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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Daunen - Dauphin (Titel)
Preußen abrückenden Heers und schlug die verfol-
genden Franzosen bei Ludwigsburg zurück. In den
schlachten bei Hohenfriedberg und Soor befehligte
er den linken Flügel des österr. Heers und wurde
noch 1745 zum Feldzeugmeister befördert. Nach dem
Frieden von Dresden (25. Dez. 1745) zu dem in den
Niederlanden stehenden Heere versetzt, zeichnete sich
D. in den für Österreichs Waffen unglücklichen Feld-
zügen des Österreichischen Erbfolgekrieges von 1740
und 1747 wiederholt aus, kehrte 1748 nach Wien zu-
rück und erwarb sich in den folgenden Friedensjahren
große Verdienste um die Reorganisation des österr.
Heers. 1751 errichtete er die Militärakademie zu
Wiener-Neustadt und erhielt 1754 die Würde eines
Feldmarschalls, sowie den Orden vom Goldenen
Vließ. Als erster Direktor der Militärakademie nnd
Kommandant von Wien that er viel für die Hebung
der Mannszucht im Heere und der wissenschaftlichen
Ausbildung des Ossizierkorps; durch seinen Einfluß
kamen viele tüchtige Kräfte in höhere Stellungen. Im
Siebenjährigen Kriege wurde D. erst 1757 mit dem
Oberbefehl betraut, er erfocht die Siege von Kollin,
Breslau, Hochkirch und Mären, trug jedoch durch
seine allzu große Bedächtigkeit zur Niederlage Lau-
dons bei Liegnitz bei, wurde bei Torgau verwun-
det und durch Zietens kühnen Angriff gefchlagen.
Nachdem D. in Wien wiederhergestellt worden,
übernahm er 1761 abermals den Oberbefehl, ope-
rierte in Sachfen gegen den Prinzen Heinrich von
Preußen, später in Schlesien gegen König Fried-
rich, unternahm jedoch nichts Entscheidendes mehr
und wurde noch vor dem Friedensschlüsse zum Prä-
sidenten des Hofkriegsrats ernannt. D. war ein
Meister in der Auswahl und Besetzung von Stel-
lungen; König Friedrich erkannte in ihm seinen ge-
fährlichsten Gegner. Er besaß umfangreiche tech-
nische Kenntnisse und viel natürlichen Verstand, so-
wie ein zutreffendes Urteil über die ihm untergebe-
nen Generale, deren befondere Fähigkeiten er richtig
zu verwerten wußte. Nach dem Kriege widmete D.
feine Thätigkeit der Verbesserung des Heerwesens,
starb jedoch bereits 5. Febr. 1766 zu Wien. Die
Kaiserin ehrte sein Andenken durch ein Denkmal in
der dortigen Augustinerkirche, das in lat. Sprache
die Inschrift "Dem Netter des Staates, dem
Wiederhersteller der Kricgszucht" trägt. 1888 er-
hielt das österr. Infanterieregiment Nr. 56 feinen
Namen. - Vgl. Leben und Tbatcn des Grafen Leo-
pold von D.,' oder der Deutfche Fabius Cunctator
(2 Tle., Frankf. und Lpz. 1759-60).
Daunen (Dunen), s. Federn.
Daumen (vaunia), im Altertum ein Teil der ital.
Landschaft Apulien (s. d.), das Land zwischen dem
Aufidus (jetzt Ofanto) und Frento (Fortore), dem
Adriatischen Meer und dem Apennin, den größten
Teil der jetzigen Provinz Capitanata umfassend.
Daunou (spr. donuh), Pierre Claude Francois,
franz. Gelehrter, Publizist und Staatsmann, 'geb.
18. Aug. 1761 zu Boulognc-sur-Mer, trat 1777 in
die Kongregation des Oratoriums. Obschon den:
geistlichen Stande angehörig, schloß er sich der revo-
lutionären Bewegung an und wurde 1792 als Ab-
geordneter des Depart. Pas-dc-(5alais in den Natio-
nalkonvent gewählt, wo er beharrlich die Kompe-
tenz der Versammlung als Gerichtshof im Prozeß
Ludwigs XVI. bestritt und auf Gefangenschaft des
Königs während des Krieges, dann auf Verbannung
antrug. Dies und seine Verteidigung der Giron-
disten gegen die Partei des Bergs brachten ihn ins
Brockhaus' Konvcrsations-Lexikon. 14. Anst.. IV.
