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Chenalopex aegyptiacus – Chénier (André Marie de)
mit einem Handelshause. 1890 betrug die Anzahl der Japaner 1624. C. besitzt eine Zollniederlage und eine japan. Bank. 1889 wurden verzeichnet 111 Einfahrten von Dampfern mit 73863 t (69 japan., 17 chin., 15 deutscher Flagge), 114 Segelschiffen mit 5172 t, 73 Dschunken mit 2300 t. Der Wert der Einfuhr ausländischer Waren betrug 1886: 1325431 Doll., 1889: 1813173 Doll. (besonders Baumwollwaren, dann japan. Kupfer, über 200000 Doll., für die Münze in Söul); der Wert der Einfuhr inländischer Waren 1886: 218637,1888: 315088, 1889: 250003 Doll.; der Wert der Ausfuhr 1886: 216764, 1888: 367726, 1889: 395570 (gelbe Bohnen über 214000) Doll. Geld wurde 1889 eingeführt zum Werte von 83793 Doll., ausgeführt 638543 Doll. Während die Zolleinkünfte und Tonnengebühren sich 1889 auf 129367 Doll. 67 Cents beliefen, betrugen diese Einkünfte schon in den ersten 9 Monaten des J. 1890: 202820 Doll. Der Verkehr mit Söul findet teils zu Wasser, teils zu Lande statt (im Winter nur letzteres bei einer Entfernung von etwa 27 engl. Meilen). Zwei kleine Dampfer einer einheimischen Gesellschaft vermitteln seit 1888 den Verkehr mit Ma-po, dem Flußhafen von Söul, 55 engl. Meilen von C. und einige Stunden von der Hauptstadt. Hinderlich sind die überaus starken Gezeiten, deren Unterschied bei Springflut 11,3 m erreicht. Obgleich die eingeführten Waren großenteils über Japan kommen, waren doch nach den Berichten des Zollamtes von 1888 annähernd 60 Proz. brit., 17 Proz. japan., 12 chin., 7 deutschen, 3 amerik. und 1 Proz. franz. Ursprungs. C. wurde 1881 den Japanern, 1882‒86 auch den übrigen Vertragsmächten geöffnet, hat über Tien-tsin Anschluß an das internationale Telegraphennetz und Dampferverbindung mit Fu-san, Nagasaki, Wladiwostok und Shang-hai.
Chenalōpex aegyptiăcus L., die ägypt. oder Nilgans, s. Gans.
Chenavard (spr. sch’năwahr), Paul Joseph, franz. Historienmaler, geb. 9. Dez. 1808 zu Lyon, war Schüler von Hersent, Delacroix und Ingres, bereiste Europa, mit dem Plane eines großen Cyklus von 42 Kompositionen der größten weltgeschichtlichen Ereignisse beschäftigt. Nach der Februarrevolution erhielt C. thatsächlich den Auftrag, diese im Pantheon auszuführen. Als jedoch 20 Kartons fertig waren, wurde das Pantheon 1851 dem Gottesdienst zurückgegeben und ihm dadurch die Möglichkeit benommen, seinen Cyklus zu vollenden. Die Kartons, wie: Sintflut, Tod Zoroasters, Trojanischer Krieg, Übergang über den Rubicon, Zeitalter Ludwigs ⅩⅣ. u. s. w., zeugen von großartiger Auffassung, Klarheit der Darstellung und Verständnis des Geistes der Geschichte. Unter seinen andern Gemälden sind hervorzuheben: Tod des Cato, Tod des Brutus, La divina tragedia (1869; im Luxembourg).
Chénebier (spr. schehn’bĭeh), franz. Dorf westlich von Belfort, bekannt durch die Kämpfe vom 16. und 17. Jan. 1871, als das franz. Heer unter General Bourbaki in der Schlacht an der Lisaine (s. d.) den rechten Flügel der Armee Werders zu umgehen versuchte und sich zeitweise dieses wichtigen Punktes bemächtigte.
Chênée (spr. schäneh), gewerbreicher Ort in der belg. Provinz Lüttich, 5 km von Lüttich am Zusammenfluß der Vesdre und der Ourthe, an den Linien Brüssel-Herbesthal und C.-Verviers (35 km) der Belg. Staatsbahnen, hat Post, Telegraph, (1889) 6891 E., bedeutende Zinköfen der Aktiengesellschaft Vieille-Montagne, Kupferhütten und Glasfabriken.
