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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Chic; Chica; Chicago

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Chic - Chicago

mit Goldstaub, fuhr dann auf einem Floß in den See hinaus, versenkte dort die goldenen Opfergaben und badete. Dieses Opfer hat Veranlassung zu der Sage vom Eldorado (s. d.) gegeben. Sonst wurden den Göttern namentlich Papageien, die man vorher sprechen gelehrt hatte, und in besondern Fällen auch Menschen geopfert. Alle 15 Jahre wurde ein zu diesem Zwecke besonders erzogener Knabe, der als das lebende Abbild des Wandernden (güe-za), des Sonnenheros Nemterequeteba galt, unter großer Feierlichkeit durch Erschießen geopfert. Für die Vollziehung der Opfer gab es besondere Priester (chĭquĭ oder ieque), die in besondern Seminaren (cuca) zu einem ascetischen und keuschen Leben erzogen wurden.

Von den Altertümern der C. und der benachbarten Völker sind ansehnliche Sammlungen in die europ. Museen gelangt (s. Tafel: Amerikanische Altertümer II, Fig. 6-10). Die sog. Kalendersteine der C. (Fig. 8), auf denen man Frösche und andere Tiergestalten in Relief ausgearbeitet sieht, sind nichts als Formsteine, die dazu dienten, Goldblech in die Gestalt von Fröschen und andern Tieren zu treiben. Unter den Thongegenständen sind namentlich bemerkenswert Figurengefäße (Fig. 6), häufig auch mit einem helmartigen, halbmondartigen Kopfputz dargestellt und die Nasenscheidewand geschmückt mit dem goldenen Halbmond (Fig. 10), den die columbischen Stämme über den Mund herabhängend trugen und wegen dessen dieselben von den benachbarten Inkaperuanern als Quillasenca ("Mondnasen") bezeichnet wurden. Diese Figuren sind in der Regel hohl und haben ein Loch am Hinterkopf. Es sind vermutlich die von den Autoren erwähnten Behälter, in welchen den Göttern Goldstaub und andere Kostbarkeiten dargebracht wurden. Ferner sind bemerkenswert fein bemalte Krüge (Fig. 7), in deren Ornamentation das Andreaskreuz eine Rolle spielt. Die charakteristischsten Gegenstände aber sind die Goldfigürchen (Fig. 9). Der eigentliche Körper der Figur ist allemal durch ein Blech gebildet und die Umrisse und Gliedmaßen der Figur sind durch darauf befestigte Drähte zum Ausdruck gebracht. Häufig sind weibliche Figuren mit einem Kind im Arm, wohl Bachue, die Urmutter, darstellend.

Das Volk der C. und ihre Sprache wird in den Berichten gewöhnlich als Muysca bezeichnet. Letzteres ist aber kein Name, sondern nur das Chibchawort für "Mensch". Die Sprache ist schon seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts ausgestorben. - Vgl. Ezequiel Uricoechea, Gramática, vocabulario y catecismo confesionario de la lengua Chibcha segun antiguos manuscritos anonimos ineditos (Par. 1871); Middendorf, Die einheimischen Sprachen Perus, Bd. 6 (Lpz. 1892).

Das Land der C. wurde 1538 gleichzeitig von drei von verschiedenen Seiten anrückenden span. Heerhaufen betreten. Vom Rio Magdalena her war der Adelantado Gonzalez Ximenez de Quesada als erster in das Hochland von Bogota eingedrungen. Sebastian de Belalcazar war von Quito über Popayan nach Bogota gezogen, und Nikolaus Federmann kam von Osten her aus Venezuela über die Llanos am Rio Meta.

Chic (frz.), Schick, Geschick, Fertigkeit; die rechte Art des Benehmens, Auftretens, Aussehens, namentlich in Bezug auf die Anforderungen der gesellschaftlichen Formen und der Mode; in der Malerei effektvolle Darstellung mit sicherer Hand.

Chica (Chicarot), s. Bignonia.

