Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

765

Dänemark (Geschichte)

Litteratur. Baggesen, Der dän. Staat (deutsch, 2 Bde., Kopenh. 1845-47); ders., Den danske Stat i Aaret 1860 (ebd. 1862); Erslev, Den danske Stat (ebd. 1855-57); Trap, Statistisk-topographisk Beskrivelse of Kongeriget Danmark (2 Bde., ebd. 1856-59; Supplement 1860; neue Aufl., 6 Tle., 1872-79); Gad, Udtog af Kongeriget Danmarks Statistik (ebd. 1867); Falbe-Hansen und Scharling, Danmarks Statistik (Bd. 1-5, ebd. 1877-81); Otté, Denmark and Iceland (Lond. 1881); Frisch, Schweden, Norwegen und D. (7. Aufl., bearbeitet von Jonas, Berl. 1886); die Mitteilungen des Statistischen Bureaus und den jährlich erscheinenden Hof- und Staatskalender. Vgl. auch Unser Wissen von der Erde, Bd. 3 (Wien, Prag und Lpz. 1890).

Geschichte. Die beglaubigte Geschichte D.s erstreckt sich auf einen Zeitraum von kaum über ein Jahrtausend; über die weiter zurückliegenden Zeiten geben nur die im Lande reichlich gefundenen Altertümer und Notizen der röm., engl. und fränk. Chronisten dürftige Kunde. Die Sagenlitteratur andererseits, die, während des Mittelalters in Island aufgezeichnet, auch von dem dän. Chronisten Saxo Grammaticus (s. d.), etwa 1200, benutzt wurde, ist zwar sehr reich, aber gleichwohl unzuverlässig. Nur so viel steht fest, daß in der Urzeit hier ein Volk lebte, das sich mit Gerätschaften von Flint- oder Feuerstein, Horn, Knochen u. s. w. kümmerlich behalf (sog. Steinalter), dann vielleicht durch Handelsverkehr mit den Phöniziern und andern Südvölkern Geräte von Bronze bei sich einführte (das Bronzealter), bis endlich das Eisen und dessen größere Nutzbarkeit ihnen bekannt wurde (Eisenalter). Die dän. Gebiete waren schon vor der Völkerwanderung von german. Stämmen bewohnt: auf den Inseln saßen Heruler, auf der Halbinsel Sachsen, Angeln, Warnen und andere ihnen verwandte Stämme. Erst Ende des 5. oder Anfang des 6. Jahrh. wanderten von Skandinavien her Dänen in die Inselgebiete ein und unterwarfen oder verdrängten die Heruler. Der jütische Volksstamm erscheint erst 540-550 sicher in der Geschichte. Nach der Auswanderung der Sachsen, Angeln, Warnen und eines Teils der Jüten gestalteten sich die heutigen Verhältnisse. Dänen besetzten auch den Norden und Osten des eigentlichen Jütlands; die Jüten hielten nur die Mitte und den Westen fest und verbreiteten sich vom 8. Jahrh. an allmählich über das Gebiet des spätern Herzogtums Schleswig bis über die Schlei und ließen nur die westlichen fries. Gebiete unberührt. So entstanden von der Eider bis zu den Grenzen der jetzt schwed. Provinzen Schonen, Halland und Bleking eine Anzahl kleiner dän. Staaten nebeneinander, beherrscht von Gaukönigen. Gottfred (804-810), der gegen Karl d. Gr. Krieg führte, vereinigte schon alle dän. Lande unter seiner Herrschaft. Nach seinem Tode brachen Streitigkeiten unter verschiedenen Kronprätendenten aus, und einer von diesen, Harald Klag, zog nach Deutschland und nahm 826 zu Mainz das Christentum an. Trotz der eifrigen Missionsthätigkeit des Ansgar (gest. 865) im skandinav. Norden behauptete sich noch lange Zeit das alte Heidentum, der Kultus des Odin und der Asengötter. Die heidn. Dänen und Normannen waren damals als Seeräuber gefürchtet, sie unternahmen Raubzüge an den nördl. Küsten, besonders Englands und des Frankenreichs. Bekannt ist besonders ihr verwegener Angriff auf Paris (885), der nach langer Belagerung zu einem für die Franken wenig rühmlichen Frieden führte.

Dänische Herrscher.

Gorm der Alte 900-935.

Harald Blaatand 935-985.

Svend Gabelbart 985-1014.

