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Ciaconne – Cibber
sehr früh die Universität Tübingen, kam als 15jähriger Magister nach Wittenberg, wo er sich an Melanchthon anschloß und seit 1548 über Rhetorik, Astronomie und Melanchthons «Loci communes» Vorlesungen hielt. 1551 ward C. Professor der Theologie zu Rostock und bekämpfte nun im Sinne des strengen Luthertums die mildere Melanchthonsche Richtung. Verdient machte sich C. durch die ihm von Kaiser Maximilian Ⅱ. übertragene Organisation der evang. Kirche Österreichs und Steiermarks. Er starb 25. Juni 1600. Er schrieb: «Chronicon Saxoniae ab a. 1500 ad a. 1595» (Lpz. 1595) und «Historia confessionis Augustanae» (Frankf. 1578). – Vgl. Krabbe, David C. (Rostock 1870).
Ciaconne (spr. tscha-), italienisierte Schreibweise für Chaconne (s. d.).
Cialdīni (spr. tschal-), Enrico, Herzog von Gaeta, ital. General, geb. 10. Aug. 1811 zu Castelvetro bei Modena, floh 1831 nach dem Mißlingen des Aufstandes im Kirchenstaat und kämpfte dann mit Auszeichnung in Spanien und Portugal. 1848 von der provisorischen Regierung zu Mailand nach Italien zurückgerufen, focht er unter General Ferrari im Venetianischen, wurde bei Vicenza schwer verwundet und fiel in die Hände der Österreicher. Geheilt und aus der Gefangenschaft entlassen, trat er in die piemont. Armee, organisierte ein Freiwilligenkorps und kämpfte an dessen Spitze 1849 bei Novara, 1855 dann als Brigadecommandeur in der Krim. In dem Italienischen Kriege von 1859 wurde er nach seinem Siege bei Palestro zum Generallieutenant befördert, schlug die päpstl. Armee 18. Sept. 1860 bei Castelfidardo und zwang Anfang des nächsten Jahres Capua und Gaeta zur Kapitulation. Der König erhob ihn darauf zum Herzog von Gaeta und übertrug ihm die Statthalterschaft von Neapel. Obgleich er das Brigantenwesen und die Camorra mit Erfolg bekämpfte, mißfiel seine Art dem Ministerpräsidenten Ricasoli, sodaß er bereits 1. Nov. 1862 La Marmora weichen mußte. An des letztern Stelle im Kriege 1866 zum Generalstabschef ernannt, mit dem er deshalb 1868 in eine erbitterte litterar. Fehde geriet, ging er über den Po und besetzte Venetien, wurde aber durch den Frieden an weitern Operationen gehindert. Seit 1876 Gesandter in Paris, wurde er wegen seines allzu selbstbewußten Wesens 1881 abberufen. Er starb 8. Sept. 1892 in Livorno.
Ciampi (spr. tscham-), Ignazio, ital. Dichter und Historiker, geb. 31. Juli 1824 zu Rom, studierte die Rechte, lebte dann in Rom als Rechtsanwalt, ward Mitglied des röm. Staatsrats und 1874 Professor der neuern Geschichte an der Universität zu Rom. Er starb daselbst 21. Jan. 1880. Unter seinen dichterischen Arbeiten sind hervorzuheben: «Imitazione delle poesie russe di Alessandro Pouschine» (1855), die Novelle «Serena» (1857), «Poesie varie» (1857), die epische Dichtung «Stella» (1858), «Nuove poesie» (1861); unter den litterarhistorischen: «La commedia italiana. Studi storici, estetici e biografici» (Rom 1880); von geschichtlichen: «La città etrusca» (ebd. 1866), «I Cassiodori nel Ⅴ e nel Ⅵ secolo» (Imola 1876), «Innocenzo Ⅹ (Pamfili) e la sua corte. Storia di Roma dal 1644 al 1655» (Rom 1878), «Vita di Paolo Mercuri incisore» (2. Aufl., ebd. 1879), «Della vita e delle opere di Pietro Della Valle il Peregrino» (ebd. 1880). Nach dem Tode veröffentlichte Castagnola C.s Hauptwerk: «Storia moderna dalla scoperta dell’America alla pace di Westfalia» (2 Bde., Imola 1881‒83). – Vgl. Castagnola, Ignacio C. (1880), in der «Nuova Antologia» und der «Bibliografia Romana».
