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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Dänemark (Geistige Kultur. Zeitungswesen)

Ausgabe von 64974837 Kronen. Unter der erstern betragen indirekte Steuern 38,55 Mill., Domänen und Forsten 0,92, direkte Steuern 9,74, Post und Eisenbahn 4,13 Mill. Kronen. Unter den Ausgaben erforderte die Civilliste und Apanagen 1,116 Mill., Staatsschuld 8,76, Heer und Flotte 17,98 an ordentlichen und 6,2 Mill. Kronen an außerordentlichen Ausgaben. Die inländische Schuld betrug 175,112 Mill., die ausländische 9,940 Mill. Kronen, wovon 57 Mill. durch Betriebs- und Reservefonds gedeckt sind.

Das Wappen ist ein von zwei wilden Männern gehaltener, mit der Königskrone bedeckter und mit den Insignien des Elefantenordens umhängter Schild, der durch das silberne, roteingefaßte Kreuz des Danebrogordens in vier Quartiere geteilt wird. Diese enthalten die Wappen der einzelnen Bestandteile des Königreichs. Die Landesfarben sind Rot, Weiß, Rot. Die Kriegsflagge ist rot mit weißem Kreuz, von dessen horizontalem Ende das Flaggentuch nach oben und unten in zwei Spitzen ausläuft; die Handelsflagge ebenso, aber ohne Spitzen. (S. Tafel: Flaggen der Seestaaten.)

^[Abb.]

Orden. Der Elefantenorden (s. d.) oder das Blaue Band, und der Danebrogorden (s. d.) oder das Weiße Band. Außerdem bestehen mehrere Dienstzeichen, darunter eine goldene und eine silberne Verdienstmedaille, gestiftet 24. Juli 1845.

Über Heer und Flotte s. Dänisches Heerwesen.

Geistige Kultur. Die evang.-luth. Kirche ist die dän. Volkskirche; auch muß derKönig derselben angehören. Im übrigen ist jedem Religionsbekenntnis, soweit es nicht gegen gute Sitten und öffentliche Ordnung verstößt, freier Kultus gestattet. Von Nichtlutheranern sind die Katholiken am zahlreichsten. In kirchlicher Beziehung ist D. in sieben Stifter (bischöfl. Sprengel) geteilt, nämlich Seeland, Fünen, Laaland-Falster und die vier jütischen: Aalborg, Viborg, Aarhus und Ribe (Ripen). Dem Bischof von Seeland ist auch die Geistlichkeit auf den Färöern, Grönland und den westind. Inseln untergeordnet; Island hat seinen eigenen Bischof.

An der Spitze des Unterrichtswesens steht die Universität in Kopenhagen, wie überhaupt die Hauptstadt alle höhern Bildungsanstalten und reiche Sammlungen in sich vereinigt. Außerdem giebt es Akademien zu Sorö und Herlufsholm (bei Nästved), elf gelehrte Schulen und vier Schullehrerseminare. Auf Island bestehen ein Predigerseminar und eine gelehrte Schule. Die allgemeine Schulpflicht und der unentgeltliche Unterricht für Unbemittelte sind längst durchgeführt. Die Zahl der Volksschulen beträgt 2940 mit 231940 Schülern.

