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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Daumkraft - Daun
seine eigentümliche Auffassung des Christentums
und seiner Geschichte bereits im Keime. Die Vor-
stellung, daß von jeher eine Vernichtungsreligion
neben der Religion des Lebens einhergegangen sei,
ist weiter entwickelt in den Schriften "Der Feuer-
und Molochdienst der Hebräer" (Braunschw. 1842)
und "Die Geheimnisse des christl. Altertums" (2 Bde.,
Hamb. 1847), die wegen ihrer antichristl. Tendenz
heftigen Widerspruch erregten. Im Kampfe mit
Feuerbach und angeregt durch die Bestrebungen der ^
Lichtfreunde 1844"und 1845 erklärte sich D/in ver- ,
schiedenen Schriften für eine neue Religion, dic!
"Religion der Liebe und des Friedens", die er in !
dem Werke "Religion des neuen Weltalters" (3 Bde.,
Hamb. 1850) als Ergebnis eines seit Jahrhunderten
fortgehenden Vildungsprozesses zu konstruieren
suchte. Die Einsicht, daß er bezüglich des Ursprungs
und der wahren innern Natur des Christentums geirrt
habe, führte ihn später dem Katholicismus zu. Seit-
dem bestrebte er sich in einer Reihe von Schriften,
seine Kirche mit derZeitbildung auszusöhnen. Dahin
gehören: "Meine Konversion" (Mainz 1859), "Aus
der Mansarde" (6 Hefte, ebd. 1860-62), "Das
Christentum und sein Urheber" (ebd. 1864), "Das
Geisterreich in Glauben, Vorstellnng, Sage und
Wirklichkeit" (2 Bde., Dresd. 1867), ferner eine
Streitschrift gegen Strauß: "Das Wunder, feine Be-
deutung, Wahrheit und Notwendigkeit" (Regensb.
1874). Von feinen Dichtungen sind zu nennen:
"Bettina" (Nürnb. 1837, durch Bettinas Brief-
wechfel mit Goethe angeregt), die unter dem Pseudo-
nym Eusebius Emmeran veröffentlichte "Glorie
der heiligen Jungfrau Maria" (ebd. 1841) und, als
Frucht feiner orimt. Studien, die Gedichtsammlung
"Hafts" (2. Ausg., Hamb. 1856, und Neue Samm-
lung, Nürnb. 1852). Seine Beziehungen zu Kaspar
Hauser (s. d.) veranlaßten die Schriften: "Mit-
teilungen über Kafpar Haufer" (Nürnb. 1832),
"Enthüllungen über Kaspar Hauser" (Frankf. 1859)
und "Kaspar Hauser, sein Wesen, seine Unschuld
u. s. w." (Regensb. 1873).
Daumkraft, s. Winden.
Däumling, Maschinenteil, s. Daumen.
Daumont (spr. domöng; eigentlich ^ttola^ ü.
1" I).), Viergespann mit Stangenreitern.
Dann, Pflanzenart, f. 6al60pLi8.
Daun. 1) Kreis im preuß. Reg.-Vez. Trier, hat
610 ykin, (1890) 27482 (13711 mä'nnl., 13771
weibl.) E. und 98 Landgemeinden. - 2) Flecken
und Hauptort des Kreises D., in 375 m Höhe an
der Lreser, hat (1890) 833 E., Post, Telegraph,
Landratsamt, Amtsgericht (Landgericht Trier) und
2 Oberförstereien. In der Umgegend fünf Eisen-
säuerlinge sowie gewaltige erloschene Vulkane: Fir-
merich mit den sog. DaunerLeien(d.i. Fels), ein
Lavastrom, und Mäuseberg (562 m) mit seinen drei
Kraterseen (Dann er Maare), unter denen der
Weinseldcr, kreisrund, steil eingesenkt, bei 100 ni
Tiefe der bedeutendste ist. Zur Dauner Berggruppe
gehört der Ernstberg (691 m), der zweithöchste Berg
der Eifel. Auf hohem Basaltfelfen stand einst die
Neichsfeste D., Stammsitz der österr. Grafen von D.
