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Dampffähre – Dampfhammer
mindesten zu berühren. Um eine ähnliche Klangwirkung auf dem Horne zu erreichen, bedient man sich einer hohlen, meist mit Tuch überzogenen Kugel von Pappe, an der sich ein offener Schlauch befindet, der in den untern Teil des Horns zunächst der Stürze paßt. Durch das Einschieben dieses D. erhält das Horn den Ton, als ob es aus weiter Entfernung vernommen würde. Der D. für die Trompete besteht aus einer kleinen hölzernen Röhre, die in die Stürze geschoben wird; sie giebt dem Instrument nicht allein einen schwächern und von dem gewöhnlichen Trompetentone ganz verschiedenen Klang, sondern verursacht auch, daß das Instrument um einen ganzen Ton höher steht. Die mit einer Stürze versehenen Blasinstrumente von Holz, z. B. die Oboe, Klarinette u. s. w., werden vermittelst eines feuchten Schwamms oder zusammengeballter roher Baumwolle, und die Schlaginstrumente, z. B. die Pauke, Trommel u. s. w., durch ein auf das gespannte Fell gelegtes Tuch gedämpft. Über die Vorrichtung der Dämpfung der Metallsaiten auf dem Pianoforte und ähnlichen Tasteninstrumenten s. Pianoforte. Die Stelle eines Tonstücks, wo D. angewendet werden, wird mit con sordini, wo sie wieder wegfallen sollen, mit senza sordini oder si levano i sordini angedeutet.
Dampffähre, s. Fähre.
Dampffarben, in der Zeugdruckerei solche Farben, welche im verdickten Zustand auf die gebeizten Zeuge gedruckt und durch Dämpfen befestigt werden. In manchen Fällen werden D. dadurch erzeugt, daß man Farbstoffe, z. B. Alizarin, mit einem Metallsalze (Aluminiumacetat, Zinnchlorid) auf das Gewebe druckt und dieses sodann in einem geschlossenen Kasten der Wirkung des Dampfes aussetzt, wobei das Metallsalz sich in Oxyd oder basisches Salz umsetzt, auf der Faser niedergeschlagen wird und als Mordant die Farbe fixiert.
Dampfgeschütze und Dampfgewehre. Nachdem der Wasserdampf als bewegende Kraft bei Maschinen eine Bedeutung erlangt hatte, lag der Gedanke nahe, diese Kraft für die Bewegung der Geschosse auszunutzen. Versuche wurden bereits Mitte des 18. Jahrh. in London ausgeführt und im Anfange des 19. Jahrh. von J. Watt wieder aufgenommen. 1814 konstruierte der franz. General Girard eine Dampfmitrailleuse, die zur Verteidigung von Paris aufgestellt, aber nicht verwendet wurde. Der Engländer Perkins konstruierte 1824 ein Dampfgewehr, welches 420 Kugeln in der Minute forttrieb, sowie späterhin eine vierpfündige Dampfkanone, die 80 Kugeln in der Minute schleuderte. Versuche der franz. Artillerie zu Vincennes 1828/29 ergaben die große Schwerfälligkeit einer derartigen Maschine sowie die Unsicherheit des Schusses. Auch H. Bessemer schlug ein Dampfgewehr vor, das mehrere Tausend Schuß in einer Minute feuern sollte, von dem aber späterhin nichts mehr verlautete. Nach allen Erfahrungen gilt es als unmöglich, eine genügende Dampfmenge von gleichmäßig hoher Spannung mit Sicherheit zu entwickeln und zuzuleiten. Dem Gebrauch einer Dampfwaffe mußte jedesmal die zeitraubende Erzeugung des Dampfes vorhergehen (Anheizen). Die Anwendung des Dampfes könnte, wie ersichtlich, nur bei geschützähnlichen Vorrichtungen und auch hier wieder nur in dauernden Stellungen stattfinden, die Hauptvorteile, die große Feuergeschwindigkeit und die billige Erzeugung der Treibkraft, fallen indes gegenüber den Nachteilen so wenig ins Gewicht, daß die Einführung eines von den Pulverwaffen so wesentlich verschiedenen Systems neben diesen wohl kaum Aussicht auf Verwirklichung haben dürfte. ^[Spaltenwechsel]
Dampfgummi, s. Dextrin.