Harald 1014-18.

Knut d. Gr. 1018-35.

Harthaknut 1035-42.

Magnus der Gute 1042-47.

Svend Estridsen 1047-76.

Harald Hein 1076-30.

Knut der Heilige 1080-86.

Oluf Hunger 1086-95.

Erich I. 1095-1103.

Niels 1104-34.

Erich II. 1134-37.

Erich III. 1137-47.

Prinzenkrieg 1147-57.

^[Leerzeile]

Waldemar I. d. Gr. 1157-82.

Knut VI. 1182-1202.

Waldemar II. der Sieger 1202-41.

Erich IV. 1241-50.

Abel 1250-52.

Christoph I. 1252-59.

Erich V. 1259-86.

Erich VI. 1286-1319.

Christoph II. 1319-32.

Interregnum 1332-40.

Waldemar IV. (Atterdag) 1340-75.

Oluf 1375-87.

Margarete 1387-1412.

Erich von Pommern 1412-39.

Christoph III. von Bayern 1439-48.

^[Leerzeile]

Christian I. 1448-81.

Johann 1481-1513.

Christian II. 1513-23.

Friedrich I. 1523-33.

Interregnum 1533-34.

Christian III. 1534-59.

Friedrich II. 1559-88.

Christian IV. 1588-1648.

Friedrich III. 1648-70.

Christian V. 1670-99.

Friedrich IV. 1699-1730.

Christian VI. 1730-46.

Friedrich V. 1746-66.

Christian VII. 1766-1808.

Friedrich VI. 1808-39.

Christian VIII. 1839-48.

Friedrich VII. 1848-63.

^[Leerzeile]

Christian IX. seit 1863.

Fester begründet wurde das dän. Reich durch Gorm den Alten (900-935), der wieder alle dän. und jütischen Lande, Schonen, Seeland, Fünen u. s. w., Jütland und Südjütland (Schleswig) unter einer Herrschaft vereinigte. Doch vermochten weder er noch sein Sohn Harald Blaatand der Übermacht Deutschlands zu widerstehen. Gorm wurde von König Heinrich I. besiegt, während Harald dem Kaiser Otto II., welcher siegreich bis an den Oddesund (Limfjord) vordrang, Huldigung leisten und die Errichtung einer deutschen Markgrafschaft vom Danevirke bis zur Eider gestatten mußte (974). Seitdem verdrängte das Christentum, wenn auch nur langsam, die Odinsreligion. Alsbald wandte sich die Kraft des neuen Reichs nach außen. Haralds Sohn, Svend Gabelbart, begann und der Enkel, Knut d. Gr. (s. d.; gest. 1035), vollendete die Eroberung Englands und Norwegens. Aber diese Machterweiterung hatte keinen Bestand; Norwegen schüttelte das dän. Joch ab, England erwählte, als Knuts Sohn Harthaknut 1042 starb, einen eingeborenen König, und D. selbst kam durch Erbvertrag unter die Herrschaft des Königs Magnus von Norwegen. Doch wurde ein Schwestersohn Knuts d. Gr., Svend Estridsen, zunächst Statthalter und nach Magnus' Tode König von D. (1047-76); er begründete die Dynastie der Ulfinger und stellte die Unabhängigkeit des Landes von neuem wieder her, mußte aber die Oberhoheit des Deutschen Kaisers anerkennen. Seine fünf Söhne bestiegen nacheinander den Thron: Harald Hein (1076-80), Knut IV., der Heilige (s. d.; 1080-86), Oluf Hunger (1086-95), Erich Ejegod (1095-1103) und Niels (1104-34). Erich Ejegods Sohn, Knut Laward, war Herzog in Südjütland und wurde vom Kaiser Lothar zum König der Obotriten ernannt. Nach seiner Ermordung 1131 durch Niels' Sohn, Magnus Nielsen, zerrissen blutige Bürgerkriege das Reich, bis Waldemar I. d. Gr. (1157-82) den Frieden und die Reichseinheit wiederherstellte. Während der letzten Bürgerkriege war von den streitenden Prätendenten Kaiser Friedrich Barbarossa als Schiedsrichter und oberster Lehnsherr über D. anerkannt worden, und auch Waldemar mußte ihm noch die Huldigung leisten (1162). Aber Waldemars Sohn, Knut I.(s. d.; 1182-1202), konnte bereits un-^[folgende Seite]