Gefängnis. Durch den Sturz Nobespierres am
9. Thermidor (27. Juli 1794) vom Tode errettet,
entwickelte er nun eine einflußreiche Wirkfamkeit im
Konvent; so entwarf er namentlich die Konstitution
vom I. III. Im Rat der Fünfhundert fetzte er seine
Thätigkeit sort, wurde dann von der Negierung mit
der Organisation der Römischen Republik beauf-
tragt und half nach dem 13. Brumaire die Konsti-
tution vom I. VIII entwerfen. Später trat er in das
Tribunat, aus dem ihn aber der Erste Konsul ent-
sernte, weil er dessen Pläne sür die Monarchie unab-
lässig bekämpfte. Dann wurde er Bibliothekar des
Pantheons, 1804 Direktor des Archivs des Gefetz-
gebenden Körpers und 1807 des Neichsarchivs,
welche Stelle er bei der Restauration verlor. Erst
die Iulirevolution gab ihm dieselbe zurück, worauf
er die Professur der Geschichte niederlegte, die er seit
1819 am (^011636 äo ^ranco bekleidet hatte. 1818
war er Mitglied der Deputiertenkammer, in der
er zur freisinnigen Opposition gehörte. Erst nach
der Iulirevolution wurde er wieder in die Kammer
gewählt, doch zog er sich 1834 vom öffentlichen
Leben zurück. D. starb 20. Juni 1840. Von seinen
zahlreichen Schriften, mit denen er gewöhnlich in
die Ereignisse seiner Zeit eingriff, sind zu erwähnen:
"N33ai 8ui' I'ingti'uction pudli^us" (Par. 1793),
"1^88^1 8ur la. con8tiwti0u" (ebd. 1793), worin er
die Grundzüge des Gesellschaftsstaates entwickelte;
(<^U3.I)'86 (168 OpiuiOQZ äiv61'363 3ur 1'ori^iu6 (1"
i'impi'imLi'iL" (ebd. 1802), "N38Hi ki8toriHU6 8ur
III. pui88lMs:o t^mporelis 663 Mi)68" (ebd. 1810),
eine durch Freisinnigkeit und Genauigkeit der For-
schung ausgezeichnete Schrift, die 1813 auf höhern
Befehl vernichtet, erst 1818, freilich mit Abänderun-
gen, und zuletzt 1828 (Par., 4 Bde.) wieder abge-
druckt wurde. Auch verdankt man ihm eine vollstän-
dige Ausgabe und Fortsetzung von Rulhiöres "lli3-
toii'L d6I'anarcnio ä<3 ?o1oFU6" (4 Bde., Par. 1807)
und Ausgaben der Werke Voileaus, Cheniers und
Laharpcs. Sein Hauptwerk ist der "Ooui^ ä'6wäs8
1n8t0i'icM>3" (20 Bde., Par. 1842-49). Seit der
Restauration war er Hauptredacteur des ".lournal
ä63 8avant8". - Vgl. Taillandicr, v0cuiri6M3 dio-
Fi-ap1ii(iu03 3ur N.'l). (Par. 1841; 2. Aufl. 1847).
Daunus, in der ital. Sage ein alter König
Apulicns, nach dem dieses Land auch den Namen
Daunien führt; er soll aus Illyrien eingewandert
sein und nachher den Diomcdes (s. d.) aufgenommen
und feine Tochter mit ihm verheiratet haben.
Dauphin (frz., spr. dofäng; lat. I)6ipliiim3),
der frühere Titel des ältesten Sohnes der Könige von
Frankreich, war ursprünglich der Herrschertitel der
souveränen Herren der franz. Provinz Dauphinö
(s. d.): Dlwpdin c?6 Vi6niwi3. Mit der Dauphins
siel (1343) der Name an denjenigen Prinzen des kö-
nigl. Haufes, der diefe Provinz als Apanage erhielt,
später jedesmal an den ältesten Sohn des Königs.
Noch Ludwig XI. (1401-83) gestand dem D. be-
deutende, fast souveräne Rechte zu; seitdem aber
verlor die Provinz ihr eigentümliches Staatsrecht,
und es sank nun die Würde zum bloßen Titel des
präsumtiven Thronsolgers aus der unmittelbaren
Nachkommenschaft des regierenden Königs herab,
bis nach der Iulirevolution von 1830 auch dieser
Titel wegfiel. Der Herzog von Angouleme, ältester
(^obn des Königs Karl X., war der letzte D.
Zum Gebrauch für den Unterricht des D. lies)
Ludwig XIV. unter der Aufsicht von dessen Gou-
verneur, dem Herzog von Montausier, durch die
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