Daun (Dhaun), altes aus der Gegend von
Trier stammendes Geschlecht, das in Urkunden seit
1075 erscheint, und dessen Stammreihe mit Richard
von D. (1104-36) beginnt. Das Stammschloß lag
auf einem hohen Basaltfelsen bei dem Flecken Daun
(s. d.) in der Eifel. Einfluß gewann das Geschlecht
m einem Zweige durch dessen Velehnung von feiten
des ErZbischofs von Trier (1461) nnt bedeutenden
Gütern in den Nahegegenden. Seine spätere Tren-
nung in drei Aste zu Bruch, Falkenstein und Ober-
stein ist auf die 1546 gestiftete Erbfolgcordnung der
Familie zurückzuführen. Diefer, dem Dynasten-
stande angehörende Hauptzweig ist bereits 1682 er-
loschen. Dagegen traten aus einer andern, sicher
schon im 13. Jahrh, vom Obersteiner Zweige abge-
trennten Linie im 17. Jahrh. Mitglieder in kaiserl.
Dienste und siedelten nach Osterreich über, wo der
Oberst Philipp Ernst und sein Bruder Joh. Jak.
von D. 13. Dez. 1655 von Ferdinand 111. in den
Grafenstand erhoben wurden. Graf Philipp Ernst
(gest. 1671) begründete durch zwei Enkel zwei Linien.
Der ältere derfelben, Graf Wirich Philipp Lo-
renz von D., geb. 19. Okt. 1669, ward 1701 Ge-
neralmajor, zeichnete sich im Spanischen Erbfolge-
kriege in den Gefechten bei Chiari und Torre d'Oglio
aus, stieg im Mai 1704 zum Feldmarschalllieutenant
und mußte 1705 in sehr bedrängter Üage das Kom-
mando in Piemont übernehmen. Er verteidigte
Turin 1706 mit glänzender Tapferkeit gegen die
Franzosen, bis er durch Prinz Eugen entfetzt wurde.
Als Feldzeugmeister unterwarf D. 1707 das König-
reich Neapel, wo er im November zum Vicekönig
ernannt wurde. Als Oberbefehlshaber in Italien
vertrieb er den Marschall Villars und zwang 1709
Papst Clemens XI. zum Frieden. Zum Feldmar-
schall und Granden von Spanien ernannt, trat er
sodann an die Spitze einer Armee, welche in die
Dauphins einbrechen sollte. Kaiser Karl VI. er-
nannte D. 24. Sept. 1711 zum neapolit. Fürsten
von Teano (Thiano) und 16. März 1713 nochmals
zum Vicelönig von Neapel: 1719 wurde er Kom-
mandant von Wien, später Statthalter der Nieder-
lande, zuletzt von Mailand, das er jedoch 1733 den
Franzosen überlassen muhte. Er starb zu Wien
30. Juli 1741. Sein Sohn ist der Feldmarschall
Leopold Joseph Maria von Daun (s. d.). Dessen
Mannsstamm erlosch 1851, worauf der Fürstentitel
von Teano an die Nachkommen der Tochter des Feld-
marfchalls (vermählte Gräsin Palffy) übertragen
wurde. - Heinrich Joseph, der jüngere der En-
kel des oben genannten Philipp Ernst, war der
Stifter der sog. mährischen Linie, die gegenwärtig
in zwei hochbetagtcn Brüdern am Erlöschen steht.
Daun, Leop. Joseph Maria, Graf von, österr.
Feldmarschall, Sohn des Grafen Wirich Philipp
Lorenz von D., geb. 24. Sept. 1705 zu Wien, wurde
für den geistlichen Stand erzogen, aber, da er für
diefen keine Neigung hatte, von feinem Vater in den
militär. Fachwissenschaften sehr gründlich unterrichtet
und 1718 als Offizier in dessen Regiment angestellt.
Noch in demselben Jahre kämpfte er unter Prinz
Eugen von Savoyen gegen die Türken und dann in
Sicilien, als Oberst 1734 und 1735 am Rhein und
in Italien, als General 1737-39 gegen die Türken,
wo er sich in der Schlacht bei Krotzka auszeichnete.
Den glänzendsten Ruhm erwarb er sich jedoch in den
Kriegen gegen Preußen. Nach der Schlacht von
Mollwitz deckte er den noch bei Osterreich verbliebe-
nen Teil von Schlesien, zeichnete sich 1742 in der
Schlacht bei Chotusitz aus, vertrieb die Franzosen
aus Böhmen und bewährte sich als Führer der Vor-
hut aus dem Zuqe Khevenhüllers nach Bayern, na-
mentlich durch die Erstürmung von Dingolsing und
die Einnahme von Landau. 1744 kämpfte D. zu-
nächst unter Feldmarschall Traun am Rhein, führte
dann die Nachhut des nach Böhmen gegen die