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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Daudet; Daudin; Daudleb; Daudputra; Dauer der Geschützrohre; Dauerlaute; Dauerritte; Dauersporen

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Daudet - Dauersporen

Daudet (spr. dodeh), Alphonse, franz. Romanschriftsteller, geb. 13. Mai 1840 zu Nîmes, kam 1857 nach Paris und fand mit seinen ersten Dichtungen "Les amoureuses" (1858) und "La double conversion" (1861) nur wenig Beachtung. Nachdem er Sekretär des Herzogs von Morny geworden und durch Reisen in Italien und im Orient seine Bildung erweitert hatte, wurden seine Dramen "La dernière idole" (mit l’Epine, 1862) und "L’œillet blanc" (1865), sowie eine Reihe von Märchen u. d. T. "Le roman du chaperon rouge" (1862) freundlich aufgenommen; bald folgten die reizenden Novellen "Le petit Chose, histoire d’un enfant" (1868), deutsch "Der kleine Dingsda" (Berl. 1877), die "Lettres de mon moulin" (1869), "Lettres à un absent" (1871), "Contes du lundi" (1873) und "Robert Helmont" (1874), die den Dichter als feinen Beobachter und vorzüglichen Erzähler bekannt machten. Mit einem Schlag erreichte er die Höhe seines Schaffens und die Anerkennung als einer der ersten Schriftsteller des modernen Frankreichs mit dem Pariser Sittenroman "Fromont jeune et Risler aîné" (1874; deutsch Berl. 1876), worin er an Schärfe der Beobachtung und Genauigkeit der Darstellung den hervorragendsten Realisten gleichkommt, während er sie durch Lebenswahrheit der Charakteristik, Vornehmheit der Darstellung und sympathischen, wenn auch bisweilen herben Humor weit übertrifft. Es folgte zunächst "Jack" (2 Bde., 1876), der nicht ganz auf der Höhe des vorangehenden Werkes steht, dann "Le Nabab" (1878), "Les rois en exil" (1880), "Numa Roumestan" (1882), Romane, denen er nicht zu ihrem Vorteil durch Verwertung von Tagesanekdoten und Anzüglichkeiten auf hervorragende Personen eine Würze zu geben sucht; ferner "L’évangeliste" (1883), "Sapho" (1884), worin D. zu den abstoßenden Roheiten des Naturalismus herabsteigt; noch schärfer bezeichnet einen Abfall der Roman "L’immortel" (1888), dessen verzerrende Satire auf die franz. Akademie Unbefangenen unerquicklich scheint. Von seinen dramat. Schriften sind noch zu erwähnen: "Lise Tavernier" (1874), "L’Arlésienne" (1872), mit Musik von Bizet, und "L’obstacle" (1890), ein Stück, das sich gegen Ibsens Weltanschauung, namentlich gegen die "Gespenster" richtet. Dramatisiert wurden auch die Romane "Fromont", "Jack", "Sapho", "L’immortel" (u. d. T. "La lutte pour la vie", 1889) u. a. Verdienten Beifall fanden seine Erzählungen: "Aventures prodigieuses de Tartatin de Tarascon" (1872), "Tartarin sur les Alpes" (1886) und "Port Tarascon" (1890), in denen er die wunderbaren Thaten eines modernen Münchhausen schildert und die kleinstädtischen Philister von Tarascon mit köstlichem Humor verspottet. D.s neueste Werke sind die Romane "Les enfants dans le divorce" (1891), "Rose et Ninette. Mœurs du jour" (1892), "Soutien de famille" (1892) und das Stück "La menteuse" (mit L’Hennique, 1893). Lebenserinnerungen enthalten die Werke: "Trente ans de Paris" (1888) und "Souvenirs d’un homme de lettres" (1889). Fast alle Romane und Dramen D.s sind ins Deutsche übersetzt worden. (Vgl. Gerstmann, Alphonse D., sein Leben und Wirken bis zum Jahre 1883, 2 Bde., Berl. 1883.) - Seine Gattin, Julia D., geborene Allard, geb. 1847 zu Paris, verfaßte die anmutig geschriebenen Selbstbekenntnisse "Enfance d’une Parisienne" (1883), "Fragment d’un libre inédit" (1884), außerdem "Enfants et mères" (1888). Im "Journal officiel" schrieb sie unter dem Namen Karl Stern.

