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China (Zeitungswesen. Entdeckungsgeschichte)
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'China (Unterrichtswesen)'
oder es wird durch Privatlehrer Elementarunterricht erteilt. Es giebt kaum ein anderes Land, wo besser als in C. für den ersten Unterricht der Kinder, selbst der
aus den ärmsten und niedrigsten Familien gesorgt wäre. Daher kommt es auch, daß die Prozentzahl derer, die etwas lesen, schreiben und rechnen können, daselbst
groß ist; doch ist die gewaltige Anzahl der Schriftzeichen ein Hindernis und es giebt schwerlich einen, der sie alle innehat. Über das Altherkömmliche hinaus
erstreckt sich der Unterricht kaum. Nach dem Elementarunterricht gehen diejenigen, welche nach einer höhern Geistesbildung und durch diese bedingten spätern
Anstellung im Staatsdienst streben, in die allen, ohne Unterschied des Ranges und Reichtums, zugänglichen öffentlichen Lehranstalten über, indem sie sich zu den
Prüfungen melden, von denen die erste in der Hauptstadt des Kreises (hien), die zweite in der des Bezirkes (fu), die dritte in der der Provinz stattfindet. Durch
letztere wird die Stufe des Siu-tsai (glänzend an Geistesgaben) erreicht und die Befähigung zum Staatsdienst dargethan; Anspruch auf Anstellung wird durch
Bestehung der zweiten Prüfung am selben Orte oder in Peking in der Stufe eines Siü-schên (Hervorgehobenen) erworben. Eine höhere Würde erreicht man durch eine
dritte Hauptprüfung in Peking als Tsin-schi oder vorgerückter Gelehrter. Diese letzten beiden Prüfungen finden nur alle 3 Jahre einmal statt. Enthalten die
Prüfungshöfe in den Provinzen mehrere tausend schmale Hütten, in denen die Prüflinge einige Tage und Nächte eingesperrt leben müssen, so ist das mit der höchsten
Stufe des Han-lin (Pinselwald) anders, da die betreffende Prüfung in der kaiserl. Hofburg stattfindet. Obwohl die Inhaber dieser Würde teilweise im Han-lin-jüen
(der Akademie, s. S. 199b) Verwendung finden, so sind sie doch auch anderweit in hohen Ämtern
anzutreffen.
Zeitungswesen. In keinem civilisierten Lande der Welt ist das einheimische Zeitungswesen so dürftig wie in
C. Das ungeheure Reich hat nur 16 chines. Zeitungen bez. Zeitschriften, von denen 5 in Shang-hai, 5 in Hongkong, 2 in Singapur und je 1 in Tien-tsin, Amoy, Kanton
und Peking erscheinen. Die Ursache des geringen Zeitungsbedürfnisses des Chinesen liegt in dessen Gleichgültigkeit gegen dasjenige, was sich innerhalb und
außerhalb der Grenzen seines Reichs ereignet, und in der Armut eines großen Teils des Volks. Als die älteste Zeitung, nicht nur C.s, sondern der ganzen Welt,
gilt «King-Pau» (Hauptstadt-Zeitung) in Peking. Sie ist nur eine täglich in geschriebener und gedruckter Form erscheinende
Sammlung der amtlichen Bekanntmachungen, die an einem Thore des kaiserl. Palastes angeschlagen werden. Ferner erscheinen in den kleinen Tagesheften diejenigen
Berichte der Beamten der Hauptstadt und der Provinz, welche die Regierung in der Staatskanzlei zur Mitteilung an die Beamten- und Litteratenwelt täglich auslegt.
