Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

400

Cochstedt – Cocxie

durch; er saß erst wieder 1859‒68, dann 1870‒80 im Unterhaus, ohne sich besonders an den Verhandlungen zu beteiligen. 1880 wurde er als Lord Lamington ins Oberhaus erhoben. Er starb 15. Febr. 1890 in London. Seine Romane «Lucille Belmont» und «Ernest Vane» sind schwache Nachahmungen Bulwers; dagegen enthält das von ihm herausgegebene «Young artist’s life» (Lond. 1864) anziehende Bemerkungen über Kunst und Künstlerleben. Außerdem schrieb er: «Poems» (1838), «The State of Greece» (1847), «Florence the Beautiful» (2 Bde., 1854), «The Map of Italy» (1856), «Young Italy: historic pictures» (2 Bde., 1865), «Francis Ⅰ. and other historic studies» (2 Bde., 1870), «The Théâtre Français in the reign of Louis ⅩⅤ.» (1879) und polit. Abhandlungen.

Cochstedt, Stadt im Kreis Aschersleben des preuß. Reg.-Bez. Magdeburg, an einem Zuflusse der Bode, hat (1890) einschließlich der königl. Domäne (117 E.) 2377 E., darunter 307 Katholiken; Post, Fernsprechverbindung, Superintendentur, Spar- und Vorschußverein, Zuckerfabrik, Landwirtschaft.

Coecilĭae, s. Blindwühler.

Cock, Gonzalez, s. Coques.

Cockburn (spr. kohbörn), eine der canad. Inseln an der Nordseite des Huronsees, am Westende der Großen Manitoulininsel, wird auch Mittel-Manitoulininsel genannt.

Cocker, Fluß in der engl. Grafschaft Cumberland, entspringt bei Black-Lead-Mines im Seendistrikt und fällt bei Cockermouth in den Derwent. Cockermouth, 37 km im SW. von Carlisle, hat (1891) 5464 E., Ruinen einer 1548 geschleiften, normann. Burg; beträchtlichen Handel, Gerberei und Fabrikation von Woll- und Baumwollwaren. Es ist der Geburtsort des Dichters Wordsworth.

Cockĕrill, John, Industrieller, geb. 3. Aug. 1790 in Haslington in Lancastershire, erhielt von seinem Vater, einem Maschinenbauer, zusammen mit seinem Bruder James 1807 in Lüttich eine Maschinenfabrik eingerichtet, die er, besonders nachdem der Vater sich 1814 ganz von den Geschäften zurückgezogen hatte, zu rascher Entwicklung brachte. Von den weitern, in den verschiedensten Gegenden errichteten Etablissements ist das von Seraing, 1816 mit etwa 16 Mill. Frs. gegründet, das bedeutendste. (Näheres darüber s. Seraing.) In Herbeischaffung der Kapitalien, welche zur Anlage so ausgedehnter Etablissements erforderlich waren, und als Mitbegründer der Belgischen Bank entwickelte John C. ein solches finanzielles Talent, daß er thatsächlich an die Spitze der belg. Industrie trat. James hatte 1825 seinen Anteil ganz an den König der Niederlande abgetreten, der sonach C.s Compagnon wurde und in den nächsten Jahren C.s Pläne kräftig unterstützte. So entstanden in Lüttich, außer der Maschinenfabrik, eine Baumwollspinnerei, eine mechan. Weberei und eine Kammgarnspinnerei, in Ardennes bei Namur eine Maschinenpapierfabrik und Kattunweberei, in Namur eine Baumwollspinnerei, bei Charleroi mehrere Hochöfen, in Spaa eine Krempelfabrik und Baumwollspinnerei, an verschiedenen Orten Belgiens Dampfmühlen und Flachsspinnereien, in Jemappes und Val St. Lambert Eisengießereien und Glashütten, in Aachen, Verviers, Val-Benoit, Decazeville und Bezêche, sowie in Petersburg Maschinenfabriken, in St. Denis eine Kammgarnspinnerei, in Verviers und Aachen Merinowebereien und Kattundruckereien, in Stollberg bei Aachen ein Zinkwerk, in Kottbus eine Streichgarnspinnerei, zu Przedborz in Polen eine Tuchfabrik, in Barcelona gleichfalls eine Tuchfabrik, in andern Teilen Spaniens Eisenwerke, in Surinam, wo C. auch Plantagen besaß, Depots von Zuckermühlen und Dampfmaschinen, im ganzen über 60 Etablissements. 1833 wurde C., nachdem der König der Niederlande seinen Anteil an Belgien abgetreten hatte, alleiniger Besitzer des Etablissements von Seraing. Durch die kriegerische Situation Belgiens 1838 wurde jedoch das Vertrauen zu seinen Unternehmungen erschüttert, namentlich als in demselben Jahre die Belgische Bank ihre Zahlungen einstellte. Durch finanzielle Verlegenheiten sah er sich Anfang 1839 gezwungen, alle seine Besitzungen mit Ausnahme der Etablissements von Seraing und Lüttich, zur Deckung seiner Verbindlichkeiten zu veräußern. Bald darauf ging C. auf Veranlassung der russ. Regierung nach Rußland, um dort neue Etablissements zu errichten. Er starb 19. Juni 1840 auf der Rückreise in Warschau. In Brüssel wurde ihm 1872 ein Standbild errichtet.

