Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Darmesteter; Darmfeuer; Darmfistel; Darmgeschwüre

811

Darmesteter - Darmgeschwüre

Epithelzellen enthaltenden Sekrets; bei schweren Katarrhen kann es auch leicht zur Bildung kleiner oberflächlicher Darmgeschwüre (s. d.) kommen. Beim chronischen Darmkatarrh pflegen die Schwellung der Schleimhaut und die Schleimabsonderung geringer zu sein; dagegen nimmt die Schleimhaut selbst eine graue, schieferähnliche Färbung an.

Die Symptome des Darmkatarrhs sind je nach dem Sitze der Erkrankung verschieden. Ist vorzugsweise der oberste Teil des Dünndarms, der Zwölffingerdarm, betroffen, wie dies häufig im Anschluß an einen Magenkatarrh geschieht, so kommt es gewöhnlich außer Appetitlosigkeit und Stuhlverstopfung zur sog. katarrhalischen Gelbsucht (s. d.), indem durch die Schwellung der Darmschleimhaut der gemeinsame Gallengang verstopft und somit der Austritt der Galle aus der Leber und der Gallenblase in den Darm verhindert wird. Beim Katarrh der mittlern und untern Darmpartien dagegen erfolgen mit oder ohne Fieber unter Kollern und kolikartigen Schmerzen mehr oder minder häufige dünne, wässerige Stuhlentleerungen, welche zumal bei Kindern und geschwächten Personen leicht eine beträchtliche Erschöpfung und Abmagerung herbeiführen können. Geht dieser Zustand in den chronischen Darmkatarrh über, so wechselt Durchfall mit längerer Stuhlverstopfung, wozu sich Austreibung des Leibes und Blähungen, Appetitlosigkeit, Angstgefühl und andere Verdauungsstörungen gesellen, welche häufig die Quelle hochgradiger Abmagerung und Blutarmut, sowie anhaltender hypochondrischer Gemütsverstimmung werden.

Die Behandlung des Darmkatarrhs hat vor allem für die Regelung der Diät zu sorgen; man gestatte nur schleimige Getränke (Hafer-, Reis- oder Gerstenschleim), Suppen aus Sago oder gebranntem Mehl, allenfalls etwas Rotwein; liegt dem Katarrh eine Erkältung zu Grunde, so sind Bettruhe, einige Tassen heißen Thees (Pfefferminz-, Kamillen- oder Baldrianthee) und warme Umschläge auf den Leib von Nutzen. Sind harte zurückgehaltene Kotmassen die Ursache des Katarrhs, so muß die Behandlung mit dem Darreichen eines Abführmittels (am besten Ricinusöl) beginnen. Bei Säuglingen, deren Darmkatarrhe während der heißen Sommermonate in den großen Städten vorzugsweise durch den Genuß verfälschter oder verdorbener Milch entstehen und den höchsten Prozentsatz der Kindersterblichkeit liefern, ist während des Durchfalls die Kuhmilch unbedingt und gänzlich auszusetzen und durch Salepabkochung, Fleischbrühe, Nestlésches Kindermehl, etwas süßen Wein zu ersetzen, doch kann hier die frühzeitige Einholung ärztlichen Rates nicht dringend genug empfohlen werden, da oft ein außerordentlich schneller Verfall der Kräfte eintritt. Führt die diätetische Behandlung des Darmkatarrhs nicht zum Ziele, so sind die sog. adstringierenden Heilmittel (Wismut, Höllenstein, Alaun, Gerbsäure u. a.) sowie die Präparate des Opiums, teils innerlich, teils als Zusatz zum Klystier, anzuwenden. Gegen den chronischen Darmkatarrh der Erwachsenen endlich sind gewisse Brunnenkuren (Marienbad, Karlsbad, Kissingen, Ems, Homburg u. a.) oft von entschiedenem Nutzen.

