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Cleator Moor – Clémenceau
1892 ein Saldo von 4148967800 M., also ungefähr 25 Proz. 8. März 1893 ist noch in Elberfeld eine Abrechnungsstelle errichtet worden. – In Paris besteht seit 1872 eine Bankabrechnungsstelle unter dem Namen Chambre de Compensation. Die Abrechnung der nicht kompensierten Beträge geschieht auf Giroconto der Bank von Frankreich.
Für die Eisenbahnen besteht in London seit 1850 eine besondere Abrechnungsstelle unter dem Namen Railway-Clearinghouse. Ähnliche Einrichtungen wurden auch in Deutschland und Österreich-Ungarn geschaffen. (S. Eisenbahnabrechnungsstellen.)
Dasselbe Princip hat in neuester Zeit auch auf die Abwicklung der Lieferungsgeschäfte in Effekten Anwendung gefunden. So ist 1874 in London, 1892 auch in Neuyork ein Stock Exchange-Clearinghouse (s. Stock), in Berlin 1869 ein Liquidationsverein mit einem von der Bank des Berliner Kassenvereins errichteten Liquidationsbureau, in Wien das durch den Wiener Giro- und Kassenverein seit 1872 geleitete Arrangementsbureau entstanden. (S. Liquidationskassen.) Auch auf das Lieferungsgeschäft in Waren hat man das Abrechnungssystem ausgedehnt, so namentlich in Liverpool auf den Baumwollhandel. – Vgl. Seyd, The London banking and bankers’ C. systems (Lond. 1871; deutsch von Sjöström, Lpz. 1874); R. Hildebrand, Das Chequesystem und C. in London (Jena 1867); W. Stanley Jerons, Geld und Geldverkehr (Lpz. 1876); L. Kuhlenbeck, Der Check (ebd. 1890); R. Koch, Vorträge und Aufsätze (Berl. 1892); Rauchberg, Der Clearing- und Giroverkehr (in der «Statist. Monatsschrift», Wien 1886‒87).
Cleator Moor (spr. kliht’r muhr), Stadt in der engl. Grafschaft Cumberland, 6 km im SO. von Whitehaven, Eisenbahnknotenpunkt, hat (1891) 9464 E., große Kohlengruben und Hochöfen.
Clebsch, Rud. Friedr. Alfr., Mathematiker, geb. 14. Jan. 1833 zu Königsberg in Preußen, studierte daselbst Mathematik und Physik, war dann in Berlin als Lehrer an verschiedenen Schulen thätig und habilitierte sich 1858 an der Universität für mathem. Physik. Im Herbst desselben Jahres folgte C. einem Rufe als Professor der analytischen Mechanik an die Polytechnische Schule in Karlsruhe. 1863 wurde er ord. Professor in Gießen, 1868 in Göttingen und starb daselbst 7. Nov. 1872. Eine große Anzahl Abhandlungen von C. sind in Fachzeitschriften zerstreut. Von besondern Werken sind zu nennen: «Theorie der Elasticität fester Körper» (Lpz. 1863), «Theorie der Abelschen Funktionen» (mit Gordan, ebd. 1866) und «Theorie der binären algebraischen Formen» (ebd. 1872). C.s «Vorlesungen über Geometrie» giebt Lindemann in Bearbeitung heraus (Bd. 1, Gött. 1875‒76; Bd. 2, Tl. 1, Lpz. 1891). – Vgl. Alfred C. Versuch einer Darlegung und Würdigung seiner wissenschaftlichen Leistungen (Lpz. 1873).
Cleckheaton (spr. -hiht’n), Stadt im West-Riding der engl. Grafschaft York, 8 km im SO. von Bradford, hat (1891) 11826 E., Fabriken für Krempeln, Tuch- und Spinnmaschinen.
Cleehills (spr. klih-), Bergzug in der engl. Grafschaft Shropshire, 23 km im N. von Ludlow, erreicht im Brown Clee Hill 580 m und ist berühmt durch die hier gebrochenen Bausteine (Dhustone).
Clefen, s. Chiavenna.
