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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Constans; Constant; Constanţa; Constant de Rebecque

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Constans – Constant de Rebecque

Constans, der jüngste der drei Söhne Konstantins d. Gr. aus dessen zweiter Ehe mit Fausta, geb. 323 n. Chr., wurde 333 zum Cäsar erhoben, 335 mit der Regierung in Italien, Afrika und den illyr. Provinzen betraut und erhielt bei der neuen Reichsteilung (nach seines Vaters Tode) im Sommer 338 zu Sirmium noch den Rest der Balkanhalbinsel außer Thrazien. Als ihn sein Bruder Konstantin Ⅱ., der Kaiser des Westens, um ihm Afrika zu entreißen, 340 mit Krieg überzog, aber bei Aquileja den Tod gefunden hatte, fiel auch dessen gesamtes Reich (Britannien, Gallien, Spanien) an C. Eifriger Anhänger des Symbols von Nicäa, zeigte er sich gegen andere christl. Parteien intolerant, auch machte er sich durch seine Laster so verächtlich, daß die Armee ihn fallen ließ, als zu Anfang des J. 350 Magnentius, der Anführer der kaiserl. Leibgarde, zu Augustodunum als Usurpator auftrat. Auf der Flucht nach den Pyrenäen wurde C. zu Helena (jetzt Elne) 18. Jan. 350 ermordet.

Constans (spr. kongstáng), Jean Antoine Ernest, franz. Staatsmann, geb. 3. Mai 1833 zu Béziers, studierte zuerst die Rechte, widmete sich aber dann dem Handel und ließ sich in Barcelona nieder. Nach mehrern verunglückten Unternehmungen verließ er Spanien und wirkte als außerord. Professor der Rechte an den Fakultäten zu Douai, Dijon und Toulouse. In letzterer Stadt bekleidete er mehrere Gemeindeämter und ward Febr. 1876 in die Deputiertenkammer gewählt, wo er sich der Union Républicaine; anschloß. 1879 im Ministerium Freycinet zum Unterstaatssekretär ernannt, übernahm er 14. Mai 1880 das Ministerium des Innern und des Kultus. Er stand unter Gambettas Einfluß und veranlaßte, da er mit dem Justizminister Cazot und dem Kriegsminister Farre gegen Freycinet auf die unverzügliche Ausführung der Märzdekrete gegen die nichtberechtigten Kongregationen drang, Freycinets Rücktritt. Bei der Bildung des Ferryschen Kabinetts (23. Sept. 1880) übernahm C. darauf das Ministerium des Innern wieder, trat aber mit Ferry 10. Nov. zurück. In der Kammer vertrat er stets den Opportunismus, was ihm die Feindschaft der Radikalen zuzog, die ihn zwangen, seine 1887 erlangte Stelle eines Generalgouverneurs von Indochina, als unvereinbar mit der eines Abgeordneten,1888 niederzulegen. Am 21. Febr. 1889 trat er als Minister des Innern in das Kabinett Tirard ein und entfaltete nun die größte Energie gegen Boulanger. Daß dieser verurteilt wurde und seine Partei bei den Wahlen im Sept. 1889 eine empfindliche Niederlage erlitt, ist zumeist auf C.’ Veranstaltung zurückzuführen, wie denn überhaupt die Befestigung der Republik zum guten Teile ihm zuzuschreiben ist. Als Tirard den Radikalen gegenüber eine dem Ansehen der Staatsgewalt abträgliche Nachgiebigkeit zeigte, war C. im Ministerrat anderer Meinung und ergriff den ersten Anlaß, 1. März 1890, zurückzutreten. Mit ihm verlor das Kabinett Tirard seinen letzten Halt. Nachdem es 14. März gefallen war und Freycinet von Carnot den Auftrag erhalten hatte, ein neues Ministerium zu bilden, übernahm C. wieder das Portefeuille des Innern. Als das Ministerium Freycinet 19. Febr. 1892 wegen einer Niederlage in der Kammer seine Entlassung einreichte, wurde C. in das unter Loubets Vorsitz 28. Febr. rekonstruierte Kabinett nicht wieder aufgenommen.