Um die Verbreitung über das ganze Reich hinzu ermöglichen, ist es Privatunternehmern gestattet, Abschriften zu nehmen, welche dann in der angegebenen Form im
Buchhandel erscheinen. Die geschriebene Zeitung ist gewöhnlich die vollständigere und zuverlässigere und daher teuer. Diese Verbreitungsweise der Amtsnachrichten
besteht seit etwa tausend Jahren. Die älteste Zeitung nach europ. Art ist «Shön-Pau» oder
«Shen-Pau» (die Shang-hai-Zeitung), das gediegenste und gelesenste (monatliche Auflage 350000) Blatt ↔ C.s;
es wurde 1870 von dem engl. Kaufmann Ernst Major gegründet. Daneben wird die seit 1881 erscheinende «Hu-Pau»
(Shang-hai-Zeitung) viel (Auflage 60000) gelesen. Sie ist Eigentum der «North China Daily News». Shang-hai besitzt auch
mehrere illustrierte Zeitschriften, so die von Chinesen seit 1887 herausgegebene «Tien-Shi-Tschai-Hwa-Pau» (Auflage 20000
monatlich); ferner befassen sich die in Shang-hai ansässigen Missionare mit der Ausgabe illustrierter Blätter, zumeist für jugendliche Leser. In Sü-sia-we (unweit
Shang-hai) erscheint seit 1879 «Ji-Wen-Luh» (Der Verbesserer der Litteratur). Das Blatt gehört den Mitgliedern der Gesellschaft
Jesu in Sü-sia-we und wird in deren Buchdruckerei hergestellt (Auflage 15000 monatlich). In Tien-tsin erscheint noch «Shih-Pau»
(Die Zeit). Es ist Eigentum eines Konsortiums engl. Kaufleute und dient der Förderung der engl. Handelsinteressen (Auflage 30000). In Kanton erscheint seit 1886
«Kwang-Pau» (Kanton-Zeitung). Hongkong besitzt 5 chines. Zeitungen, von denen 4 (nämlich
«Chung-Wai-Shing-Pau», «Hwa-Tsze-Juh-Pau»,
«Wei-Shing-Juh-Pau», Auflage je 15000 monatlich, und «Jue-Pau», 30000) von Europäern
gegründet wurden. «Lat-Pau» in Singapur ist mit monatlicher Auflage von 30000 das Organ der von Jahr zu Jahr ungemein
zunehmenden chines. Bevölkerung der Straits-Settlements.
Die europäische Presse ist in C. verhältnismäßig stark vertreten. Das älteste Blatt ist das
«Canton Register». Von größerer Bedeutung sind ferner «Chinese Recorder»,
«North China Daily News», «North China Herald»,
«The Celestial Empire», «Journal of the North China Branch of the Royal Asiatic Society»
(sämtlich in Shang-hai), «Foochow Advertiser» (in Fu-tschou), «Hankow Times» (in Han-kou),
«Daily Press», «China Mail», »Echo do Povo»
(portugiesisch), «China Review» (in Hongkong); »The Straits Observer» (in Singapur). Seit
dem 1. Okt. 1886 erscheint in C. einmal wöchentlich auch eine deutsche Zeitung: «Der ostasiatische Lloyd», welche die Interessen der Deutschen in Ostasien
vertritt.
Entdeckungsgeschichte. Über die Kenntnis des Landes und die Reisen während des Altertums und
Mittelalters s. Asien (Bd. 1, S. 987 fg.). In der neuern Zeit haben sich namentlich die Jesuiten große
Verdienste um die Erforschung C.s erworben. Bald nachdem sie ihre Thätigkeit hatten einstellen müssen (s. oben,
Religion), erschien 1792 Lord Macartney als engl. Gesandter; über seine Reise wurden von seinen Begleitern mehrere
Berichte veröffentlicht. 1820 kamen die russ. Reisenden Timkowski und Bitschurin zu Lande nach C. Nach dem Opiumkriege bereiste Rob. Fortune von 1843 bis 1845 die
Theedistrikte, um dieselbe Zeit etwa war auch der Missionar Gützlaff dort thätig und durchzogen die franz. Lazaristen Huc und Gabet die innern Provinzen.
Eine neue Periode der geogr. Forschung trat durch die Erschließung des Reichs für Fremde im Vertrage von Tien-tsin (Juni 1858) ein. Zunächst sind zu nennen die
Aufnahmen des Pei-ho 1858 durch Osborn und Ploix; des Jang-tse-kiang bis Han-kou 1858 durch Ward und bis Ping-schan 1862 durch Sarel und Blakiston, 1869 durch
Michie; des Si-kiang und Kwang-tungflusses 1859 durch engl. Marineoffiziere. Den Unterlauf des Hoang-ho erforschte 1868 Elias, der 1875 die Provinz Jün-nan
bereiste. Pumpelly nahm zuerst umfassende geolog. Untersuchungen in
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 205.
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