Daudet (spr. dodeh), Ernest, Bruder des vorigen, geb. 31. Mai 1837 zu Nîmes, ist gleichfalls ein geschätzter Romanschriftsteller ("La Vénus de Gordes", "Fleur de péché", "Marthe", "Zahra", "Marsis" u. s. w.). Er war mehrere Jahre Direktor des "Journal officiel" und hat sich auch einen Namen als Historiker gemacht durch die Schriften: "Le ministère de M. de Martignac" (1875), "La terreur blanche" (1876), "Le procès des ministres" (1877), "Histoire des conspirations royalistes du midi sous la révolution" (1881), "Histoire de la restauration" (1881), "Histoire de l’émigration" (3 Bde, 1886-90), "Le gendarme excommunié" (1891), "À l’entrée de la vie" (1892), "Mlle.^[M<sup>lle</sup>.] de Circé" (1893) u. s. w. Sein Buch "Mon frère et moi" (1882) giebt Aufschlüsse über seine Jugend und die seines Bruders Alphonse.

Daudin (spr. dodäng), François Marie, franz. Naturforscher, geb. um 1776 zu Paris, gest. 1804, schrieb: "Traité d’ornithologie" (2 Bde., Par. 1799-1800, unvollendet), "Histoire naturelle des reptiles" (8 Bde., 1802-4, eine Ergänzung zu Buffons "Naturgeschichte").

Daudleb, czech. Doudleby, Dorf im Gerichtsbezirk Adler-Kosteletz der österr. Bezirkshauptmannschaft Reichenau in Böhmen, an der Wilden Adler und an der Linie Chlumetz-Königgrätz-Mittelwalde der Österr. Nordwestbahn, hat (1890) 1355, als Gemeinde 1817 czech. E., Post, Telegraph und ein dem Grafen von Bubna gehöriges Schloß.

Daudputra, Hindustamm, s. Bahawalpur.

Dauer der Geschützrohre. Durch die Einwirkung des eigenen Feuerns ist die D. d. G. beschränkt und steht zu den hohen Kosten oft in keinem Verhältnis. Mit der Größe des Kalibers verringert sich infolge des schwierigern Aufbaues und der größern Anstrengungen die D. d. G. Preuß. Gußstahlrohre kleinern Kalibers haben über 3000 Schüsse, Bronzerohre über 2000 Schüsse ausgehalten, bevor sie unbrauchbar wurden. In Frankreich wird den Stahlrohren von 16 bis 27 cm Kaliber eine Dauer von 1200 bis 400 Schüssen zugesprochen. In England, welches in den letzten Jahren so viel Unglücksfälle durch Zerplatzen von Rohren hatte, daß fast alles Zutrauen in die Güte des Artilleriematerials geschwunden ist, müssen die Rohre ihrer Größe entsprechend nach 150 bis 32 Schüssen auf ihre Brauchbarkeit untersucht werden.

Dauerlaute, s. Laut.

Dauerritte, Distanzritte, Ritte, bei denen es darauf ankommt, große Entfernungen durch vernünftige Einteilung der Pferdekräfte in möglichst kurzer Zeit zurückzulegen. D. sind neuerdings zu einer Art Sport geworden, den nicht nur einzelne Reiter, sondern ganze Gesellschaften, Offizierkorps, Truppenteile betreiben. Die während eines Dauerrittes dem Pferde zugemuteten Leistungen dürfen nicht täglich die gleichen sein, sondern müssen sich von Tag zu Tag steigern bis zur höchst möglichen Leistung. Eine gute Durchschnittsleistung für längere D. ist 60-70 km an einem Tage, für einzelne Tage kann sich die Leistung bis auf 100-120 km steigern.

Dauersporen, bei verschiedenen Familien der niedern Kryptogamen die Fortpflanzungszellen, die mit einer ziemlich dicken Membran umgeben sind und eine lange Ruheperiode durchmachen, ehe sie