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China (Geschichte)
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'China (Entdeckungsgeschichte)'
C. vor, welche in gründlicherer und vollständigerer Weise 1868–72 von F. von Richthofen, der 6 Küstenprovinzen und 8 Provinzen im Innern bereiste, fortgesetzt
wurden. Die Reisen des Abbé A. David 1862–74 waren wegen der reichen zoolog. Ausbeute von Wichtigkeit. Ferner bereisten C. Michie 1861, Bickmore 1866, die
Missionare Wylie und John 1868, Alabaster 1868, Oxenham 1868, Markham 1869, Rochechouard mit Prof. Lepissier 1869, Dupuis 1868–70 und besonders Sosnowsky 1875.
C. nebst seinen Nebenländern bereiste Prschewalski 1870–73; Margary zog 1875 quer durch Kwei-tschou und Jün-nan. 1877 zog Gill in der Richtung von Shang-hai nach
Bha-mo in Oberbirma; dieser Reisende untersuchte namentlich die Gebirgskette, welche die Ostgrenze des tibetan. Hochlandes gegen Sze-tschwan bildet, eine Höhe von
6000 m erreicht und nach O. steil abfällt. Gill hat zahlreiche Höhenmessungen vorgenommen und treffliche Routenaufnahmen gemacht. Colborne Baber, seit 1877 brit.
Konsul für das westliche C. zu Tschung-king, machte 1877 eine Reise durch die Provinzen Sze-tschwan und Jün-nan, auf welcher er den heiligen Berg O-mi bei
Kia-ting sowie Ning-jüan, das Caindu Marco Polos, besuchte, welches 1850 durch ein Erdbeben größtenteils in Trümmer gelegt worden war; dem Plateau von Tschao-tung
gegenüber, auf dem linken Ufer des Jang-tse-kiang, entdeckte Baber den Ta-liang-schan, ein bis zu 6500 m Höhe aufsteigendes Schneegebirge, welches steil zum
Strome abfällt, der hier bis oberhalb Ping-schan nach NNO. fließt und nicht nach NNW., wie man bis dahin glaubte. Graf Bela Széchényi, begleitet vom Lieutenant
Kreitner und Geologen Loczy, fuhr 1878 von Shang-hai aus den Jang-tse-kiang sowie den Han-kiang hinauf und ging über Lan-tschou-fu und Si-ning an den Kuku-nor und
drang nordwestlich bis An-si-fan am Su-lai-ho vor; da die Behörden den Reisenden nicht gestatteten, weder zum Lob-nor noch nach Lhasa zu gehen, so wendeten sie
sich aus Kan-su südlich nach Sze-tschwan; doch auch zu Batang mißlang ein Versuch, nach Tibet einzudringen, weshalb über Ta-li und Bha-mo 1879 die Rückreise
angetreten werden mußte. Im südwestlichen C. setzte Abbé Desgodins seine Forschungen ununterbrochen fort. Das Gebirgsland zwischen Kan-su und Sze-tschwan
durchwanderte George King, die zuletzt genannte Provinz Riley und Mollmann (1879), die Provinz Kwang-si Abbé Creusé. Fitzgerald Creagh ging 1879 von Amoy aus
durch Fu-kien, Kiang-si, Hu-nan und Hu-pe nach der Stadt Han-kou an der Mündung des Han-kiang in den Jang-tse-kiang. Morrison reiste 1878 von Han-kou nach Kanton
und untersuchte auf einer Reise von Tschin-kiang nach Tien-tsin den Kaiserkanal, sowie den untern Lauf des Hoang-ho. Die Provinzen Schen-si und Schan-si durchzog
1878 Hillier. Fast völlig unbekanntes Gebiet berührten 1882 Colquhoun und Wahab auf ihrer Reise von Kanton den Si-kiang hinauf nach Jün-nan. Da es ihnen verwehrt
wurde, nach Hinterindien zu gelangen, so wandten sie sich nördlich über Ta-li und Bha-mo nach Birma. Wahab starb auf der Heimreise während der Fahrt durchs Rote
Meer infolge von Überanstrengung. Hosie berührte 1882 und 1883 in den Provinzen Kwei-tschou, Jün-nan und Sze-tschwan völlig unbekannte Landstriche. Die Insel
Formosa (Thai-wan) bereiste Corner.
