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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Coelemans; Coelho; Coello; Coëmtĭo in manum; Coen; Coeur; Cœur

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Coelemans – Coeur

Faussebrayegraben vor den Bastionsfacen bestreicht. Die Flankierung ist überall gut angeordnet und durch die breiten trocknen Gräben und den geräumigen gedeckten Weg eine offensive Verteidigung sehr begünstigt. Die sparsame Anwendung von Mauerwerk verringert die Kosten des Baues, was bei einem mit Festungen übersäten Lande wie Holland von Wichtigkeit war. Ein Hauptfehler der Manier ist für die Gegenwart die unzulängliche Deckung gegen Wurffeuer. (S. Permanente Befestigung und Bastionierter Grundriß.) – Vgl. von Zastrow, Geschichte der Befestigung (3. Aufl., Lpz. 1854).

Coelemans (spr. kul-), Jakob, niederländ. Kupferstecher, geb. 1670 zu Antwerpen, gest. um 1734 zu Aix, ging aus der Schule des C. Vermeulen hervor und erhielt später seitens des Kunstliebhabers Boyer d’Aiguilles einen Ruf nach Aix, um die Schätze seiner Galerie im Stich zu vervielfältigen. Das Werk, schon 1709 vollendet, kam erst 1744 heraus; es besteht aus 118 Blättern und enthält Stiche nach Le Sueur, Benedetto Castiglione, Veronese, Guido Reni u. a. Seine Stichelführung ist hart und unkoloristisch.

Coelho (spr. koéllju), Francisco Adolpho, portug. Sprachgelehrter, geb. 1847 zu Coimbra, bekleidet seit 1878 den Lehrstuhl für vergleichende Sprachforschung an der Hochschule von Lissabon und ist außerdem seit 1884 Direktor der städtischen höhern Bürgerschule Rodrigues Sampayo. Er ist der erste Portugiese, der sich die im Auslande gewonnenen Errungenschaften der Sprachwissenschaft vollständig angeeignet hat und die strengste Methode auf die Erforschung seiner Heimat anwendet, was Sprache, Dialekte, Ethnographie, Onomastikon, Folklore u. s. w. anbetrifft, Seine wichtigsten Werte sind folgende: «A lingua portugueza» (Coimbra 1868), «Origem da lingua portugueza» (Lissab. 1870), «A lingua portugueza: noções de glottologia geral e especial portugueza» (Porto 1881; 2. Aufl. 1888), «Os dialectos romanicos ou neo-latinos na Africa» (Lissab. 1881) und ein vortreffliches «Diccionario manual etymologico da lingua portugueza» (ebd. 1890). Außerdem gab er seit 1875 unter der Mitwirkung von Theophilo Braga und Joaquim de Vasconcellos die Zeitschrift «Bibliographia critica de historia e litteratura» und seit 1880 eine «Revista d’ ethnologia e de glottologia» (Lissabon) sowie eine «Bibliotheca d’ educação nacional» heraus. Portugal verdankt ihm ferner die erste Sammlung portug. Märchen: «Contos populares portuguezes» (Lissab. 1879).

Coelho (spr. koéllju), Joaquim Guilherme Gomes, s. Diniz, Julio.

Coello (spr. koélljo), Alonso Sanchez, span. Maler, geb. zwischen 1515 und 1525 in Benifayro bei Valencia, gest. 1590 in Madrid, erhielt seine künstlerische Ausbildung in Italien, kehrte 1541 nach Madrid zurück, wo er sich dem Antony Mor anschloß. Von Philipp Ⅱ. wurde er zum Hofmaler ernannt. Das Porträtfach war es besonders, durch das sich C. hohen Ruhm erwarb. Er malte wiederholt den König und alle Mitglieder der königl. Familie. In der Galerie zu Madrid befinden sich die trefflichen Bildnisse des Don Carlos und seiner Stiefschwester Isabella, die lebensgroßen Vollbildnisse zweier Damen (1571) im Hofmuseum zu Wien, das Porträt des Alex. Farnese (1586) in der Eremitage zu Petersburg. Von religiösen Gemälden sind erwähnenswert die Vermählung der heil. Katharina (1578; Madrid, Museum) und ein Heiliger Sebastian (1582; ebd.).