Ciampi (spr. tscham-), Sebastiano, ital. Schriftsteller, geb. 30. Okt. 1769 zu Pistoja, erhielt 1793 die Priesterweihe, war dann Jurist und Erzieher, übernahm 1803 eine Professur zu Pisa, 1818 eine der altklassischen Litteratur an der Universität Warschau und kehrte 1822 nach Italien zurück. Er lebte dann meist in der Nähe von Florenz und starb 14. Dez. 1847. Zu seinen tüchtigsten Arbeiten gehören «Memoria della vita di Messer Cino da Pistoia» (Pisa 1808), der eine Ausgabe von dessen «Poesie» (ebd. 1813; neue Aufl. 1826) folgte; ferner «Notizie del Canonico Sozomeno» (ebd. 1810), «Memorie di Scipione Carteromaco» (ebd. 1811), «Memorie di Niccolo Forteguerri» (ebd. 1813), «De usu linguae italicae saltem a saeculo quinto» (ebd. 1817), «Monumenti di un manuscritto autografo di Giov. Boccaccio da Certaldo» (Flor. 1827; 2. Aufl. 1830), wichtig für die Geschichte Boccaccios und seiner Zeitgenossen. Die «Notizie inedite della Sagrestia Pistoiese de’ belli arredi e del Campo santo Pisano» (Flor. 1810) zeigten zuerst den Weg zu urkundlicher Behandlung der Kunstgeschichte. Die lat. Litteratur des Mittelalters betreffen: «Gesta Caroli M. ad Carcassonam et Narbonam» (Flor. 1823) und «Turpinus de vita Caroli M. et Rolandi» (ebd. 1822). Unter den Früchten seines Sammeleifers für die Geschichte Polens ist, außer der Ausgabe der Briefe Sobieskis (ebd. 1830) und einigen kleinern Arbeiten, die reichhaltige «Bibliografia critica delle antiche reciproche corrispondenze dell’ Italia colla Russia, Polonia etc.» (3 Bde., ebd. 1834‒43) hervorzuheben.
Cianciana (spr. tschantschahna), Stadt im Kreis Bivona der ital. Provinz Girgenti auf Sicilien, in 380 m Höhe, hat Post und Telegraph, (1881) 5691 E., Schwefelbergwerke und Weinbau.
Ciará, Staat in Brasilien, s. Ceará.
Ciardi (spr. tschar-), Guglielmo, ital. Landschaftsmaler, geb. 13. Sept. 1844 in Venedig, besuchte seit 1861 die dortige Akademie, bereiste Italien und verweilte einige Zeit in München und Paris. Er hat sich besonders durch seine naturwahren und effektvoll beleuchteten Marinebilder einen Namen gemacht. Von seinen Gemälden, die auf zahlreichen internationalen Kunstausstellungen zu sehen waren und öfters mit Medaillen ausgezeichnet wurden, sind hervorzuheben: Der Sommer (1872), Porto D’Anzio (1879), Chioggia (1881), Malamocco, Lagunen im Sonnenschein (1883), Canale della Giudecca (1885), Heimkehr von der Weide (Museum in Turin), Nach dem Sturm (1886), Frühlingswolken d. i. Motiv aus den Lagunen von Venedig vor Eintritt der Ebbe, Messidoro d. i. Wiese in der venet. Campagna mit Mähern (1886; Rom, Galleria Nazionale), Thal von Primiero, Sonnenuntergang in Venedig (1888). Die königl. Galerie in Monza besitzt von ihm: Canale Grande in Venedig, Venetianische Lagunen mit Fischerbarken.
Cibarĭen (lat.), Eßwaren.
Cibber (spr. ßibb’r), Colley, engl. Schauspieler und Lustspieldichter, geb. 6. Nov. 1671 zu London, war der Sohn des Holsteiners Cajus Gabriel C., der unter Cromwell nach England kam und sich als Bildhauer einen Namen machte. Der junge C. diente bei der Vertreibung des Hauses Stuart unter Graf Devonshire und ging dann zur Bühne, wo er
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