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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Dampfpflug - Dampfschiff
den Kessel dampfdicht aufgesetzt; cc sind die
Löcher zum Auslassen des Dampfes, wenn der
Hahn, wie in der Zeichnung angegeben, geöffnet
ist; die Bewegung des letztern geschieht durch die
Handhabe !i. Der obere Teil des Gehäuses er-
weitert sich über cc zu einer Scheibe, von welcher
ringsum der Mantel d nur wenig absteht, sodaß
zwischen beiden eine schmale, ringförmige Öffnung
bleibt. Über dieser hängt die Glocke cl, deren un-
terer, scharf abgedrehter Rand 6 sich dirett über
der ringförmigen Affnung befindet. Sobald der
Dampf aus derselben mit großer Geschwindigkeit
ausströmt, trifft er auf jene scharfe Kante, setzt
die Glocke in Schwingung und erzeugt dabei den
bekannten schrillen Ton, dessen Höhe sich durch
größere oder geringere Öffnung des Hahns bestim-
men läßt. Giebt man der Glocke eine niedrigere,
seitlich ausgebauchte Form, so erhält man einen
mehr beulenden Ton.
Dampfpflug, s. Dampf-Bodenkultur.
Dampfpumpe, s. Pumpe.
Dampfraum, bei Dampfkesseln (s. d., S. 723 d)
der mit Dampf erfüllte Raum.
Dampfreinigungsapparat, s. Bierdruckappa-
rat (Bd. 2, S. 989 !>X
Dampfrotte oder Dampfröste, eine Vor-
arbeit der Flachsspinnerei (s. d.).
Dampfschiff, Dampfboot oder Dampfer,
ein Schiff, das ausschließlich oder doch hauptsäch-
lich durch eine oder mehrere in demselben befindliche
Dampfmaschinen bewegt wird. Schon lange be-
vor die Dampfmaschinen ts. d.) zu eigentlicher Voll-
kommenheit gelangt waren, kam man auf die Idee,
schiffe durch die Dampfkraft zu bewegen: ja es war
sogar die erste Anwendung der Dampftraft, die
Blasco de Garay 1543 in Vorschlag brachte, da-
hin gerichtet. Papin soll schon 1707 auf der
Fulda mit einem Dampfboot gefahren sein, das von
den Flußschiffern aus Wut zerstört wurde. Auch
Savery stellte ein Projett zur Dampfschiffahrt auf,
und Ionathan Hüll nahm 1736 ein Patent auf
ein D. mit atmosphärischer Dampfmaschine, das
jedoch nicht zur Ausführung gelangte. Ebenso ging
es mit den Vorschlägen des Herzogs von Bridge-
water und Gautiers. Nach Watts Verbesserungen
der Dampfmaschinen führte 1775 Perier das erste
D. in Frankreich aus, das aber nicht stromaufwärts
fahren konnte. Glücklicher als in Europa sielen die
Verfuche in Amerika aus, wo Ionathan Fitch, ein
Uhrmacher in Philadelphia, 1783 ein Patent auf
ein D. nahm und ein solches 1788 vom Stapel
ließ, das aber nur bis Burlington fuhr, wo der
Kessel sprang. Auch bei spätern Versuchen hatte
Fitch viel Unglück; er starb am Ohio in großen
Schulden. Seine Geheimnisse binterließ er versie-
gelt mit der Bedingung, daß sie erst 39 Jahre nach
seinem Tode eröffnet werden follten. Auch Patrick
Miller baute 1788 ein D., das alle Erwartungen
übertraf, aber dennoch nicht benutzt wurde. Ebenso
mißglückten die Versuche Livingstones, Kinsleys,
Nosevells u. a. Erst Fulton (s. d.) gelang es, 1807
zu Neuyork den Claremont von 160 t mit einer
Wattschen Maschine von 18 Pferdekraft herzustellen,
mit welchem er den Weg von Neuyork bis Albany,
den zurücklegte. Von nun an machte die Dampfschiff-
fahrt in Nordamerika reißende Fortfchritte, und schon
1815 lief die Dampffregatte Fulton von 32 Kanonen
vom Stapei. Dcefe war ein Doppelschiff von 66 m
Länge und 17 m Breite, mit einem Schaufelrade,
das durch eine Dampfmaschine von 120 Pferdekraft
in Bewegung gesetzt wurde und sich zwychen beiden
Schiffen befand: ferner hatte das Schiff zwei Masten
und vorn und hinten je zwei Steuerruder, um vor-
und rückwärts zu fahren, ohne zu wenden. Diese
glücklichen Erfolge reizten zur Nachahmung; in we-
nigen Jahren besaßen auch England, Frankreich und
Deutschland D. in Menge. Das erste D., das den
Atlantischen Ocean durchkreuzte, war die "Savan-
nah", die, fast allein mit Dampfkraft, 1819 von
Savannah nach Liverpool fuhr. (S. Dampfschiff-
fahrt, S. 748 a,.)
