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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Columbus (Christoph)

neuern Forschungen für die Watlingsinsel. (Vgl. Cronau, Amerika. Die Geschichte seiner Entdeckung, 2 Bde., Lpz. 1891‒92.) Die Eingeborenen nannten sie Guanahani. Auf deren Weisung, daß im Süden ein Goldland liege, fuhr C. dorthin, entdeckte 27. Okt. Cuba, 6. Dez. Haïti (Hispaniola), beschloß aber, da die Sta. Maria gescheitert war und die Pinta sich entfernt hatte, die Nachricht seiner Entdeckung persönlich nach Spanien zu bringen.

Nachdem C. 39 Freiwillige zurückgelassen, verließ er 16. Jan. 1493 Haïti, vereinigte sich bald darauf mit dem vermißten Schiffe Pinta und bestand einen so furchtbaren Sturm, daß er, sich verloren glaubend, die Nachricht seiner Entdeckung auf einer Pergamentrolle verzeichnete und diese, in ein Faß verschlossen, den Wellen übergab. Doch kam C. 4. März an die Mündung des Tejo, wurde 9. März in Lissabon vom Könige Johann Ⅱ. empfangen und lief endlich 15. März unter dem Geläute aller Glocken in Palos wieder ein. In Barcelona, damals dem Sitz Ferdinands, hielt er Mitte April einen feierlichen Einzug, indem er die Erzeugnisse des neugefundenen Landes vor sich hertragen ließ. Geehrt vor allen durch einen Sessel neben dem Throne, stattete er sitzend Bericht ab. Am 28. Mai 1493 erhielt C. eine neue Bestätigung als Admiral und Vicekönig, nachdem schon vorher (am 4. Mai) unter der Sanktion des Papstes eine Demarkationslinie zwischen dem Entdeckungsbereich der Portugiesen und Spanier gezogen war, welche 100 Leguas westlich von den Azoren und Kapverdischen Inseln vom Nordpol zum Südpol laufen sollte und die östlich davon gelegene Erdhälfte den Portugiesen, die westliche den Spaniern zuwies. Im Vertrage von Tordesillas, 7. Juni 1494, wurde die Demarkationslinie 370 Leguas westlich von den Kapverdischen Inseln festgelegt. Die Ungewißheit, wohin diese Linie auf der andern Erdhälfte träfe, veranlaßte später die erste Erdumsegelung unter Magalhães und den Streit um den Besitz der Gewürzinseln.

Seine zweite Reise mit 17 Schiffen und 1500 Mann trat C. von Cadiz aus 25. Sept. 1493 an, fand 3. Nov. die Inseln Dominica, dann Marie Galante, Guadeloupe, Antigua und Portoriko, und erreichte 22. Nov. Hispaniola, wo er die zurückgelassenen Männer nicht mehr fand, da sie in Kämpfen mit den Indianern umgekommen waren. An einer ungünstigen Stelle legte C. eine befestigte Stadt an, die zur Ehre der Königin den Namen Isabella erhielt. Sodann lief er auf neue Entdeckungen aus, besuchte auf einer fünfmonatigen Reise Cuba, Jamaika und Portoriko und traf bei seiner Rückkehr seinen Bruder Bartolomeo, welcher der Kolonie Lebensmittel und andere Bedürfnisse zugeführt hatte. Unterdes war aber unter C.’ Begleitern eine allgemeine Meuterei ausgebrochen. Diese waren ihm in der Meinung gefolgt, in der Neuen Welt Reichtümer ohne Mühe zu sammeln, und fanden statt dessen Arbeit und Beschwerden. Sie rächten sich durch Verleumdungen und machten dem Hofe die gehässigsten Schilderungen von dem Lande und dem Vicekönig. C. glaubte seinen Feinden am besten zu begegnen, wenn er seinen Gebietern bedeutende Schätze vorlegte, und ließ zu dem Ende, nicht ohne gewaltsame Maßregeln, bei den Eingeborenen alles Gold zusammenbringen. Dann ernannte er seinen Bruder Bartolomeo zu seinem Stellvertreter, ging 10. März 1496 mit 225 Spaniern und 30 Eingeborenen nach Europa unter Segel und schlug, nachdem er 11. Juni angelangt, durch seine Gegenwart und noch mehr durch die mitgebrachten Schätze alle Beschuldigungen seiner Feinde zu Boden. ^[Spaltenwechsel]

