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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Chile (Bodengestaltung. Bewässerung. Klima)

scheide vielfach nicht von der hohen Cordillere gebildet wird, sondern östlich davon auf dem patagon. Tafellande liegt. Eine von beiden Staaten ernannte Kommission stellte 1886 die Südgrenze fest, danach gehört zu C. fast der ganze südlich des 52. ° südl. Br. liegende Teil von Patagonien, samt dem südl. Archipel (Territorio Magallanes), mit Ausnahme der Osthälfte vom Feuerland und der Staateninsel. Der Flächeninhalt beträgt 776000 qkm, davon 195000 qkm auf das Territorium Magallanes. (S. Karte: La-Plata-Staaten, C. und Patagonien.)

Bodengestaltung. C. wird in seiner größten Länge von den Cordilleren (s. d.) im O. begrenzt. Sie fallen gegen W. steil zu einer langen Ebene ab, welche schon in den nördlichsten Teilen C.s erkennbar und hier durch die Salpeterlager ausgezeichnet ist, in der Mitte aber, zwischen Coquimbo und Puerto-Montt, das sog. große chilen. Längenthal (200-800 m Höhe) bildet. Dieses ist durch zahlreiche Querhügel zerteilt und durch eine meridionale Kette in zwei Längshälften geteilt, aber deutlich abgehoben von den Anden im O. und der Küstencordillere im W. Südlich von Puerto-Montt verschwindet das Längenthal, in welchem die chilen. Hauptbahn erbaut ist. Dasselbe wird hier durch die Kanäle zwischen Chiloe und den Chonosinseln einerseits, dem Festlande andererseits bezeichnet und ist unter das Meer getaucht. Westlich der fruchtbaren und bestangebauten Längsthäler erhebt sich die Küstencordillere, die von der peruan. Küste beginnt, in Nordchile deutlich erkennbar ist, in Atacama und Antofagasta einen geschlossenen Zug bildet, weiter südlich mit den Vorbergen der Anden verschmilzt, dann aber südlich Valparaiso wieder deutlicher hervortritt und noch 2000 m Höhe übersteigt. Südlich der Cordillera de Nahuelbuta in Arauco und der Cordillere von Llanquihue tritt sie aber auf Chiloe und die Chonosinseln über und verschwindet erst im Feuerland. Während die Hauptkette der Anden aus mesozoischen, im äußersten Norden aus paläozoischen Gesteinen zusammengesetzt ist, bietet die Küstencordillere den Eindruck eines ältern Gebirges dar. Alte metamorphische und krystallinische Schiefer, Sandsteine, viele alte Eruptivgesteine, Grünsteine und Porphyre sind die Hauptbestandteile. Porphyre nehmen freilich auch an dem Aufbau der Hauptkette der Anden teil; dazu Andesite und Trachyte. Die Pässe, welche nach der Argentinischen Republik über die Anden führen, sind meist ziemlich hoch, wenigstens in den mittlern und nördl. Teilen. Der von der Eisenbahn benutzte Uspallata- oder Cumbrepaß östlich von Sta. Rosa de los Andes ist 3900 m hoch, der Portillo del Azufre 3645 m, der Portillo de Valle Hermoso 4110 m, der Portillo de Peña Negra 4078 m, der Portillo de Come Caballos 4350 m, die Quebrada de la Barranca Blanca 4462 m. Von dem Planchonpasse (2507 m) östlich von Curico an werden die Pässe niedriger; am Tronador vorüber führt, von Llanquihue nach dem Nahuel-Huapi-See, der nur 900 m hohe Boquete de Perez Rosales. Im äußersten S. sollen die Pässe zum Teil erst auf argentin. Gebiete liegen; schon südlich von 44° südl. Br. beginnen die Flüsse in die patagon. Hochebenen einzuschneiden. In Nordchile erreicht der Paß San Francisco zwischen Atacama und Catamarca 4870 m, die Abra del Tolar zwischen Salta und Antofagasta 4320 m. Ebenso große Höhen zeigen die von Tarapaca und Tacna nach Bolivia führenden Pässe Tacora 4180 m, Pichuta u. a.