Die Anwendung des Dampfmaschinenprincips
auf die Schiffahrt ist ziemlich einfach. Der vordere
und hintere Teil des Schiffs dienen zur Aufnahme
der Ladung und der Passagiere. In der Mitte be-
findet sich die Maschine, welche nach denselben Prin-
cipien wie eine Landdampfmafchine konstruiert ist,
aus den Kesseln zur Erzeugung des Dampfes, aus
Cylindern, Kolben und Ventilen zu seiner Benutzung,
aus einem Kondensator zur Verdichtung und einer
Luftpumpe besteht, um das Kondensationswasser
fortzuschaffen und ein Vakuum zu erzeugen. Die
Kessel sind meist Heizröhrenkessel ss. Dampfkessel,
S. 725 d). Der aus Eisenblech konstruierte Schorn-
stein sowie das Dampfrohr führen durch die Decke
aufwärts. Die Schiffsmaschinen sind entweder
Niederdruckmaschinen, wenn sie mit weniger
als 2, Mitteldruckmaschinen, wenn sie mit
2 - 5, und Hochdruckmaschinen, wenn sie mit
mehr als 5 Atmosphären Überdruck (d. b. den 1 At-
mosphäre betragenden Druck der Luft übersteigend)
arbeiten. Die meisten derselben sind Kondensations-
maschinen und arbeiten mit Expansion. Die Kon-
struktion ist verschieden zunächst nach dem Propeller,
der entweder in zwei an den Schiffsseiten angebrachten
Schaufelrädern (Naddampfer) oder ein oder zwei,
selten drei Propellerschrauben (s. d., Schrauben-
dampf c r) besteht. Für erstere hatte man zuerst Ba-
lanciermaschineu nach Wattschem System verwendet;
jetzt ist dies nur noch auf amerik. Flußdampfern ge-
bräuchlich, wo eincylindrige mit Schwungrad und
zweicylindrigc ohne solches verwendet werden. Bald
nach 1830 ließ man die Balanciers fallen und führte
für alle ^chiffsmasckinen zur Überwindung des toten
Punktes mehrere an der Rad- oder Schraubenwelle
an besondern Kurbeln wirkende Cylinder ein, zuerst
zwei, bald jedoch schon drei, unter Winkeln von 120°
zueinander angreifend, um den Gang der Mafchine
möglichst gleichmäßig und die Umsteuerung derselben
in die entgegengesetzte Drehbewegung leicht ausführ-
bar zu machen. Gleichzeitig wurde hierbei bedeutend
an Raum und Gewicht erspart. Deshalb erhielten die
Naddampfer zunächst stehende Cylinder, deren Kol-
benstange oben in ein Dreieck ausläuft, dessen obere
Spitze in einer Führung gleitet und den Kreuzkopf
trägt, von welchem die Pleuelstange an die inner-
balb des Dreiecks sich drehende Kurbel zurückgreift.
Auch einige ähnliche Konstruktionen kamen noch vor.
Neuerdings aber ist man für Naddampfer fast ganz
auf die Peunschen Maschinen mit oscillierenden
Cylindern übergegangen; hierbei schwingen die Cy-
linder um bohle Zapfen, welche mit dem Schieber-
kasten verbunden sind und die Dampfzu- und -Ab-
strömung vermitteln. Die Kolbenstangen greifen
unmittelbar an den Kurbeln an. Solche Maschinen
sind auf den Nadavisos der Kriegsmarinen und auf
sonstigen schnellen Raddampfern iFlußdampfcrn)