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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Dampfkesselexplosionen
Die Feuerung eines D. ist von ebenso großer
Wicktigteit für die Tampferzeugung als der D.
selbst. Fast alle Neuerungen in der Anordnung der
Feuerungen bezwecken eine moglickst vollkommene
und die Umgebung nicht belästigende, also beson-
ders eine rauchfreie Verbrennung. Der durch un-
vollständige Verbrennung herbeigeführte Verlust be-
trug 1887/88 allein für die D. Berlins 1" 4 MM. M.
(Näheres darüber s. Feuerungsanlagen; vgl. auch
Vorwärmer.)
Leistung und Wirkungsgrad. Maßgebend für
die Beurteilung der Leistung der Kesselanlage ist das
Verhältnis des Brennmaterialgewichts zum Ge-
wichte der bei der Verbrennung erzeugten Dampf-
menge oder wieviel Kilogramm Wasser durch Ver-
brennung von 1 kF Brennstoff verdampft werden.
Für das Verhältnis des Dampfgewickts zum Brenn-
ftoffgewicht ergeben sich folgende Zablen:
bei Verbrennung von Steinkohle 5,0-10,0
" " " Kots ... 4,5-8,0
" " " Braunkohle 2,0-4,5
" " " Torf. . . . 1,5-3,0
" " " Holz. . . . 2,5-3,5
" " " Stroh. . . 1,5-2,0,
wobei die kleinern Zahlen für geringwertige Heiz-
stoffe oder mangelhaften Betrieb Gültigkeit baben.
Hierbei ist zu Grunde gelegt, daß für die Ver-
dampfung von 1 kF Wasser eine Wärmemenge von
600 Kalorien erforderlich fei.
Die Verdampfung pro Quadratmeter Heizfläche
und Stunde beträgt für Walzenkessel und Flamm-
rohrkessel:
bei gemäßigtem Betrieb 12-15 1^ Dampf
" gewöhnlichem " 18-20 " "
" angestrengtem " 25-30 " "
dabei haben fowohl Galloway- als Pauckschkesfel
auch bei angestrengtestem Betriebe noch eine vor-
zügliche Ausnutzung des Brennmaterials ergeben.
Dagegen ist für ökonomischen Betrieb zu recknen: bei
Heizröhrentesseln, kombinierten Kesseln und Wasser-
röhrenkesseln 13-16 k^ Dampf pro Stunde und
Quadratmeter Heizfläche; bei Lotomobilkesseln 10-
12 KZ pro Quadratmeter Heizfläche und Stunde.
Auf 1 (im Rostfläche kann man pro Stunde auf
Planrosten von guten Eteinkoblen ökonomisch
günstig 70^80 1(F verbrennen, von Braunkohlen
100 KZ, bei einer lHchichtdicke von etwa 10 om.
DerWirkungsgrad der Kesselanlage, d. h. das
Verhältnis der Wärmemenge, welche an das Kessel-
wasser übergeht, zu der bei der Verbrennung frei
werdenden Wärme beträgt bei stationären Kesseln
je nach der Güte der Anlage 0,55 bis 0,75.
Dimensionen, Gewichte und Preise. Die ein-
fachen Walzenkessel werden von 3 bis 22 Hin Heiz-
fläche ausgeführt in Längen von 2,5 bis etwa 10 in
und Durchmessern von 0,<> bis 1,2.->o in. Die Walzen-
tessel mit Siederohren findet man bis 80 c^m Heiz-
fläche. Ein Walzenkefsel mit 2 Siederohren von
80 hin Heizfläche hat gegen 12 in Länge und wiegt,
für 6 1vF Überdruck bestimmt, gegen 12 000 k^,
wobei der Preis für 1000kg- 3-400 M. beträgt. Die
Cornwallkessel mit einem Flammrohr sowie dieZwei-
flammrohrtessel werden bis 100 hin Heizfläche aus-
geführt. Die Länge derselben beträgt im Maximum
10-12m, der Durchmesser 2,200in, das Gewicht sfür
6 kF Überdruck und 100 czin Heizfläche) 17-20 000 kF.