Constant (spr. kongstáng), Benjamin, franz. Maler, geb. 10. Juni 1845 zu Paris, studierte auf der École des beaux-arts besonders unter Cabanel und stellte 1869 sein erstes Bild aus: Hamlet und der König. Seitdem er die Gesandtschaft Tissots nach Marokko begleitet hatte, wählte er meist orient. Stoffe für seine Gemälde. Dahin gehören: Die Haremsfrauen, Marokkanische Gefangene, Janitschar und Eunuch (1875), Einzug Mohammeds Ⅱ. in Konstantinopel (1876; Museum zu Toulouse), Abend auf der Terrasse in Marokko, Die Favoritin des Emirs (1879; ehedem in der Galerie Höch in München), Die letzten Rebellen (im Luxembourg), Die Tochter der Herodias (1881), Christus im Grab (1882) und Leichenbegängnis in Marokko (1889).

Constant, W., s. Wurzbach, Constant von.

Constanţa (spr. -za), rumän. Stadt, s. Küstendže.

Constant de Rebecque (spr. kongstáng dĕ rĕbéck), Benjamin, franz. polit. Schriftsteller und Redner, geb. 23. Okt. 1767 zu Lausanne, besuchte das Karolinum zu Braunschweig, studierte die Rechte und trat in braunschw. Hofdienste, lebte aber meist in Paris oder in der Waadt. Zu Anfang der Revolution ging er nach Paris, wo er unter dem Direktorium durch mehrere gegen Anarchie und Despotie gerichtete polit. Schriften Aufsehen erregte. 1802 von Napoleon als Gesinnungsgenosse der Frau von Staël verbannt, begleitete er diese auf Reisen, studierte in Göttingen die deutsche Litteratur und gab in Hannover 1813 «De l’esprit de conquête et de l’usurpation dans leurs rapports avec la civililisation européenne» (3. Aufl., Par. 1814) heraus. 1814 wieder in Paris, wirkte er als Mitarbeiter des «Journal des Débats» für die Bourbonen. Dennoch ließ er sich von Napoleon im April 1815 zum Staatsrat ernennen. Bei der zweiten Restauration ging C. nach Brüssel, durfte Nov. 1816 nach Paris zurückkehren und wurde 1819 Abgeordneter, auch bei Erneuerung der Kammer 1824 wiedergewählt. 1830 stimmte er für Erhebung des Herzogs von Orléans zum König, trat aber gegen das neue System in Opposition. Er starb 8. Dez. 1830. C.s Ideal war die konstitutionelle Monarchie, der Kern seines Charakters und Strebens Opposition aus Überzeugung. Bei allen äußern polit. Wandlungen ist er dem angedeuteten Ideal treu geblieben. C.s «Discours prononcés à la chambre des députés» erschienen in 2 Bänden (Par. 1828). Hochbedeutend und glänzend durch Dialektik und feine Ironie war er als Publizist. Sämtliche Schriften über Repräsentativregierung sind gesammelt in «Cours de politique constitutionnelle» (4 Bde., Par. 1816‒20; neu hg. von Laboulaye, 2 Bde., ebd. 1861; 2. Aufl. 1872). Ferner erschienen «Mémoires sur les Cent Jours» (ebd. 1820; 2. Aufl. 1829), «De la religion considérée dans sa source, ses formes et ses développements» (5 Bde., ebd. 1824‒31), «Du polythéisme romain, considéré dans ses rapports avec la philosophie grecque et la religion chrétienne» (2 Bde., ebd. 1833). C. bearbeitete auch Schillers «Wallenstein» für die franz. Bühne und schrieb den durch fesselnde Seelenmalerei ausgezeichneten Roman «Adolphe» (ebd. 1816 u. ö.; neueste Ausg. 1879; deutsch von Künzel, Frankf. 1839), der (ein selbständiges Seitenstück zu Châteaubriands «René») auf die europ. Litteratur außerordentlich eingewirkt hat. Kleinere Aufsätze C.s enthalten die «Mélanges de littérature et de politique» (Par. 1829). Eine Sammlung von C.s polit. Schriften hat Louandre u. d. T. «Œuvres politiques de Benjamin C.» (ebd. 1875) herausgegeben. Eine Verdeutschung seines Briefwechsels mit Frau von

^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]