Eine besonders gefährliche Form der D. ist die Entzündung des Blinddarms und seines Wurmfortsatzes (Typhlitis), welche durch die Anhäufung verhärteter Kotmassen oder verschluckter fremder Körper (Kirschkerne, Knochenstückchen, Rosinen- und Weinbeerenkerne, Nadeln u. dgl.) im Blinddarme entsteht und zu mehr oder minder ausgedehnter Verschwärung der Blinddarmschleimhaut Veranlassung geben kann. Nicht selten wird hierbei der Blinddarm oder der Wurmfortsatz von dem Geschwür durchbohrt, wodurch, wenn nicht vorher eine Verwachsung des Blinddarms mit seiner Umgebung erfolgt war, der Austritt von Eiter und Darminhalt in die Bauchhöhle, und damit in kürzester Frist eine tödliche Bauchfellentzündung erfolgt. Aber auch in den Fällen, in denen schließlich nach schmerzhaftem Krankenlager Genesung eintritt, bleiben durch Knickung und Verengerung des Darmrohrs oft lebenslänglich Beschwerden zurück. Wer also Schmerzen in der Blinddarmgegend (rechts unten im Unterleib, über der rechten Leistengegend und Darmbeinschaufel) verspürt, lasse sich sofort von einem tüchtigen Arzt untersuchen, da eine rechtzeitige und umsichtige Behandlung bei der Blinddarmentzündung vor vielen Gefahren zu behüten vermag. Die Behandlung selbst besteht im Anfang, wenn noch keine stärkern entzündlichen Erscheinungen vorhanden sind, in Entleerung der stagnierenden Kotmassen durch hinreichende Gaben von Ricinusöl oder eröffnende Klystiere, in feuchtwarmen Umschlägen und örtlichen Blutentziehungen; ist bereits eine ausgedehntere Entzündung vorhanden, so sind Eisbeutel auf den Unterleib und öftere Dosen von Opium oder Morphium angezeigt. Bilden sich Abscesse in der Umgegend des Blinddarms, so sind dieselben frühzeitig mit dem Messer zu eröffnen, um Eiterverhaltung mit ihren gefährlichen Folgen zu verhüten. Da übrigens die Krankheit nicht selten eine große Disposition zu erneuten Entzündungen zurückläßt, so ist auch nach der Genesung noch lange Zeit hindurch ein sorgfältig geregeltes diätetisches Verhalten zu beobachten.

Darmesteter, Arsène, Romanist, geb. 5. Jan. 1846 zu Château-Salins (Depart. Meurthe), erhielt seine Erziehung in einer Pariser Rabbinerschule. Mit biblischen Studien beschäftigt, wurde er durch die vielen franz. Wörter der jüd. Kommentatoren des Mittelalters veranlaßt, sich der romanischen, besonders der franz. Philologie zu widmen. Er wurde 1872 Professor an der Pariser École des hautes études, 1878 Maitre de conférence; 1883 erhielt er den neubegründeten Lehrstuhl für altfranz. Sprache und Litteratur an der Sorbonne. Er starb 16. Nov. 1888 zu Paris. D. hat sich namentlich mit Wortbildungslehre beschäftigt; seine Schriften "De la formation des mots composés dans la langue française" (Par. 1874) und "De la création actuelle des mots nouveaux dans la langue française" (ebd. 1877) sind vortrefflich, ebenso "La vie des mots étudiés dans leurs significations" (ebd. 1887). Mit Hatzfeld gab er eine ausgezeichnete Charakteristik der franz. Litteratur im 16. Jahrh. heraus, "Le seizième siècle en France" (Par. 1878; 3. Aufl. 1887) und bearbeitete einen "Dictionnaire général de la langue française" von Beginn des 17. Jahrh. an (seit 1889 hg. von Katzfeld und Thomas). Unvollendet blieben die "Hebr.-franz. Untersuchungen" und eine "Histor. Grammatik der franz. Sprache", hg. von E. Muret (Par. 1891).

Darmfeuer, s. Milzbrand.

Darmfistel, s. Leistengegend.

Darmgeschwüre. D. entstehen nicht selten im Verlaufe heftiger Darmentzündungen (s. d.) entweder durch traumatische Ursachen (verschluckte spitze, scharfe Fremdkörper u. dgl.) oder durch Verschwärung