurde und Vorlesungen über dessen "Loci communes" hielt. 1554 wurde C. Koadjutor, 1567 Superintendent in Braunschweig. Hier entfaltete er eine reiche Thätigkeit als Prediger und Haupt der braunschw. Kirche und als Teilnehmer an den wichtigsten theol. und kirchlichen Verhandlungen. In diesen zeigte sich C. immer mehr als Anhänger der streng luth. Lehrweise und entschiedenen Gegner der mildern Melanchthonischen Richtung. Nachdem er 1584 sein Amt niedergelegt hatte, starb er 8. April 1586. Sein dogmatisches Hauptwerk sind die "Loci theologici" (hg. von Leyser, Frankf. 1591). Gegen die Melanchthonisch-Calvinische Auffassung des Abendmahls richtete er die Schriften "Vera et sana doctrina de praesentia corporis et sanguinis Christi in coena Domini" (Lpz. 1560) und "Repetitio sanae doctrinae etc." (ebd. 1561; deutsch von Zanger). Mit Jak. Andreä (s. d.) ordnete C. das Kirchenwesen des Herzogtums Braunschweig-Wolfenbüttel und entwarf als Lehrordnung das "Corpus doctrinae Julium" (1569) und war um Abfassung und Einführung der Konkordienformel (s. d.) bemüht. Für Preußen verfaßte er mit Mörlin das "Corpus doctrinae Pruthenicum" (1566). In einem Gutachten über den "Wittenberger Katechismus" (1571) wandte er sich gegen den Kryptocalvinismus. Gegen die Katholiken gerichtet sind "Theologiae Jesuitarum praecipua capita" (Lpz. 1562) und "Examen concilii Tridentini" (4 Bde., ebd. 1565-73; neue Ausg., Frankf. 1707; deutsch bearbeitet voll Bendixen, Lpz. 1884). Die von ihm angefangene "Harmonia evangelistarum" vollendeten Leyser und Joh. Gerhard. - Vgl. Lentz, Dr. Martin Kemnitz. Ein Lebensbild aus dem 16. Jahrh. (Gotha 1866); Hachfeld, Martin C. nach seinem Leben und Wirken (Lpz. 1867).

Chemnitz, Matthäus Friedr., der Dichter des Liedes "Schleswig-Holstein meerumschlungen", geb. 10. Juni 1815 in Barmstedt in Holstein, studierte in Kiel Jura, wurde 1840 Advokat in Schleswig, mußte nach 1849 seine Heimat verlassen, wurde 1851 Sekretär bei der Maindampfschiffahrt in Würzburg, kehrte 1864 nach Holstein zurück und ward 1867 Amtsrichter in Altona, wo er 14./15. März 1870 starb. Das genannte Lied, das 1848-49 und wieder 1863-64 in ganz Deutschland viel gesungen wurde, erschien 1844 in den "Itzehoer Nachrichten"; es wurde vom Organisten C. G. Bellmann komponiert und auf dem Sängerfeste zu Schleswig 14. Juli 1844 zum erstenmal vorgetragen.

Chemnitzer, Iwan Iwanowitsch, russ. Fabeldichter, geb. 16. (5.) Jan. 1745 in Jenotajewsk (Archangel), deutscher Abkunft, machte den Siebenjährigen Krieg mit, wurde Adjutant bei Ostermann und Galizyn, erhielt 1769 seinen Abschied als Lieutenant und ging ins Bergfach über. Er dichtete zuerst in deutscher Sprache; 1774 wurde er Mitglied der "Gelehrten Gesellschaft" an der Bergakademie, 1776 reiste er nach Deutschland, Holland und Frankreich; nach seiner Rückkehr war er litterarisch thätig; 1782 wurde er Generalkonsul in Smyrna, wo er 20. März 1784 starb. Seine Leiche wurde nach Rußland zurückgebracht und in Nikolajew begraben. 1779 erschien anonym die erste Sammlung seiner Fabeln, 33 an der Zahl. Diese bilden in der 2. Ausgabe (1782) den ersten Teil, der zweite enthält 35. Zu diesen kam in der nach seinem Tode erschienenen Ausgabe von 1799 ein dritter Teil von 24 Stücken hinzu. Die neueste und beste Ausgabe ist die von J.^[Jakob] Grot: C.s Schriften und Briefwechsel, mit einer Biographie (Petersb. 1873). - Vgl. auch Max von Beguelin, I. I. C. (Berl. 1888).

Chemōsis (grch.), entzündliche Schwellung der Augenbindehaut.

Chemsin, Wind, s. Chamsîn.

Chemulpo, Tschemulpo, auch Chemulpho (von tschöi-mul = chin. thsai-mu, "Güter", und hpo = chin. phu, "Hafen"), der wichtigste der drei Vertragshäfen von Korea, an der Westküste, in der Nähe der südl. Mündung des Han-kang, ist Hafen für das nahe In-tschien (chin. Jön-tschwan, jap. Aussprache Nin-sen) sowie für die Hauptstadt Söul und verdankt seinen Aufschwung dem fremden Verkehr. Es zerfällt in eine einheimische, eine japanische, eine chinesische und eine Fremdenstadt. 1889 zählte man 1795 Fremde, darunter 1361 Japaner mit 29 Handelshäusern und 79 Läden, 392 Chinesen mit 4 Handelshäusern und 71 Läden, 19 Deutsche

^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]