Clemătis L., Waldrebe, Pflanzengattung aus der Familie der Ranunkulaceen (s. d.). Man kennt gegen 100 Arten, die in den gemäßigten Zonen eine ausgedehnte Verbreitung besitzen. Es sind Kräuter oder Sträucher mit kletternden, selten aufrechten Stengeln, gegenständigen Blättern, einzelnen oder trugdoldig angeordneten Blüten und vier- bis sechsblätteriger Blütenhülle. Mehrere Arten werden in Gärten gezogen. Die als Zierpflanzen beliebtesten Arten sind: C. viticella L., ein südeurop. Kletterstrauch mit einzeln stehenden, langgestielten Blüten und blauvioletten, kreuzförmigen Blumen, der häufig zu Lauben und Wandbekleidungen benutzt wird und in Gärten in vielen Varietäten vorkommt. C. viorna L., ein Kletterstrauch aus Nordamerika, mit violetten oder purpurnen, ebenfalls einzeln stehenden Blumen, der zu demselben Zweck dient. C. recta L., steife Waldrebe, ist eine südeurop. aufrechte Staude mit rispig angeordneten weißen, sechsblätterigen Blumen, sie wird häufig als Zierpflanze des freien Landes kultiviert. C. integrifolia L., eine in Ungarn wachsende aufrechte Staude mit ovalen, ganzrandigen Blättern und großen, einzeln stehenden, langgestielten, kreuzförmigen, violettblauen Blumen, wird ebenfalls sehr häufig kultiviert. C. vitalba L., ein in Mittel- und Südeuropa in Hecken wild wachsender Kletterstrauch mit gefiederten Blättern und weißen, trugdoldig gruppierten Blumen, wird namentlich im Norden zur Bekleidung von Wänden und zu Lauben benutzt. Eine der prächtigsten Arten ist die in Japan heimische C. lanuginosa Lindl. Sie hat große, eiförmige, spitze, am Grunde etwas herzförmige Blätter, schlingende Stämme und Äste und einzeln stehende, sechsblätterige, bis 16 cm im Durchmesser haltende azurblaue Blumen. Andere schöne Arten sind: C. patens Morr. et Dcne., mit ebenfalls violetten Blumen; C. Helena, eine schneeweiße Abart derselben, mit gelben Staubgefäßen; C. Louise, eine andere Abart, schneeweiß mit blauen Staubgefäßen; C. Fortunei mit gefüllten Blumen, alle aus Japan. Durch Kreuzungen dieser und anderer japan. Arten, wie C. florida Thumb. (s. Tafel: Polycarpen, Fig. 7), untereinander oder mit C. viticella sind auch mehrere sehr schöne Sorten entstanden, welche von den Gärtnern mit besondern Namen belegt werden. Alle japan. Arten und Abarten verlangen einen guten Boden, warme, sonnige Lage und etwas Winterschutz durch Einbinden in Stroh oder Tannenreisig. Die Sträucher lassen sich durch Ableger und Stecklinge sowie durch Veredelung auf Wurzeln von C. vitalba, die Stauden durch Zerteilung der Wurzelstöcke, alle auch durch Samen vermehren.
Clémenceau (spr. klemangßoh), Eugène, franz. Politiker, geb. 28. Sept. 1841 zu Mouilleron-en-Pareds im Depart. Vendée, studierte seit 1865 in Paris Medizin und ließ sich dann daselbst als Arzt nieder. Nach dem 4. Sept. 1870 wurde er dort Maire des 18. Arrondissements und im Febr. 1871 in die Kammer gewählt, wo er gegen die Friedenspräliminarien stimmte. Während der Commune versuchte er die schwierige Rolle eines Vermittlers zwischen dem Pariser Stadthause und der Versailler Regierung zu spielen, kam aber 18. März 1871 zu spät, um die Generale Lecomte und Clément Thomas vom Erschießungstode zu retten. Er legte hierauf seine Stelle als Maire und sein Mandat als Deputierter nieder und widmete seine Thätigkeit dem Gemeinderate von Paris, dessen Präsident er 1875 ward. Bei den Februarwahlen von 1876 wurde C. wieder in die Deputiertenkammer gewählt, der er