Bewässerung. Das Flußnetz ist schwach entwickelt, da die Wasserscheide nahe am Meere liegt. Im N. ist der Rio Loa der einzige größere Fluß; in tiefen Querthälern (Cajones) dringen die Flüsse von oben herab, treten ins Längsthal ein und durchbrechen dann die Küstenkette. Im N. erreichen sie kaum das Meer, in Tarapaca überhaupt nicht; im Süden fassen sie sehr viel Wasser. Der Biobio ist 370 km lang, der größte Fluß C.s; zu erwähnen sind noch der Aconcagua, Maipo, Rapel, Maule, Imperial, Cautin, Tolten, Bueno, Maullin. Schiffbar sind sie meist nur auf wenige Kilometer. Merkwürdigerweise entspringen südlich von 42° manche östlich von den Anden auf der patagon. Hochebene und durchbrechen dann das Gebirge.

Klima. Bei der großen Längenausdehnung und der unregelmäßigen Oberfläche des Landes ist das Klima natürlich sehr verschieden. Die Nähe der mit ewigem Schnee bedeckten Cordillere auf der einen, des Oceans auf der andern Seite machen es im ganzen mild, gleichmäßig und gesund. Schnee fällt niemals in den Küstengegenden nördlich von Chiloe, und selbst am Fuße der Cordillere widersteht das in dem sog. Winter zur Nachtzeit gebildete Eis nicht der Morgensonne. Besonders gleichmäßig ist das Klima der Küste, während im Innern größere Unterschiede der Temperatur vorkommen. In Santiago ist die mittlere Jahrestemperatur 13,1° C. (Jan. 19,0°, Juli 7,2°) und die Schwankungen zwischen Tag und Nacht betragen oft 14°. Weiter nach S. nimmt die Sommerwärme bedeutend ab, während der Winter fast gleich bleibt; erst südlich von Chiloe bleibt der Schnee im Winter wochenlang liegen. Die bedeutendsten Gegensätze zeigt C. in Bezug auf die Regenverteilung. Während in Atacama Regen fast unerhört ist und man in Coquimbo nur aus etwa drei Regentage im Jahre rechnen kann, sodaß Ackerbau nur durch künstliche Bewässerung ermöglicht wird, trifft man in den mittlern Provinzen etwa 57 Regentage, und zwar fast nur während der Wintermonate; das übrige Jahr hindurch ist die Luft sehr rein und klar. Die südl. Provinzen liegen ganz in der Region der vorherrschenden Westwinde und zeigen deswegen eine Regenmenge, die außerhalb der Tropen selten ist. Die vorherrschenden Windrichtungen sind, der Gestaltung des Landes entsprechend, Nord und Süd; Stürme sind nicht selten, namentlich richten im Winter Nord- und Nordweststürme an den Küsten großen Schaden an. Die in den Anden hausenden Stürme sind von einer furchtbaren Heftigkeit. Trockenheit, schroffe Extreme namentlich auf den Hochebenen, starke Wärme an der Küste gelten für den N., triefende Feuchtigkeit, kühles Seeklima, Gleichmäßigkeit für den S. Doch ist auch die nördl. Küste weit weniger warm als der O. des Kontinents unter gleicher Breite. Arica unter 18½° südl. Br. hat nur 19,7° Mitteltemperatur. Im S. treten wieder die winterlichen Niederschläge hervor, wie zu Punta-Arenas; dies hat nur 6,2° C. Mitteltemperatur, Januar 10,7°, Juli 1,6°, dabei 570 mm Regen, etwa wie Talca (500 mm). Dagegen Ancud auf Chiloe 3400 mm, Puerto-Montt 2450 mm, Valdivia 2930 mm. Und wieder Serena 40 mm, Copiapo sogar nur 8 mm. Daher steigt die Schneegrenze im N. sehr hoch (über 5300 m) an; im S. dagegen ist die Schneelinie am Osorno (41° südl. Br.)

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