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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Dalmatien (Kronland)

Die Landseen sind meist nur periodisch: dauernd ist nur der Vranasee (s. d.). Auf den Inseln sind der Blattosee auf Curzola und der See auf Pago zu erwähnen. Zahlreich sind die Sümpfe, insbesondere an der Narenta (jetzt meist künstlich ausgetrocknet) und Cetina, dann bei Nona, an der Zrmagna bei Obrovazzo, im Thal von Knin, bei Dernis, bei Scardona und Almissa. An Mineralien und Mineralquellen ist D. arm.

D. hat eine außerordentlich reiche Küstengliederung, während die absolute Länge nur 375 km beträgt, hat seine Küstenentwicklung 562 km bei einer Breite des Landes von 2 bis 60 km. Es hat über 50 größere Inseln (darunter die größte Brazza) und eine große Zahl kleiner, oft unbewohnter Felseneilande (Scoglien). Zwischen denselben ist überall tiefes Fahrwasser mit teils felsigem, teils schlammigem Meeresgrund. Während im Quarnero die Tiefe 50 m nicht übersteigt, wechselt sie bis Zara zwischen 50-100 m und wird gegen S. zu größer (bei der Insel Zuri über 200 m). Ebbe und Flut sind wenig bemerkbar, dagegen giebt es eine von Korfu kommende Strömung bis zum Quarnero. Die Inseln sind Reste ehemaliger paralleler Gebirgsketten, deren Längsthäler das Meer ausgefüllt hat.

Klima, Pflanzen- und Tierwelt. Das Klima D.s ist das des subtropischen Gebietes. Der Sommer ist heiß und hat sehr wenig Regen, im Winter fällt selten Schnee. Herbst und Frühjahr sind sehr kurz. Die mittlere jährliche Regenmenge beträgt zu Lesina 78, zu Zara 80 cm, die mittlere Jahrestemperatur zu Lesina 16,6° C., zu Ragusa 16,8° C., zu Zara 14,8° C.; die Temperatur des Januar beträgt zu Lesina 8,8° C., die des Juli 25,2° C. Die Zahl der Gewitter (40) ist sehr bedeutend. Die herrschenden Winde sind der Sirocco (SO.), die Bora (meist NO., auch O.) und der Maestrale (NW.).

Die Küstenregion hat die unter dem Mittelländischen Meergebiet gekennzeichnete immergrüne Flora; landeinwärts begegnen auf sonnigen Höhen die Pflanzenformen der Ostalpen den pontischen Arten des Ostens; viele Formen sind eigentümlich.

Die Fauna ist sehr mannigfaltig, besonders finden sich sehr schöne Schmetterlinge, Käfer und Orthopteren. Auch die Landmolluskenfauna (Helices und Clausilien insbesondere) ist sehr reich entwickelt. Skorpione sind häufig, auch Reptilien, wenigstens Schlangen und Eidechsen sind nicht selten, und von den letztern hat die Mauereidechse auf den isoliert vor der Küste gelegenen kleinen Eilanden lokale Rassen entwickelt. Von Vögeln wäre als charakteristisch besonders die Felsenschwalbe (Cypselus melba Illig.), der einsame Spatz (Petrocincla cyanea L.) und zahlreiche Möven sowie das Vorkommen des grauen Geiers zu erwähnen. Säugetiere sind arm an Arten und Individuen, gelegentlich zeigen sich Wölfe, auch Bären und Wildkatzen werden beobachtet und interessant ist das Auftreten des Schakals. Das Meer ist sehr reich an Fischen, Mollusken und allerlei niedern Tieren, auch eine schöne Robbe (Leptonix Monachus Wagn.) von bedeutender Größe wird, aber als Seltenheit, angetroffen. Berühmt ist die dalmatin. Küste durch ihre feinen Badeschwämme.