Die polit. Verhältnisse Spaniens und namentlich der unerwartete Tod des span. Thronerben Don Juan, 4. Okt. 1497, verzögerten die dritte Fahrt über den Ocean, sodaß C. sie erst 30. Mai 1498 mit sechs Schiffen von San Lucar de Barrameda aus antreten konnte. Man hatte, um die Fahrzeuge zum Teil zu bemannen, die Gefängnisse geleert, eine Maßregel, zu der C. unbedachtsamerweise geraten. Drei seiner Schiffe sandte er auf dem kürzesten Wege nach Hispaniola, mit den drei übrigen aber ging er in südwestl. Richtung auf Entdeckungen aus. Aus der auffälligen Strömung und Stauung der Gewässer zwischen der Insel Trinidad und der entgegengesetzten Küste schloß er richtig, daß er sich an der Mündung eines großen Stroms (des Orinoco) befinde, wähnte aber auch in der Nähe des Paradieses zu sein, aus dem der Strom herabkomme, und verfolgte nun, nach Westen steuernd, die 1. Aug. entdeckte Küste, fand eine an Perlen reiche Insel, die er Margarita nannte, und schiffte dann, ohne die große Entdeckung eines Festlandes, an dessen Existenz er kaum zu glauben wagte, weiter zu verfolgen, vielleicht auch um seine Kolonie besorgt, nach Hispaniola hinüber. Die auf seine Veranlassung nach der Südküste Hispaniolas in die neue Stadt San Domingo versetzten Kolonisten von Isabella befanden sich in großer Aufregung, denn ihren überspannten Ansprüchen und ihrem Durste nach Gold hatte die Wirklichkeit nicht entsprochen. Um der Unzufriedenheit zu begegnen und dem Mangel an Arbeitern abzuhelfen, verteilte C. Ländereien und Eingeborene, und legte dadurch den Grund zu einem Verfahren, das, fortan in allen span. Kolonien Amerikas befolgt, großenteils die Vernichtung der Ureinwohner nach sich zog.

C.’ Feinde bestürmten unterdessen Ferdinand und Isabella mit ihren Anklagen und behaupteten, daß derselbe nur damit umgehe, sich unabhängig zu machen. Auch die Königin Isabella gab endlich nach, und man schickte Ende Juni 1500 den Francisco Bovadilla (s. d.) mit großer Vollmacht nach Hispaniola ab, um den Vicekönig zur Rechenschaft zu ziehen. Bovadilla ließ sogleich C. mit seinen beiden Brüdern verhaften und in Ketten werfen. Alle drei wurden, nebst einem Protokoll über die Aussagen der erbittertsten ihrer Feinde, nach Spanien gesandt. C. ertrug diese tiefe Schmach mit würdiger Fassung und schrieb, sobald er 25. Nov. 1500 in Cadiz eingelaufen, einen Brief an den König und die Königin, worin er ihnen die erfahrenen Kränkungen meldete. Er wurde an den Hof berufen, wo ihn die beschämten Monarchen mit der gewohnten Auszeichnung empfingen. C. rechtfertigte sich in einer einfachen Rede, ward von allen Anklagen losgesprochen und in seine Würden wieder eingesetzt. Ferdinand willigte sogar in die Absetzung Bovadillas, welches der erste Schritt zu der ihm versprochenen Genugthuung sein sollte. Die Zeit indes änderte diese Gesinnungen. Man sprach von großen Rüstungen und schickte inzwischen den Nicolas de Ovando als Statthalter nach Hispaniola. C. forderte dringend, daß ihm die feierlich gegebenen Versprechen erfüllt würden, bis er sich nach zweijährigem Harren überzeugte, daß man beschlossen habe, seine gerechten Forderungen nicht zu erfüllen. Ihm lag aber die Vollendung seines Werkes am Herzen, und in der Meinung, daß das von ihm ge- ^]folgende Seite]

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