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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Danubĭus; Danvers; Danville; Danzel; Danzi

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Danubius - Danzi

Petition um Absetzung des Königs zu unterzeichnen, machte sich dann, durch die bewaffnete Macht unter Lafayette vertrieben, unsichtbar, kehrte aber bald unter dem Schutze der Massen wieder zurück und wurde gegen den Willen der Nationalversammlung Substitut des Prokurators der Pariser Gemeinde. Den Sturm auf die Tuilerien, 10. Aug. 1792, hatte er vor andern vorbereitet; der Sieg des Pöbels verschaffte ihm die Ernennung zum Justizminister. Schon waren die fremden Heere über die Grenze gedrungen und in Paris, wo die royalistische Partei wieder auftauchte, herrschte die höchste Verwirrung, als D. in der Nationalversammlung erklärte, daß Blut und Schrecken allein das Vaterland retten könnten. Er rief einen Verteidigungsrat zusammen, ließ die Waffen wegnehmen, ordnete die Verhaftung aller Royalisten und widerspenstigen Priester an und regte die Versammlung durch die Nachricht auf, daß die Anstalten zur Rettung des Vaterlandes getroffen seien. Am folgenden Tage begannen die sog. Septembermorde, die von D. selbst organisiert wurden, und deren Zweck die Einschüchterung der Royalisten war. Von der Hauptstadt in den Konvent gewählt, legte D. das Ministerium nieder und ging nach der Schlacht von Jemappes als Verbreiter der Revolution nach Belgien. Von dort aus betrieb er mit Eifer die Verurteilung des Königs. Staats- und Kirchengüter in Belgien wurden von ihm konfisciert und verschleudert, um die Propaganda des Umsturzes zu fördern. Doch ließ er nicht selten die Rechte Einzelner gelten und berücksichtigte begründete Bitten. Um nach dem Abfalle Dumouriez’ (s. d.) die Anklage auf Einverständnis von sich abzuwälzen, trat er im Konvent mit Ingrimm auf und schlug sogar vor, die Provinzen im Falle einer Invasion völlig zu verheeren. Am 9. März 1793 wurde durch ihn ein außerordentlicher Gerichtshof ins Leben gerufen, das spätere Revolutionstribunal. D. war den Girondisten nicht völlig abgeneigt und suchte sich mit ihnen gegen den schrankenlosen Pöbel zu verbinden; allein der wiederholte Antrag derselben auf Bestrafung der Septembermetzeleien und eine 1. April wider ihn erhobene Anklage auf Hochverrat zwangen ihn, sich zurückzuziehen und sich mit der Bergpartei zum Sturze der Gironde zu vereinigen. Trotzdem sank sein Ansehen täglich. Er wurde nicht in den Wohlfahrtsausschuß gewählt, in dem nun die radikalen Hébertisten das entscheidende Wort führten. D. ging deshalb von Paris nach Arcis-sur-Aube, wo er heiratete. Bald aber, Nov. 1793, kehrte er wieder, um im Vertrauen auf Robespierres Unterstützung jene zu stürzen. Das gelang zwar, aber nach dem Sturze Héberts und seiner Partei wurde von dem eifersüchtigen Robespierre auch D.s Sturz beschlossen. In der Nacht vom 31. März zum 1. April 1794 wurde er mit Lacroix, seinem ehemaligen Genossen in Belgien, verhaftet. Am 3. April erschien er vor dem Revolutionstribunal, das ihn beschuldigte, er habe den Herzog von Orléans auf den Thron setzen wollen. Noch einmal erschütterte er Hörer und Richter durch seine dröhnende Beredsamkeit, in der er von der Verteidigung zu den härtesten Anklagen gegen seine Ankläger überging. Schon zögerte das Gericht, als Robespierre schnell im Konvent am 4. ein Dekret durchgehen ließ, das alle Angeklagten, welche die Justiz beleidigten oder ihr trotzten, ohne Verhör verdammte; unmittelbar darauf wurde das Todesurteil ausgesprochen. Am 5. April bestieg D. mit 13 Anhängern (Dantonisten) das Schafott. Georg Büchner hat D.s Geschick in einer Tragödie behandelt. 1891 wurde ihm in Paris ein Standbild errichtet. – Vgl. Bougeart, D., documents authentiques (Brüss. 1861); Robinet, D. Mémoire sur sa vie privée (Par. 1865; 3. Aufl. 1884); ders., Le procès des Dantonistes (ebd. 1879); Dubost, D. et la politique contemporaine (ebd. 1880); Robinet, D., homme d’État (ebd. 1889); Sorel, La politique de D. (in der «Revue politique et littéraire», 1889).

