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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Crescentĭis; Crescentīni; Crescentīno; Crescentĭus; Crescenzi; Crescimbēni; Crespi; Crespo

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Crescentiis – Crespo

Crescentĭis, Petrus de, oder Crescenzi, der älteste Schriftsteller über Landwirtschaft seit den Römern, geb. um 1230 in Bologna, lebte 30 Jahre lang, als Beisitzer von Podestàs, in verschiedenen Gegenden Italiens, wo er auch seine Beobachtungen über die Verhältnisse des Landbaues machte. Als Greis in seine Vaterstadt heimgekehrt, veröffentlichte er zwischen 1304 und 1309 sein lat. Werk über den Landbau: «Ruralium commodorum libri Ⅻ» (Augsb. 1471). Die Übersetzung in reines Italienisch aus dem 14. Jahrh. (Flor. 1478) ist als Sprachtext geschätzt; eine französische entstand 1373 auf Anregung König Karls Ⅴ. Die Grundsätze C.’, meistens auf die der röm. Schriftsteller basiert, sind einfach und frei von manchen Vorurteilen der Zeit. Eine deutsche Übertragung mit Holzschnitten erschien seit 1494 wiederholt zu Straßburg. Die beste Ausgabe des lat. Originals lieferte Gesner in «Scriptores rei rusticae» (2 Bde., Lpz. 1735). C. zu Ehren nannte Linné eine Baumgattung Crescentia.

Crescentīni (spr. kreschen-), Girolamo, ital. Sopransänger und Gesanglehrer, geb. 1769 zu Urbania bei Urbino, kam 1781 nach Bologna, wo er fünf Jahre Musik und Gesang studierte. Darauf debütierte er als Theatersänger in Rom und war später mit außerordentlichem Erfolg auf den bedeutendsten ital. Bühnen, sowie in London, Lissabon und Wien thätig. 1803 wurde er zum Singmeister der kaiserl. Familie in Wien ernannt, folgte jedoch 1805 Napoleon Ⅰ. nach Paris. 1813 ging er nach Bologna, war seit 1825 erster Gesangsprofessor am Real Collegio di musica in Neapel und starb 24. April 1846. Als Komponist hat er sich durch Arietten bekannt gemacht; seine «Raccolta di esercizi per il canto» gilt noch jetzt als brauchbares Studienwerk.

Crescentīno (spr. kreschen-), Stadt im Kreis Vercelli der ital. Provinz Novara, links des Po und an der Linie Chivasso-Casale des Mittelmeernetzes, hat (1881) 2738, als Gemeinde 6710 E., Seiden- und Wollmanufaktur. C. wurde im 16. und 17. Jahrh. von Franzosen und Spaniern öfters belagert und erobert.

Crescentĭus, Sohn der jüngern Theodora (s. d.), führte nach dem Tode Kaiser Ottos Ⅰ. und des von diesem bestätigten Papstes Johann ⅩⅢ. den Aufstand gegen Benedikt Ⅵ. und setzte Bonifacius Ⅶ. und Benedikt Ⅶ. zu Päpsten ein, mußte dann aber vor Kaiser Otto Ⅱ. flüchten. Nach des letztern Tod kam Rom wieder ganz unter die Herrschaft der Crescentier; C. selbst wurde schließlich Mönch und starb 984. – Ein Johannes C., mit dem Beinamen Nomentanus, wohl des Genannten Sohn, ließ sich 991 von Theophano (s. d.) als Patricius von Rom bestätigen und herrschte über Rom und das Papsttum. Zwar unterwarf er sich Otto Ⅲ., als dieser Gregor Ⅴ. in Rom als Papst einsetzte (996), erhob sich aber nach dessen Abzug von neuem, bestellte den Gegenpapst Johann ⅩⅥ. und suchte Anlehnung an das oström. Kaiserreich. Otto Ⅲ., zurückgekehrt, nahm Rom und ließ nach Erstürmung der Engelsburg C. enthaupten (998); aber auch dies führte nur zu einer vorübergehenden Unterwerfung Roms. Die Sage läßt Stephania (oder Theodora), des enthaupteten C. Witwe, den Kaiser Otto Ⅲ. an sich fesseln und vergiften. Johannes C., ihr Sohn, beherrschte Rom wieder als Patricius zu Beginn des 11. Jahrh., wurde aber aus Rom verdrängt durch die Tusculanen, welche einen der Ihrigen, Benedikt Ⅷ , als Papst durchsetzten (1012). – Ein Nicola C. erbaute im 11. Jahrh. das irrtümlich Casa di Rienzi genannte, jetzt älteste Haus von Rom am Ponte Rotto. – Die röm. Familie Serlupi hat ihrem Namen den der Crescentier (Crescenzi) beigefügt. ^[Spaltenwechsel]

Crescenzi (spr. kreschénzi), s. Crescentiis.