Bevölkerung und Unterrichtswesen. D. hatte (1880) 476101 E., (1890) 527426 E., d. i. 41 E. auf 1 qkm, darunter 5398 Militärpersonen; 115740 Häuser, 93563 Wohnparteien in 17 Städten, 60 Märkten und 812 Dörfern. Das männliche Geschlecht überwiegt, wie in den meisten südl. Ländern, es kamen 1890: 981 Frauen auf 1000 Männer. Dem Religionsbekenntnis nach waren 439536 Katholiken (83,3 Proz.), 87009 Griech.-Orientalische (16,5 Proz.) und 329 Israeliten. Für die Katholiken besteht das Erzbistum zu Zara und fünf Bistümer zu Spalato-Macarsca, Ragusa, Sebenico, Lesina und Cattaro; für die griech.-orient. Christen zwei Bistümer zu Cattaro-Ragusa und Zara. Der Nationalität (der Umgangssprache) nach waren (1890) 501307 Serbokroaten, 16000 Italiener, 2026 Deutsche, 1412 böhm.-mähr. Slawen, 343 Slowenen und 22 Polen. Die Serbokroaten zerfallen in einzelne Volksstämme mit besondern Namen, wie Morlaken, Bocchesen, Ragusaner. Der Menschenschlag ist im allgemeinen schön, liefert kühne Seeleute, verläßliche Matrosen und tapfere Soldaten. Venedigs ehemalige militär. Macht beruhte vorzugsweise auf ihnen. Im ganzen sind sie gastfrei, wohlwollend und gewissenhaft. Am niedrigsten stehen die Morlaken, die das Innere namentlich das Gebirge bewohnen. Die Bocchesen wohnen in der Bezirkshauptmannschaft Cattaro, aber nicht in der Stadt selbst, in welcher so wie in jeder Küstenstadt in D. das ital. Element und die ital. Sprache vorherrscht. D. besitzt 6 theol. Lehranstalten (5 römisch-katholische und 1 griechisch-orientalische), 4 Staats-Obergymnasien, 1 Privatgymnasium, 1 Staats-Oberrealschule, 1 Staats-Unterrealschule, 1 Lehrer- und 1 Lehrerinnenbildungsanstalt, 4 Musikschulen, 1 Hebammenschule, 2 nautische, 2 Ackerbauschulen, 6 Specialschulen für Knaben, 2 Lehr- und Erziehungsanstalten für Mädchen und 321 Volksschulen.

Landwirtschaft, Industrie und Handel. Die Hauptnahrungszweige sind Seeschiffahrt und Schiffbau, Seefischerei (besonders auf den Inseln), Olivenkultur, Weinbau, Ackerbau, Viehzucht. Von der produktiven Bodenfläche (1891) kamen 137238 ha auf Äcker, 81853 ha auf Weingärten, 37024 auf Gemüse-, Obst- und Ziergärten, 10492 auf Wiesen, 593900 auf Weiden, 13383 auf Teiche und Sümpfe mit Rohrwuchs, 381762 auf Wald (darunter 31992 ha Oliven- und 53 ha Kastanienwälder) und 27605 ha auf Bauareal, unproduktive und sonstige steuerfreie Grundflächen. D. hat unter allen österr. Kronländern die meisten Weingärten und Hutweiden, die wenigsten Äcker und Wiesen auf die Gesamtfläche. Der Holzreichtum früherer Zeiten ist verschwunden und D. hat nur Niederwald (92,4 Proz.). Bei dem warmen Klima gedeihen Südfrüchte und Weine auf das vorzüglichste. Von letztern wurden (1891) 1149880 hl erzeugt; die besten Sorten sind der Malvasier von Ragusa, der Muskat von Almissa und Macarsca, der Wein von Lissa. Der Weinbau hat in neuester Zeit einen außerordentlichen Aufschwung genommen; der rote Dalmatiner Wein geht in ungeheuern Mengen nach Frankreich zur Mischung und Bereitung der Bordeauxweine (s. Bordeaux, Bd. 3, S. 303). Die Viehzählung von 1890 ergab 22903 Pferde, 31112 Esel, Maulesel und Maultiere, 92225 Rinder, 784813 Schafe, 180131 Ziegen, 40721 Schweine und 12823 Bienenstöcke. Bergbau wird nur auf Braunkohlen und Asphalt getrieben; die Produktion an erstern betrug (1891) 60126 t, zum größten Teil in Siverich am Monte-Promina bei Dernis (s. d.). Außerdem wurde 1887 Bergbau auf Manganerze