Danubĭus (oder Danuvĭus), im Altertum Name der Donau.

Danvers (spr. dännwĕrs), Stadt im County Essex des nordamerik. Staates Massachusetts, südwestlich von Boston, ist Eisenbahnknotenpunkt, hat (1890) 7454 E., Schuh- und Backsteinfabrikation, Gerbereien, Eisengießereien und eine Irrenanstalt.

Danville (spr. dännwill). 1) Hauptstadt des County Vermilion in Illinois, am Vermilion, etwa 200 km südlich von Chicago, bedeutender Eisenbahnknotenpunkt, hat (1890) 11491 E. und Kohlengruben. Unter den Zeitungen eine deutsche. – 2) Hauptstadt des County Montour in Pennsylvanien, am Nordarme des Susquehanna und des Pennsylvaniakanals und an zwei Bahnen, hat mit Riverside (1890) 8392 E., Eisen-, Stahl- und Kohlenwerke, ferner Steinbrüche und Fabrikation von Nägeln, Öfen und Maschinen. – 3) Hauptstadt des County Boyle in Kentucky, südöstlich von Louisville, hat 3766 E., eine Taubstummen- und zwei höhere Unterrichtsanstalten. – 4) Stadt im County Pittsylvania in Virginia, nahe der Südgrenze des Staates am Dan River, Eisenbahnknotenpunkt, hat (1890) 10305 E., sehr bedeutende Tabakfabrikation (1889: nahezu 80 Firmen) und -Handel. – Nachdem Richmond von Jefferson Davis verlassen war, wurde D. einige Tage Hauptstadt der Konföderation. Davis erließ hier 5. April 1865 seine letzte Proklamation.

Danzel, Theod. Wilh., Ästhetiker und Litteraturhistoriker, geb. 4. Febr. 1818 zu Hamburg, studierte 1837‒41 zu Leipzig, Halle und Berlin Philosophie und schloß sich entschieden dem Systeme Hegels an. Er habilitierte sich 1845 an der Universität zu Leipzig und starb daselbst 9. Mai 1850. D. schrieb: «Über Goethes Spinozismus» (Hamb. 1843), «Über die Ästhetik der Hegelschen Philosophie» (ebd. 1844) und die Abhandlung «Über den gegenwärtigen Zustand der Philosophie der Kunst und ihre nächste Aufgabe» (in Fichtes «Zeitschrift für Philosophie und speculative Theologie», Tüb., Bd. 12, 14 u. 15); sodann seine beiden Hauptwerke: «Gottsched und seine Zeit» (Lpz. 1848; 2. Ausg. 1855) und «Gotthold Ephraim Lessing, sein Leben und seine Werke» (Bd. 1, ebd. 1850; Bd. 2, mit Benutzung von D.s Nachlaß, hg. von Guhrauer, 1854; 2. berichtigte und vermehrte Auflage von Maltzahn und Borberger, Berl. 1880‒81). Eine Sammlung wertvoller Aufsätze D.s hat O. Jahn («Gesammelte Aufsätze», Lpz. 1855) herausgegeben.

Danzi, Franz, Musiker, geb. 15. Mai 1760 in Mannheim als Sohn des Violoncellisten Ignaz D., war in der Komposition Schüler von Abt Vogler. D. war namentlich bedeutend als Dirigent und Lehrer, besonders als Gesanglehrer. Nachdem er sich 1790 mit der Münchener Sängerin Margarete Marchand (1768‒96) verheiratet hatte, machte er mit dieser mehrere Kunstreisen. In München, Stuttgart und Karlsruhe war er nacheinander Musikdirektor oder Kapellmeister; er starb 13. April