Zeitungswesen. Die Litteratur der Zeitungen beginnt in der zweiten Hälfte des 17. Jahrh. mit "Europæische wöchentliche Zeitung" (seit 1663), welcher alsbald Bordings in Alexandrinern verfaßte "Danske Mercurius" (seit 1666) und "Extraordinaires Relationes" (seit 1672) folgten. Bis 1830 hatten das Zeitungsprivilegium in Kopenhagen nur drei Blätter: die "Berlingske Tidende", der "Dagen" und die "Kjöbenhavns Adresse-Comptoirs Efterretninger" (seit 1749). Außer wenigen offiziellen Artikeln brachten dieselben nur Auszüge aus ausländischen Zeitungen. Eine höhere Thätigkeit zeigte die Presse seit 1830, mehr noch seit 1834. Erst um 1835 erhielt die Opposition ein eigenes Organ im "Fædrelandet". Bedentend war die 1827 begründete, früher ebenfalls oppositionelle, später konservative "Kjöbenhavnsposten". Ein neuer Aufschwung der Presse begann mit dem "Dagbladet" (s. d.). In den polit. Kämpfen der Neuzeit entstanden das "Morgenbladet", Organ der rein dän. Demokratie. Die ultraliberalen Tendenzen werden von dem "Politiken" (seit 1884) vertreten, die konservativen vom "Nationaltidende", "Dagbladet" und "Dagens Nyheder". Die dänisch gesinnten Schleswiger gründeten 1838 die "Dannevirke" (in Hadersleben). Die Interessen der Bauernpartei (Bondevenner) vertreten besonders "Almuevennen" (seit 1842), "Morgenposten" (seit 1844). Die litterar. Journalistik beginnt in D. mit der "Nova literaria maris Baltici" (11 Tle. in 3 Bdn., Lübeck 1698-1707), die in der Anlage mit den "Acta eruditorum" (117 Bde., Lpz. 1682-1776) wetteiferten, während sich Langebek und Harbou in der von Möller fortgesetzten "Dän. Bibliothek" (1738-59) eine andere Aufgabe setzten. Es folgten die "Nachrichten von dem Zustande der Wissenschaften und Künste im dän. Reiche" (Kopenh. 1744-57; Fortsetzung 1758-68), die sich im "Dän. Journal" (1767-69) fortsetzten. Daneben hatte bereits 1720 Joachim Wieland seine "Nye Tidender om lærde Sager" begonnen, die als "Dansk Literaturtidende" bis 1836 reichten. Eine einflußreiche Stellung behauptete Sneedorffs "Den patriotiske Tilskuer" (1761-63). Ferner sind zu nennen "Minerva" (1785 fg.) nebst "Den danske Tilskuer" (1791 fg.) von Rahbek geleitet, "Athene" (seit 1813), "Kjöbenhavns flyvende Post" (1827 fg.), hg. von J. L.^[Johann Ludwig] Heiberg, "Dansk Ugeskrift" (1832 fg.) und "Dansk Tidsskrift" (1847 fg.) von J. F.^[Joakim Frederik] Schouw, und "Nord og Syd" (1848 fg.) von A. Goldschmidt redigiert. Barfods "Brage og Idun" (1839) verfolgte skandinav. Tendenzen. Die neuern Strömungen vertritt: "Det nittende Aarhundrede" (seit 1874), von den Gebrüdern Brandes redigiert. Schätzbare Materialien für Geschichte und Altertumskunde bieten die "Annaler (seit 1866 "Aarböger") for nordisk Oldkyndighed og Historie" (seit 1836) nebst der "Antiquarisk Tidsskrift" (seit 1843) und den "Mémoires de la Société des antiquaires du Nord" (seit 1836); ferner das "Danske Magazin" (1745) mit Fortsetzung, die "Historisk Tidsskrift" (1840 fg.) mit Fortsetzung, die "Kirkehistoriske Samlinger" (1849 fg.), "Aarsberetninger fra det kongel. Geheimearchiv" (seit 1852), "Aarsberetninger og Meddelelser fra det store kongel. Bibliothek" (seit 1865) und "Danske Samlinger for Historie, Topographie, Personal- og Literaturhistorie" (seit 1866). Die 1854-66 erschienene "Nordisk Universitets-Tidsskrift" wurde von den. Universitäten zu Kopenhagen, Lund, Kristiania und Upsala herausgegeben. Von sämtlichen Zeitungen erscheint etwa die Hälfte in Kopenhagen. Auch in isländ. Sprache giebt es Blätter polit. und gemischten Inhalts. Die Geschichte der dän. Presse bis zur Hälfte des 18. Jahrh. schrieb P. M. Stolpe, "Dagspressen i Danemark", Bd. 1-4 (Kopenh. 1878-82).