Chêne-Populeux (spr. schähn popüleh, auch Chesne-le-Populeux), Paß von, s. Argonnen.
Chénier (spr. schenĭeh), André Marie de, franz. Dichter, geb. 30. Okt. 1762 in Konstantinopel, wo sein Vater, der Historiker Louis de C. (gest. 1796), franz. Generalkonsul war. Die Mutter Andrés war eine durch Schönheit und Geist ausgezeichnete Griechin. Er kam früh nach Frankreich und trat 1781 als Cadet Gentilhomme in ein Straßburger Regiment ein, nahm aber bald wegen Kränklichkeit seinen Abschied. Seit 1785 verlebte C. 3 Jahre in Paris. Eine stürmische Leidenschaft fesselte ihn in dieser Zeit an Mad. de Bonneuil, die er als Camilla in zahlreichen Gedichten besang. 1787 begleitete C. Herrn de La Luzerne als Gesandtschaftssekretär nach London; nach Ausbruch der Revolution kehrte er nach Paris zurück. Von diesem Zeitpunkt an nahm sein poet. Wesen einen großartigen Aufschwung; er begann naturphilos. Dichtungen von großer Anlage, wie «Hermès» und «L’Amérique», von denen freilich nur Bruchstücke vorhanden sind. Zunächst trat die Politik der Ausführung solcher Pläne hemmend entgegen. Kurz vor Beginn der Schreckenszeit griff C. die Jakobiner im «Journal de Paris» heftig an und verfeindete sich darüber eine Zeit lang mit dem eigenen Bruder Marie Joseph (s. d. fg.). Seine tiefste Entrüstung erregte der Prozeß gegen Ludwig ⅩⅥ. C. beabsichtigte, vor der Nationalversammlung als Verteidiger des Königs aufzutreten, und nachdem das Todesurteil gefällt war, schrieb er jenen Brief, in dem Ludwig die Berufung an das Urteil des Volks verlangte. Nach Marats Ermordung besang C. Charlotte Corday. Da er seit dem Tode des Königs Paris meiden mußte, hatte sein Bruder ihm eine Zuflucht in Versailles verschafft. Hier schrieb er seine letzten, von tiefer Wehmut und dem Adel seiner Liebe erfüllten Gedichte an Fanny (Frau von Lecoulteux). Sein Versuch, eine Frau zu retten, deren Verhaftung befohlen war, hatte seine eigene Gefangennahme zur Folge. Im Gefängnis St. Lazare sah er seine Manuskripte durch und schrieb einige seiner schönsten Gedichte: «La jeune captive», an Fräulein von Coigny, spätere Herzogin von Fleury, und das Fragment «Derniers vers d’un poète» («Comme un dernier rayon»). Als Feind des Volks angeklagt, bestieg er 7. Thermidor (25. Juli 1794) das Schafott. Kein franz. Dichter hat sich dem Geiste der griech. Poesie in Auffassung und Darstellung so sehr genähert wie C. Seine ersten Gedichte verbinden attische Anmut und edle Einfachheit mit gesunder Sinnlichkeit; zu diesen Vorzügen kommt noch ein echtes Pathos und ein ernster wissenschaftlicher Geist. Zu seinen Lebzeiten wurden nur zwei Gedichte gedruckt, das «Jeu de paume» und die Hymne auf die aufständigen Schweizer. Erst 1819 entzündete ein Teil seines von Latouche veröffentlichten poet. Nachlasses eine ungemeine Begeisterung. Vollständig wurden seine Poesien erst durch die Ausgabe von Gabriel de C. (3 Bde., 1874) und die kritischen Ausgaben von Becq de Fouquières (Par. 1862, 1872, 1882) bekannt. Zu empfehlen ist auch die Ausgabe von Joubert (ebd. 1883). – Vgl. Sainte-Beuve in der «Revue des Deux Mondes» (Febr. 1839, Juni 1844); ders., Causeries du Lundi, Ⅳ (1881); Becq de Fouquières, Lettres critiques sur la vie, les œuvres, les manuscrits d’A. C. (Par. 1861); Hülsen, A. C. Die Überlieferung seiner Œuvres poétiques (Berl. 1885);
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