Kombi.v.i.evte Kessel, errevcken eine Größe von 200 Hin
Heizfläche, ebenso die Rootschen Kessel, wabrend
Wasserröbrenkessel nach Art des Steinmüllerschen
Kessels bis zu 250 hin Heizstäche für einen Kessel
ausgefübrt werden. Ein Steinmüller-KeM von
etwa 250 ^in Heizfläche mit 168 Wasserröhren von
95 min Durchmesser wiegt gegen 32000 1(5 und
kostet gegen 20000 M., inkl. Armatur.
Die Kessel der Lokomotiven haben eine Heizfläche
von 75 bis 130, für Gebirgsbahnen bis 200 hin.
Statistisches. Nach der amtlichen Statistik waren
im Königreich Preußen, abgesehen von den sür die
Militärverwaltung, die Kriegsmarine und die Loko-
motiven bestimmten D., vorhanden:
feftstebende T. . .
D. der Lokomobilen
Schiffsdampfkessel.
1879: 1889:
32411 47151
5 536 12177
702 1836
Summa 38 649 61^164.
Im Deutschen Reich wird die Zahl der D. 1892
zu über 100000 anzunehmen sein. Hauptplätze für
die Herstellung von D. sind Berlin, Cbemnitz, Köln,
Hamburg, Dortmund, Aachen, München, Franken-
thal, Landsberg a. d. W. Die Einfuhr von D. belief
fich 1891 auf 274 t im Werte von 121000 M., die
Ausfuhr auf 1873 t im Werte von 899 000 M.
Über die gesetzlichen Bestimmnngen in Bezug
auf die T. f. Dampfkesselgefetze.
Litteratur. H. von Reiche, Anlage und Betrieb
der D. (2 Bde.,'3. Aufl., Lpz. 1886-88); I. Den-
fer, Die D. mit Rücksicht auf ihre industrielle Ver-
wendung ldeutsch von D'Ester,Berl. 1879); Schlippe,
Der Dampfkessel-Betrieb l2. Aufl., ebd. 1892); Neue
Dampfkesselkonstruktionen und Dampfkesselfeuerun-
gen mit Rücksicht auf Nauchverbrennung, hg. vom
Verband deutscher Dampfkesselüberwachungsvereine
(Dresd. 1890); Thielmann, Lehr- und Handbuck
der Dampfkesselanlagen (2. Aufl., 2 Bde., Lpz. 1881
u. 82); Mayer, Die praktische Wartung der D. und
Dampfmaschinen lWien 1892); Haeder, Bau und
Betrieb der D. lDnisb. 1893); Simerka, D. und
Dampfmaschinen l3. Ausg., Pilsen 1893). S. auch
Feuerungsanlagen und Dampfmaschine.
Tampfkefselexplosionen, im Innern der
Dampfkessel auftretende gewaltfameErschütterungen,
die eine Zerstörung des betreffenden Kessels zur
Folge haben. Die Ursachen der D. sind verschiedener
Natur und können nicht immer mit Sicherheit fest-
gestellt werden. Die Vorgänge, welche meist als Ur-
sache angenommen werden, sind folgende:
1) übermäßige Dampffpannung. An und für
sich ist diese weniger gefährlich und führt meist nur
daun zur Explosion, wenn der Kessel zugleich Er-
schütterungen von außen oder von innen erfährt.
2) Unfähigkeit abgenutzter Kessel oder einzelner
Stellen derselben, dem Dampfdruck zu widerstebm.
Die Folge hiervon ist ein Zerreißen der Platten und
somit eine Explosion. Erfahrungsgemäß sind na-
mentlich die innern Korrosionen der Kesselwände
gefahrbringend, während die äußeru durch das
Feuer entstandenen Korrosionen nach langjährigen
staust. Zusammenstellungen am allerwenigsten als
Ursache der D. erkannt wurden.
3) Wassermangel. Durch diesen werden entweder
nur einzelne Stellen des Kessels, z. B. an den Zü-
gen, bloßgelegt, oder es kann bei gänzlicher Entlee-
rung die ganze Heizstäche glühend werden. Dann
sind zwei Explosionsursachen möglich: a. Durch
Verüdrung des eingepumpten Wassers mit den er-
hitzten Kesselwänden bildet sich so rasch und so reich-