Coello (spr. koélljo), Claudio, span. Maler, geb. 1621 in Madrid, gest. daselbst 20. April 1693. Ein Schüler Franc. Rizis, bildete er sich nach Gemälden von Rubens und Tizian; sein Meisterwerk ist das an Porträtfiguren reiche Gemälde einer Kirchenfeier im Escorial, in der Sakristei daselbst. Zwei große Madonnenbilder von ihm befinden sich im Pradomuseum zu Madrid; ein heil. Petrus von Alcantara auf dem Wasser wandelnd, in der Münchener Pinakothek. Die Aufregung über die Erfolge Luca Giordanos soll seinen Tod veranlaßt haben; er gilt für den letzten Maler der alten span. Schule.

Coëmtĭo in manum (lat.), nach altröm. Recht der Eintritt einer Frau, der Übergang der Tochter eines Bürgers aus der väterlichen Gewalt (patria potestas) in die Gewalt (manus) ihres Gatten durch Vornahme eines Scheinkaufs.

Coen (spr. kuhn), Johann Peterssohn, Generalgouverneur von Niederländisch-Indien und der eigentliche Begründer der Kolonie, geb. 8. Jan. 1587 zu Hoorn, diente seit 1607 in der Ostindischen Compagnie, war 1618‒23 Generalgouverneur, gründete als einen Stützpunkt der niederländ. Macht gegen die Engländer und die von diesen aufgewiegelten Eingeborenen ein Fort an der Nordküste Javas, gegenüber Jacatra, zog sich nach einem unentschiedenen Seekampf in der Nähe desselben gegen die viel stärkern Engländer Jan. 1619 nach den Molukken zurück, kehrte aber bald besser gerüstet wieder, entsetzte das Fort, brannte das feindliche Jacatra nieder und gründete an dessen Stelle bald darauf Batavia. Nach Besiegung des javanischen Sultans von Bantam griff er erfolgreich die Engländer an, als ihm die Nachricht vom Abschlusse eines Bündnisses zwischen der Englischen und Niederländischen Compagnie zukam. Nach Unterwerfung Bandas kehrte er nach Holland zurück, wo er vergebens für die Einschränkung des Handelsmonopols der Compagnie zu wirken suchte. 1627‒29 zum zweitenmal Generalgouverneur, widerstand er in Batavia erfolgreich einer zweimaligen Belagerung des mächtigen Fürsten von Mataram, starb aber während der zweiten Belagerung 20. Sept. 1629. Ihm wurde 1876 in Batavia, 1893 in Hoorn ein Standbild errichtet.

Cœur (frz., spr. köhr), Herz; eine Farbe in der franz. Spielkarte, welche durch ein rotes Herz bezeichnet wird; C. de lion (spr. lĭóng), Löwenherz, Beiname des Königs Richard Ⅰ. von England; de bon cœur (spr. bong), von Herzen gern.

Coeur (spr. köhr), Jacques, Schatzmeister Karls Ⅶ. von Frankreich, geb. um 1400 zu Bourges, hatte 1427 die Münze dieser Stadt in Pacht; dann erwarb er sich von Montpellier aus durch geschickte Spekulationen im Levantehandel, den er auf Reisen genau kennen lernte und in Konkurrenz mit den ital. Handelsrepubliken zuerst nach Frankreich zog, ungeheure Reichtümer, erweckte dadurch die Aufmerksamkeit des Königs, ward von diesem der Münze und bald der ganzen Finanzverwaltung vorgesetzt. Durch die Trennung des Hof- vom Staatshaushalt, durch Herbeischaffung der Mittel für die Errichtung eines stehenden Heers (s. Ordonnanzcompagnien), durch Münzreformen, Steuerabschätzungen bahnte er eine moderne Reform der Finanzverwaltung an. 1440 wurde er geadelt, 1444 Präsident der Stände des Languedoc, 1446 Gesandter in Genua, 1447 in

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