Dampfhammer, eine Verschmelzung von Dampfmaschine, Hammer und Amboß, in der Regel von solcher Ausführungsform, daß auf die Erzeugung einer rotierenden Bewegung Verzicht geleistet, der Hubwechsel des Kolbens also ohne Mitwirkung eines Schwungrades durch den Steuerungsapparat allein herbeigeführt wird. Die erste Idee, den Dampf zum Betriebe großer Hämmer in ganz direkter Weise zu benutzen, hat James Watt in seinem engl. Patent vom 28. April 1784 ausgesprochen; dieselbe wurde durch William Deverell (1806), später durch Nasmyth in Patricroft (1838) weiter ausgebildet, und kam 1842 durch Bourdon und Schneider in Creusot zum erstenmal zu praktischer Ausführung. Die Herstellung besonders großer Schmiedestücke, wie sie die in den dreißiger Jahren zu hoher Entwicklung gelangende Dampfschiffahrt erforderlich machte (Kurbelwellen, Kolbenstangen), hatte die Notwendigkeit ungewöhnlich schwerer Maschinenhämmer von großer Fallhöhe herbeigeführt und die Verwendung des Dampfes, der von lokalen Beschränkungen frei ist, angezeigt. Die ersten D. waren einfach wirkend, wie der auf Tafel Dampfhammer Ⅰ abgebildete Riesendampfhammer des berühmten Eisenwerkes Schneider & Co. in Creusot. Diese Konstruktionsform, gewöhnlich mit Nasmyth-Hammer bezeichnet, hat folgende Einrichtung. Der durch das Rohr E eintretende Betriebsdampf gelangt zunächst, bei geöffnetem Einlaßventil, unter den im Dampfcylinder a beweglichen Kolben und hebt diesen samt der Kolbenstange d und dem an dieser befestigten Hammerklotz (Bär) e, der mit einem stählernen Unterteil (Bahn) f versehen ist, in die Höhe. Soll ein Schlag ausgeführt werden, so läßt man den Dampf unter gleichzeitigem Abschließen des Eintrittsventils durch Öffnung des Austrittsventils in das Austrittsrohr A entweichen, wodurch der Hammerbär f durch sein eigenes Gewicht auf den Amboß g niederfällt. Das Steuern (Öffnen und Schließen) der Ventile geschieht durch den bei c stehenden Arbeiter (Hammerführer) mittels eines Hebels, der durch eine lange Stange mit den bei b befindlichen Ventilen verbunden ist. Der Amboß g ruht auf der Chabotte h, die ihrerseits auf hölzernen Bohlenlagen i gebettet und auch seitlich von Bohlen umgeben ist (s. Chabotte). Das Gestell des Hammers ist durch kräftige Anker k mit der Untermauerung verbunden. Die Hauptgrößenverhältnisse dieses D. sind folgende: Höhe des D. von der Sohle bis zum obern Cylinderdeckel 18 m; Höhe der Chabotte 6 m; Gewicht des Hammerbärs 1600 Ctr.; Gewicht der Chabotte 17200 Ctr.; Gesamtgewicht des Hammers 25680 Ctr. Der große einfachwirkende D. bei Krupp in Essen hat ein Bärgewicht von 1000 Ctr., der neue D. der Iron Company zu Bethlehem (Pennsylvanien) ein solches von 2270 Ctr. – Eine andere Art der einfachwirkenden D. ist der Condie-Hammer (s. umstehende Fig. 1); bei dieser Bauart ist die hohl ausgeführte Kolbenstange S in den obern Gestellteilen K befestigt, während der Dampfcylinder F, der mit der Hammerbahn H verbunden ist, das Fallgewicht vertritt und auf folgende Weise bewegt wird. Wird