Cockermouth (spr. -möth), s. Cocker.

Cocket (engl.), Zollsiegel, Zollschein.

Cockisien, niederländ. Maler, s. Cocxie.

Cockney (engl., spr. kocknĭ), ein bereits im 12. Jahrh. gebräuchlicher Spitzname der Londoner Spießbürger, verdankt seinen Ursprung wahrscheinlich dem Land of Cockeign, Pais de Cocagne (s. Cuccagna) oder Schlaraffenlande womit London wegen des im Mittelalter dort herrschenden Luxus verglichen wurde. Die niedere Londoner Stadtbevölkerung, namentlich der City-Stadtteile, betrachtete früher als C., d. h. als echtes Londoner Kind, nur den, der innerhalb der Schallweite der Glocken der St. Mary le Bow Church (in Cheapside) geboren war.

Cocon (frz., spr. kockóng), die Hülle, mit der sich viele Insektenlarven beim Verpuppen zum Schutze umgeben. Dieselbe ist entweder nur aus einem, an der Luft erhärtenden Sekret besonderer Drüsen (Spinndrüsen) gebildet (Blattwespen, Seidenschmetterling, Zygäniden u. v. a.), oder unterwoben mit Teilen der Larve (Haaren bei vielen Spinnern) oder mit Fremdkörpern, wie Erde (viele Eulenarten), abgenagtem Holze (Weidenbohrer), Flechten u. dgl. Manche Tiere bilden auch um ihre abgelegten Eier Eicocons, z. B. die Blutegel, zahlreiche Spinnen, der große Kolbenkäfer u. s. w. (S. auch Seide.)

Cocos, s. Kokospalme.

Cocos chilensis, s. Jubaea.

Cocotte (frz. cocote, in der Kindersprache «Hühnchen»), gleichbedeutend mit Lorette (s. d.).

Coecum (lat.), Blinddarm.

Cocx, Gonsael, niederländ. Maler, s. Coques.

Cocxie, Cockisien (nach Vasari) oder Coxcie, Michiel, niederländ. Maler, geb. 1499 zu Mecheln, lernte unter Barend van Orley und Schoreel, ging später nach Rom und fertigte namentlich Freskogemälde im Raffaelschen Stil, z. B. in Sta. Maria dell’Anima. Nach seiner Heimat zurückgekehrt, wurde er Hofmaler Philipps Ⅱ.; er starb 5. März 1592 in Mecheln. C. wußte den Einfluß der ital. Kunst mit den Überlieferungen der niederländ. altheimatlichen Schule des 15. Jahrh. glücklich zu verbinden. Arbeiten von ihm finden sich in Ste. Gudule und Notre-Dame des Victoires in Brüssel; in der Gemäldesammlung daselbst: Tod der Maria, Abendmahl; ferner ein heil. Sebastian in der Marienkirche. Auch die Jakobskirche zu Gent, die Jesuitenkirche zu Brügge, Ste. Gertrude zu Löwen, der St.

^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]