Chicago (spr. schikāgo, nicht tschi-), Stadt im County Cook des Staates Illinois der Vereinigten Staaten von Amerika, die jüngste Weltstadt, größte und bedeutendste Stadt westlich vom Alleghanygebirge sowie zweitgrößte Stadt der Vereinigten Staaten, liegt 1130 km westlich von Neuyork und 2970 km östlich von San Francisco, 970 km von Baltimore, am südl. Ende des Michigansee auf der Westküste, in 179 m Meereshöhe, 41° 53' 6,2" nördl. Br. und 87° 36' 1,2" westl. L. von Greenwich. (Hierzu ein Plan.)

Die Durchschnittstemperatur beträgt 8°, die Julitemperatur 22, die Januartemperatur -4° C.; Niederschlagsmenge 829 mm, Luftdruck 763 mm, Regen oder Schnee fiel an 136 Tagen.

Die obere Schicht des Bodens, auf dem sich das heutige C. ausdehnt und welcher noch am Anfang dieses Jahrhunderts aus Wald- und Sumpfland bestand, besteht aus schwarzer Erde und Seesand. Tiefbohrungen in den Chicagoer Viehhöfen ergaben interessante Thatsachen. Danach bestehen die obersten 20 m des Bodens der Reihenfolge nach aus Obergrund, Anschwemmungen des Sees, Urwaldresten, Erde und Lehmboden; die folgenden 75 m aus einem petroleumhaltigen Kalkstein, die nächsten 75 m enthalten abwechselnd Lagen von Thon und Kalkstein, darauf folgen 100 m zum Teil stark eisenhaltigen Kalksteins, dann eine 47 m dicke Lage Sandstein und 21 m außerordentlich harten Kalksteins. Die Umgegend trägt fruchtbare Felder, unterbrochen durch weitläufige Waldungen und Prairien. Die Hauptprodukte sind Mais, Roggen, Hafer und Kartoffeln.

Anlage. Die Stadt bedeckt 466,89 qkm, d. i. mehr als das Siebenfache der Fläche Berlins. Der Chicagofluß durchfließt C. in zwei Armen (von NW. und SW. her) und mündet am Ostrande der Stadt in den Michigansee. Er teilt C. in die sog. Nord-, Süd- und Westseite. Der südl. Teil enthält mit seinen, zwischen Fluß und See gelegenen Straßen den stärksten Geschäftsverkehr; derselbe beschränkt sich überhaupt auf einzelne Viertel und Straßen. Die wichtigsten Straßen der Stadt sind: State-, Southwater-, Dearborn-, Lassalle-, Madison-, Randolph-Street, Wabash-Avenue, Fifth-Avenue, Washington-Street; die schönsten, denen C. hauptsächlich den Namen "Gartenstadt" verdankt, sind: Michigan-Boulevard, Prairie-Avenue, Lake-Shore-Drive, Dearborn-Avenue, Lassalle-Avenue und Washington-Boulevard (im ganzen 3293 km, von denen - im europ. Sinne - allerdings nur 849 km fertig gestellt sind). Die schönsten Straßen liegen in der Nähe der Seeufer und der verschiedenen Parks und sind selbst parkartig angelegt, an beiden Seiten mit Bäumen und palastähnlichen Häusern in den verschiedensten Stilarten besetzt. 82 km sind als Boulevards angelegt und zwar betrugen die Herstellungskosten allein für den "Michigan-Avenue-Drive", den elegantesten Boulevard der Stadt, 200000 Doll. für die engl. Meile. Die als Hafen benutzten Ufer des Chicagoflusses haben eine Länge von 65 km. Die Stadt hat 63 Drehbrücken und 2 Tunnels. Die meisten wohlhabendern Familien besitzen und bewohnen ein Haus für sich. Erst in den letzten Jahren sind eine Anzahl eleganter, oft 10-22 Stockwerke hoher Miethäuser erstanden mit hotelartigen Einrichtungen. C.s Stolz ist sein Parksystem. Die Stadt ist eingeschlossen von sehr großen Parks, welche sämtlich durch einen 60,3 km langen Boulevard mit-^[folgende Seite]

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