Crescimbēni (spr. kreschim-), Giovanni Mario, ital. Dichter und Litterarhistoriker, geb. 9. Okt. 1663 in Macerata, studierte die Rechts- und schönen Wissenschaften, wurde im 16. Jahre Doktor der Rechte, ging nach Rom, wo er sich mit der Dichtkunst beschäftigte und 1690 die Gründung der Akademie der Arkadier (s. d.), deren Kustos er lange war, veranlaßte. Von Clemens Ⅺ. zum Kanonikus und Erzpriester von Sta. Maria in Cosmedin ernannt, starb er 8. März 1728. Sein Hauptwerk, die «Istoria della volgar poesia» (Rom 1698 u. ö.), wozu der «Trattato della bellezza della volgar poesia» (ebd. 1700) und der «Commentario intorno alla volgar poesia» (5 Bde., ebd. 1702‒11; zusammen als «Istoria della volgar poesia» von Seghezzi durch Anmerkungen wesentlich bereichert, 6 Bde., Vened. 1730‒31) gehören, zeigt großen Sammelfleiß, ist aber geist- und kritiklos und nur als litterar.-biogr. Notizensammlung brauchbar. Seine «Rime» erschienen 1695 in Rom (3. Aufl. 1723), seine zahlreichen Gelegenheitsschriften und Elogien als «Le vite degli Arcadi illustri» (5 Bde., Rom 1708‒27).

Crespi, Giovanni Battista, nach seinem Geburtsorte il Cerano genannt, ital. Maler, geb. 1557, gest. 1633 in Mailand. In Rom und Venedig nicht bloß für die Malerei, sondern auch in der schönen Litteratur und den ritterlichen Künsten gebildet, sowie mit der Baukunst und Bildhauerei vertraut, fand er am mailänd. Hofe im Kardinal Federico Borromeo einen mächtigen Gönner. C.s Werke sind nicht frei von Manier, aber großartig aufgefaßt und namentlich in der Modellierung sorgfältig ausgeführt. Seine Hauptwerke sind: Maria del Rosario (in der Brera) und Die Taufe des heil. Augustin (in San Marco zu Mailand); Christus erscheint den Aposteln Petrus und Paulus (Wien, kunsthistor. Hofmuseum).

Bedeutender ist sein und Procaccinis Schüler (sein Sohn?) Daniele C., geb. um 1590, gest. 1630 zu Mailand an der Pest. Seine Muster waren die Carracci. In der Kirche Sta. Maria della Passione zu Mailand befinden sich eine Reihe trefflicher Bilder von ihm (eine große Kreuzabnahme); im Hofmuseum zu Wien das 3 m hohe Bild Der Traum des Joseph (Mannes der Maria), im Pradomuseum zu Madrid: Maria mit dem Leichnam Christi.

Crespi, Giuseppe Maria, ital. Maler und Radierer, geb. 1665 zu Bologna, gest. daselbst 16. Juli 1747, nach seiner Vorliebe für span. Tracht lo Spagnuolo genannt, gehört der eklektischen Schule seiner Vaterstadt an. Er ist gefällig in der Komposition, naturalistisch in der Auffassung, nachlässig in der Zeichnung, aber beachtenswert durch sein Streben nach malerischer Gesamtwirkung. In Dresden sind von ihm 12 Bilder, darunter die sieben Sakramente, im Hofmuseum zu Wien: Achilles und der Kentaur.

Crespo, Antonio Candido Gonçalves, portug. Dichter, geb. 11. März 1846 in Rio de Janeiro als Sohn einer Sklavin, studierte bis 1875 auf der Universität Coimbra Rechtswissenschaften, widmete sich jedoch früh vorwiegend der Dichtkunst. Er starb brustkrank in Lissabon 11. Juni 1883. Seine Gedichte füllen nur zwei kleine Bändchen: «Miniaturas»

^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]