Geschichte. Die Geschichte C.s zerfällt in eine gänzlich mythische, eine halbmythische und eine historische.
Die erste Periode beginnt mit dem ↔ Aufhören des Chaos und der Scheidung des Flüssigen von dem Festen. Die halbmythische Periode umfaßt die
Regierungen von fünf Wahlfürsten, unter denen Fu-hi, Schin-nung und Hwang-ti als erste Grundleger des Staatswesens gelten. Durch Jao (2356–2254 v.Chr.), unter dem
2284 eine der Sintflut der Semiten entsprechende Überschwemmung C.s stattgefunden haben soll, und seinem Mitregenten und spätern Nachfolger Schun (gest. 2205
v.Chr.) geht diese Periode in die urgeschichtliche mit der Dynastie Hia (Hja) beginnende über. Der Schu-king oder der von
Confucius im 6. Jahrh. zusammengestellte, teilweise erhaltene «Leitfaden der Aufzeichnungen», das älteste Geschichtswerk der Chinesen, beginnt mit Jao und geht
bis zum König Phing aus dem Hause Tschou (gest. 718 v.Chr.). Das vorzugsweise die Anreden der Könige enthaltende Werk wird ergänzt durch die «Bambusbücher» und
die von Sse-ma-tsien benutzten Quellen. Mit der Zeit des genannten Königs beginnen die von Confucius gesammelten Tagebücher des «Frühlings und Herbstes»
(Tschun-tsiu). Im ganzen haben, die gegenwärtige mitgerechnet, in C. 22 Dynastien bestanden, deren Wechsel großenteils durch ebenso viele Staatsumwälzungen
veranlaßt wurde. Der Gründer des Hauses Hia (Hja, 2205–1766) war Jü (Yü), der die Sündflut (Hung-schui) bewältigte. Der letzte dieses Hauses wurde von
Jin-tsching-tang vertrieben, und dieser gelangte als Stifter der Dynastie Schang (1766-1121 v.Chr.) auf den Thron. Der letzte
des Hauses Schang kam bei einer Empörung um, an deren Spitze Wu-wang, der Sohn des Vasallenfürsten Wen-wang stand. Wu-wang wurde Stifter der Dynastie
Tschou (1121–249 v.Chr.) und hat durch seinen Eifer für die Gesittung seines Volks einen noch jetzt gefeierten Namen erlangt.
Unter einem seiner spätern Nachfolger, Ling-wang (571–544), wurde (551) Confucius (s. d.) geboren. Unter Ling-wangs Nachfolger King-wang
(544–519) fällt die Wirksamkeit sowohl von Confucius als auch von Lao-tze. Unter der Regierung von Hien-wang (368–320 v.Chr.) lebte und lehrte der berühmte
Meng-tze oder Mencius.
Schon seit Beginn der Herrschaft des Hauses Tschou waren größere oder kleinere Lehnsfürstentümer entstanden, die sich später häufig befehdeten oder gar unabhängig
zu machen suchten. Namentlich die an den Grenzen befindlichen (Thsin, Tsin, Jüe, Jen, Tschu, Wu) gewannen bedeutend an Macht und Ausdehnung, während Tschou, das
unmittelbar unter den Königen stehende «Land der Mitte», weit darin zurückstand und seine Herrscher immer mehr zu Schatten herabsanken.
Thsin, das sich 324 unabhängig gemacht hatte, stürzte 249 das Reich der Tschou und unterwarf die übrigen Lehnsfürstentümer.
König Tschöng von Thsin, der 246 dem König Tschwang-siang gefolgt war, nahm statt der alten Würde eines Wang oder Königs den Namen Hwang-ti («Kaiser») an, den
seitdem alle Kaiser von C. führen, weshalb er gewöhnlich Thsin-schi-Hwang-ti, «der erste Thsin-Kaiser» genannt wird (221–209 v. Chr.). Er bekriegte im Norden die
Hiung-nu (s. d.), im Süden unterwarf er das Reich Nan-jüe (Tongking); auch ist er nach einigen Erbauer, nach andern Vollender der
Chinesischen Mauer (s. d.). Seine absolutistische Regierungsweise fand starke Opposition seitens der Gelehrten,
namentlich aber der Anhänger von Confucius, infolgedessen er 460 Gelehrte in einen Abgrund stürzen ließ und die Vernichtung aller Bücher im
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 206.
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